am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

business as usual

schreiben ist ein spiel, für eine ganze weile. dann wird es arbeit, aber das macht nichts. es ist eine reichhaltige arbeit, voll von zufriedenheit und geschenken, wie es sonst wohl keine gibt. zu schluß aber wird es business – was sonst? – und da hört der spaß auf. selbst wenn ich zugeben muß, daß ich mich auch darauf einigermaßen verstehe, mit allen fehlern und komplikationen, ist es mitunter unerträglich. die absagen zu sammeln, zu stapeln, in stehordnern und emailpostfächern. und dabei zu wissen, daß es nichts, rein gar nichts mit meiner arbeit zu tun hat. und dennoch.
schreibt mir eine agentur auf meine anfrage von vorgestern heute dieses: ‘Wir möchten Ihren Text nicht noch einmal prüfen und können uns nach wie vor keine Vertretung Ihres Manuskripts durch uns vorstellen.’ es war zwar nur ein mißverständnis, ich hatte lediglich die vorangegangene recht nette email zwischenzeitlich verschludert. nur deshalb hatte ich mir überhaupt eine nachfrage erlaubt. dennoch hocke ich nun wohl in der kiste ‘nervige hobbyschreiberlinge’, ‘übles bettelvolk’ und ‘armselige möchtegerndichterin’. oder so ähnlich. na, herzlichen dank.
fazit: es ist einfach kein durchkommen, und irgendwann reicht die kraft nicht mehr, das ist abzusehen. einstweilen flüchte ich in arbeit. nur so bleibt der kopf frei von dieser mischung aus hochmut und demütigung, die dieses business – vermutlich auf beiden seiten – beherrscht.
oder sollte ich sagen demut? aber wo kämen wir da hin?

work in progress

ich tue unsinnige sachen, wieder einmal. jetzt, wo es zu spät ist, vielleicht, bastel ich den ultimativen auszug aus MEMORY. ich packe eine linie aus der 5er reihe zusammen, fädel Memento II-IV ein und dazu zwei verse, also sex. (was nunmehr niemand verstanden haben mag. ;-) aber so kommt es gut. ich schiebe das ganze auf 20 seiten zusammen (schriftgröße – scheint in diesem fall vertretbar), auf die art taugt es immerhin für einen stipenumsantrag. das wiederum macht kaum sinn, die werden grad auf mich gewartet haben, ausgerechnet in berlin. aber manchmal ist nichttun um so sträflicher, wie in diesem fall. und das weiß man schließlich auch nicht, wofür das ding dann doch noch alles zum einsatz kommen mag.
außerdem bin ich in dem zusammenhang natürlich wieder eingestiegen in den text. nicht, daß ich das gut fände, es ist anstrengend und angstbesetzt. korrekturkonzentration ist eine art allmacht, alles steht oder fällt. und immer ist da die frage, ob ich nicht längst zu weit gegangen bin, den bogen überspannt habe. natürlich läßt sich ein text immer und immer weiter bearbeiten. jeder tag ist neu, jeder tag ist anders. aber es gibt diesen punkt, wo es keinen sinn mehr macht. und der ist wichtig. bei MEMORY eben bin ich nicht mehr sicher, lange schon nicht mehr. ob ich ihn nicht verpaßt habe. acht jahre für wenig mehr als 120 seiten ist ohnehin schon eine mittelprächtige katastrophe.

conclusion

eigentlich ist das auch ein muß. aber genau wie das andere muß hier wird das wohl erstmal nix.

A Room of One's Own

forderte bekanntlich Virginia Woolfe, damit frauen zum schreiben kommen. gut, das mit dem raum ist – zumindest in meinem fall – nicht so sehr das problem. aber erinnert sich noch jemand daran, daß sie als weitere forderung noch eine bestimmte gesicherte(!) summe an pfund im jahr hinzugefügt hat?
(ist schon mal jemandem aufgefallen, daß sich innerhalb von 10 minuten gegoogle keine vernünftige, will meinen verlinkbare, page zu virginia woolfe finden läßt?)

A Room of One’s Own

forderte bekanntlich Virginia Woolfe, damit frauen zum schreiben kommen. gut, das mit dem raum ist – zumindest in meinem fall – nicht so sehr das problem. aber erinnert sich noch jemand daran, daß sie als weitere forderung noch eine bestimmte gesicherte(!) summe an pfund im jahr hinzugefügt hat?
(ist schon mal jemandem aufgefallen, daß sich innerhalb von 10 minuten gegoogle keine vernünftige, will meinen verlinkbare, page zu virginia woolfe finden läßt?)

sgb ii =

arbeitslosengeld ii/sozialgeld
zwischen sozi und arbeitsamt, beschäftigt mit dem, was allgemein mit hartz iv bezeichnet ist. höchstpersönlich, wer hätte das gedacht? aber das heißt letztendlich nur listen schreiben, formulare wälzen, sonst nichts. das morgendliche frieren im zugigen warteraum nach höchstens vier stunden schlaf ist ein anderes. unangenehm, mit schal und jacke zwischen den anderen wartenden zu hocken, im mantel, im anzug, eine frau sogar mit pelz und gatten. (typ zuhälter!) alle im wissen darum, daß es draußen noch kälter ist. vermutlich.
mit der dämmerung, jetzt, setzt die erschöpfung ein. ich bin hirnmüde, wie ausgeschaltet.
dabei bin ich gerade eben noch in MEMORY abgetaucht, habe es gewagt, die späten passagen, die besser klingen, mir näher sind. ich finde sogar humor, oh wunder. vielleicht auch nur sarkasmus, aber immerhin. ich begreife die fehler, die ich beim verschicken gemacht habe. die ersten 20 seiten als auszug waren nicht die beste wahl. überhaupt, das exposé… wiedergutmachen läßt sich das kaum, die absagen sind längst da. und eine agentur, die ich noch in petto hatte, ist inzwischen anders besetzt, will nur noch die klassische romanform. das ist MEMORY nun wirklich nicht. (‘ein spiel mit fragmenten’, heißt der untertitel, fällt mir gerade ein. ;-) also ausgemustert.
was bleibt? ist die erkenntnis, daß es schwer ist, immer wieder, ohne jegliches feedback, ohne anerkennung oder gar erfolg doch noch weiterzumachen. bis es vorbei ist, irgendwann. und keiner hats gesehen. ever!

wisch und weg

nachts, endlich, setze ich mich an den antrag, fülle den wisch vom sozi aus. das ist nicht schwer, wesentlich einfacher als der ksk-antrag beispielsweise. doch mir flattert der magen und flackert der blick. soll mir niemand jemals sagen, wie das ist, locker, leicht und flockig vom staat zu leben. schmarotzer!
wieviel dunkelheit und angst noch in mir hockt. (selbst)verachtung und verzweiflung. es ist fast wie damals, nur daß es nicht anhält. vielleicht weil ich es schon kenne. oder weil ich älter bin, weiß, daß die dinge in bewegung bleiben. trotzdem. (in welchem idiotischen moment habe ich mich eigentlich als schriftstellerin erkannt? verdammt!)
ich erinnere mich, vor fast genau zwanzig jahren. drei jahre, glaube ich, habe ich vom sozi gelebt, in der zeit u.a. mein abi gemacht. 350DM, später dann knapp über 400DM. inklusive miete, versteht sich. man verhungert nicht, essen läßt sich einschränken. nudeln mit salz und reis mit butter, immer schön im wechsel. das geht problemlos. aber man verreckt, langsam, verrottet vor sich hin. alles ist kaputt zum schluß, läßt sich nicht ersetzen. die dinge verfallen, die möbel, die kleidung, alles. keine bücher, keine musik, keine kneipe, kein gar nichts. so ist das. wenn es damals nicht noch vater und oma gegeben hätte. wer weiß?
dennoch war ich glücklich, überhaupt leben zu dürfen. nicht einmal sonderkosten habe ich geltend gemacht, z. t. weil ich einfach nichts davon wußte. einen ganzen winter lang habe ich gefroren, weil ich keine ahnung von heizkostenbeihilfe hatte. letztendlich war ich nur dankbar. leben zu können und zur schule zu gehen zu dürfen. das war ein sonderrecht, ich weiß nicht warum. ich brauchte mich nicht arbeitslos zu melden, ein ganzes jahr lang war ich frei. was will man mehr?
jetzt geht es nun also wieder so los, genau an derselben stelle. daß sich immer alles wiederholen muß. nur diesmal ohne vater und oma, in der fremden stadt, wo ich noch kaum jemanden kenne.

zwänge?

daß angst und enge immer wieder auch zur handlung zwingt. es ist eine schande.
ein stapel post liegt neben mir, drei bewerbungen aus der heutigen zeitung. das geht schnell, ist fast schon routine, der lebenslauf wird schon lange nicht mehr angepaßt, alle möglichen versionen liegen bereits vor. der rest ist MEMORYmaterial. nachfragen, ergänzungen, adressänderung undsoweiter. das war allerhöchste zeit. außerdem die selbsteinschätzung für die ksk, deren richtlinienstudium mir immerhin die erkenntnis gebracht hat, daß man bei engpässen nicht gleich rausfliegt. auch bei längeren offensichtlich nicht. das ist doch schon mal ein ansatz.
der soziwisch, ausgefüllt, fein säuberlich mit filzer. in der bleistiftversion von gestern nacht hatte ich die gräßlichste rubrik kurz entschlossen gestrichen. ungelesen offensichtlich. ahnungslos. die unterhaltspflichtigen verwandten, kinder und eltern. kinder gibt es zwar keine und eltern auch nur noch kaum. und unterhaltspflichtig ist niemand von denen. aber das weiß ja das amt nicht. auch nicht, in welche zwangslage mich das bringt.

ach so: vielleicht beantworte ich ja morgen die frage, warum ich eigentlich in berlin bin. oder übermorgen. irgendwann auf jeden fall. ich werde es in letzter zeit schließlich beinah täglich gefragt. doch die echte, tiefste erklärung schulde ich mir wohl noch selber. aber es rückt näher, und ich bin auch gespannt.

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