am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

living in a box (5)

es macht mich rasend, daß hier plötzlich permanent menschen sind. morgens um sieben fängt es schon irgendwo an zu klopfen und zu bohren. später sehe ich vom schreibtisch aus in den nacken des jungen mannes von gestern, der da hockt und hämmert. eine gerüstetage höher steht sein etwas älterer kollege und schmeißt von da aus immer wieder plastikschnipsel an mir vorbei.
gerade eben stehen da plötzlich beide und rufen nach mir. sie wollen auf meinen balkon, um die tür abzukleben. ich soll die pflanzen wegnehmen. ich verstehe nicht, warum sie auch die tür vernebeln wollen. davon, daß mein balkon renoviert werden soll, weiß ich natürlich nichts. offensichtlich soll der aber gestrichen werden. zumindest sind die beiden davon überzeugt und auch informiert.
wie gesagt bin ich irritiert, daß hier immerzu menschen sind. ich kann es einfach nicht haben, um genau zu sein. deshalb wohne ich allein, weil ich nicht ständig unter menschen sein kann. ich bin nicht nur irritiert, ich verliere mich. total.
und so passiert es, daß ich einen der beiden reinlasse, um das mit der tür zu erledigen. obwohl ich das eigentlich nicht will. ich frage nach, wann denn das gemacht werden soll. ich denke, daß ich die gesamte balkoneinrichtung wegschaffen und zum teil auch abmontieren werden muß. sie wollen mir früh genug bescheid sagen, immerhin. ich vergesse zu fagen, welche farbe sie denn streichen wollen. oder besser sollen. obwohl genau das doch das eigentliche thema ist. ich denke an diese lachsscheiße vom innenhof.
im grunde denke ich, daß die hausverwaltung mich hätte informieren müssen. und zwar vorher. ich weiß es aber nicht, hier sind zuviele menschen. stehen plötzlich da, duzen mich ungefragt und machen dann, was sie wollen. das bringt mich völlig durcheinander. ich habe dem schlichtweg nichts entgegenzusetzen.

elementarteilchen (1)

„Bruno träumte davon, Schriftsteller zu werden; er schrieb zahlreiche Seiten voll und onanierte viel; …”
Michel Houellebecq, Elementarteilchen

(anmerkung: nein, das ist kein querverweis auf klagenfurt. oder?)

flattern

das mit den vielen fahnen überall, das ist ja so eine sache. zwiespältig eben. vor ein paar jahren noch wäre mir das tagtäglich sehr übel aufgestoßen, das schwarzrotgelbe geflatter allerorten. momentan ist das überraschenderweise nicht so, muß ich gestehen. vielleicht meine ich auch, daß es an berlin lieg, bin deshalb irgendwie beruhigt. in wtal zum beispiel kann das doch unmöglich so schlimm sein. denke ich dann.
vor ein paar tagen allerding, unterwegs mit dem motorrad auf der stadtautobahn richtung steglitz, hatte ich plötzlich doch ganz starke bedenken. dieser knüppel, der da seitlich aus dem wagen vor mir ragte. mit einer riesigen fahne dran, die wie wild gegen die heckscheibe zappelte. sich ganz offensichtlich losreißen wollte, ich bin sicher. frei sein, endlich frei. so kam es mir zumindest vor, und ich kann das ja verstehen. was also, wenn dieses ding sich tatsächlich losreißen würde? gerade in in dem moment, in dem ich völlig ahnungslos und unschuldig hinter ihr herfahre.
würde der knüppel mich aufspießen? oder eher umwerfen, daß es kracht? würde sich das bunte tuch um mich wickeln? oder zumindest um meinen helm, mein gesicht? und so zu meinem verhängnis werden? blind fahren ist nämlich auch keine gute idee.
das sind häßlich vorstellungen, jeder motorradfahrer wird mir das bestätigen. da kriegt man das flattern, nicht zu knapp.
aber immerhin, jetzt weiß ich es wieder. nein, fahnen sind nicht gut. wirklich nicht! ich kann und möchte ohne leben von jetzt an. vor allem vor mir auf der autobahn.

living in a box (3)

gerade wird mir das wohnbürofenster verklebt. nicht blau, zum glück. sehen kann ich durch die folie dennoch nicht besonders gut, alles schwimmt. es sieht auch nicht so aus, als könnte ich das fenster jetzt noch öffnen. hast du balkon, sagt der junge mann, der das kleben der folie erledigt, auf meine nachfrage hin. dazu, wie lange das so bleiben soll, kann er nichts sagen. und die frage nach den anderen fenstern, wo ich keine balkone zur ersatzlüftung habe, versteht er gar nicht erst.
ironischerweise las ich dabei gerade diese große oper hier. FEEENSTEEER!!!!! schließlich ist sommer.

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