am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

tango, visualisiert

so sieht es aus, wenn ich einen kugelschreiber in die hand bekomme, um damit einen tangoklassiker zu visualisieren. tanzen auf dem papier, sozusagen.

tangovisualisierung

kommentieren muß ich das wohl nicht, das ist irgendwie komisch. ich weiß. womöglich habe ich das nicht richtig verstanden. oder aber ich bin eine ziemlich schräge tangotänzerin, mag sein. eigentlich sollte es nämlich ganz anders aussehen.

das lied ist übrigens dasselbe. tja.

was macht man, wenn man nichts tun soll? sich ausruhen statt dessen, nicht denken sogar. ich weiß das gar nicht. wie geht das?

leer

ein tag voll abgründiger erschöpfung, die sich sicher nicht auf diese lächerliche erkältung zurückführen läßt. nicht nur zumindest. etwas packt mich von hinten, im nacken, drückt mich nach unten, mit dem gesicht ins land. da ist nichts, kein licht mehr, kein schatten. nur erde. etwas frißt sich durch die mitte, entleert mich, löscht mich aus. ich frage nicht. mein herz, meine angst, meine armut. das ist kein leben mehr, da ist keine luft. da ist nichts, das sich noch füllen ließe.

ist das nun gut oder nicht? und wozu ist es gut? oder nicht gut, diese bodenlosigkeit, die sich meiner bemächtigt, immer wieder in letzter zeit. das ist es, was man kranksein nennt. ja? heute ist es das. die ärztin schenkt mir ein paar tage, die ich im selben moment als gestohlen empfinde.

gestohlen? von wem? ich bin verwirrt, zu erschöpft. zu leer.

zu alt.

drücke

wenn die ohren erkältungsbedingt so zu sind, daß beim naseputzen die druckluft aus den augen schießt, muß man anschließend auch die brille putzen. hören kann man davon dann allerdings auch nicht besser. mußte ich heute schon mehrfach feststellen.

dumpf

die augen brennen und triefen, ebenso alles andere im gesicht und nicht nur das. nach jedem naseputzen sind die ohren bedrückt und taub, die glieder schmerzen vom herumliegen, doch beim herumgehen schwankt die welt beständig ein wenig. was auch nicht angenehm ist. mit dem, was wohl ein tödlicher männerschnupfen entweder schon ist oder noch werden will, kann ich wie immer nicht gut umgehen. es ist lästig und irritierend, ich möchte flüchten vor mir, dieser unsinnig zerfließenden masse. wirklich schlimm ist das nicht, nein.

dennoch oder vielleicht gerade deshalb ist es mir peinlich, heute meiner aushäusigen teilzeitarbeitsstelle vorsätzlich ferngeblieben zu sein. auf der ich, mittelmäßig stimmlos, wie ich bin, absolut nichts verloren hätte. quasselstrippe, die ich dort zu sein habe, stundenlang. bereits gestern habe ich alle anrufer quasi verrotzt oder verbellt. also.

ich lerne nur langsam. über die jahre und jahrzehnte, in denen ich niemanden persönlich über meine gesundheitlichen zustände zu informieren hatte, fällt es mir nun schwer, die notwendigerweise getroffenen entscheidungen über mein krank- oder aber gesundsein vernehmbar zu verkünden. schlimmer noch: falls sich mein verschleimungszustand tiefer gräbt und in mein atmen legt, wie es üblicherweise geschieht, ich hab das ja nicht zum ersten mal, dann werde ich am montag in einer arztpraxis vorstellig werden müssen. würde ich eigentlich ja nie tun, nicht wegen solcher kleinigkeiten. aber so geht das im angestelltenleben. weiß ich ja, theoretisch.

das mit dem krankenschein habe ich bislang erst einmal im leben versucht, das war vor über dreißig jahren als ich in der lehre war. da war meine stimme total weg, kaum ein krächzen konnte ich von mir geben. und das krächzen tat weh, wie jeder einzelne atemzug, so flach und vorsichtig er auch war. insgesamt war ich nicht nur erkältet, ich war am ende meiner kräfte. ein familienumzug lag hinter mir, wochenlanges handwerken den ganzen tag, erst auf der arbeit danach in der neuen wohnung. im dekolager im lehrkaufhaus hatte ich außerdem tagelang nitrolack streichen müssen, was in einem lager ohne absauganlage damals schon nicht erlaubt gewesen sein kann. nitro macht wie trunken und die stimme hatte ich womöglich auch dabei gelassen und mir den schmerz in den atemwegen zugezogen. das alles trug ich freimütig krächzend dem mir völlig fremden arzt vor, der mir daraufhin aus welchem grund auch immer den krankenschein verweigerte. keine ahnung, was er sich dabei dachte. ob er mich für einen partyverkrächzten teenager hielt? ob er mir ankreidete, daß ich trotz meines zustandes mit dem motorrad vorgefahren war?

gut, ich hätte mit dem fahrrad fahren können oder zu fuß gehen. weit war es nicht, das weiß ich noch. ich hätte dem mann erklären können, daß es niemanden gab, der mich hätte bringen können oder wollen. aber wie hätte ich darauf kommen sollen, mit etwa neunzehn? da wußte ich noch nicht, daß menschen normalerweise andere menschen haben, die so etwas für sie tun. so stand ich also anschließend einfach wieder draußen, bei meinem motorrad, und sah zu, wie der herr doktor in seinen porsche stieg und wegfuhr. ratlos war ich, nicht einmal wütend, nur irritiert. und ging halt arbeiten am nächsten tag, schniefend und krächzend. mit neunzehn geht das.

das wird also spannend am montag, wenn ich dem prozedere womöglich eine zweite chance einräumen werden muß. wenn es bis dahin nicht längst wieder besser ist, ganz von allein. mal sehen.

noch etwas gehört wohl gelernt. da ist dieses sofa, unmittelbar hinter mir, das zum sitzen so schlecht geeignet ist, weil es ein schlafsofa ist. und ich liege so gut wie nie darauf. ob das so soll?

mit einem buch in der hand suche ich meine gruppe. die gruppe, zu der ich immer gehe. dabei erkläre ich, wie ich gelernt habe, so zu sprechen, daß sie mich verstehen. so eben, wie in dem buch steht. so, wie ich meine, daß auch sie sprechen. ich erkläre, wie falsch das war, all die zeit, weil ich auf die art nicht gesagt habe, niemals, was ich wirklich bin. und daß ich nun damit aufhören werde. ich gehe von tür zu tür und finde niemanden. meine gruppe ist längst verschwunden. es gibt nichts zu sagen, nicht zu erklären, so einfach ist das. statt dessen ist jemand gestorben, aus freien stücken, das weiß ich auf einmal. das weiß ich genau. ich weiß aber nicht, wer es ist. wer es war. so werde ich wach. auch jetzt noch, stunden später, suche ich. ohne zu wissen.

lieblingsfarbe: grün

sehr zufrieden bin ich derzeit mit den bei mir lebenden pflanzen, besonders mit den beiden neuen. der zierspargel wirft lange, hellgrüne triebe richtung licht, kann es offensichtlich kaum erwarten, endlich nach draußen zu kommen. der gummibaum arbeitet an seinem zweiten neuen blatt seit er hier eingezogen ist, das ist mehr als ich zu hoffen erwartete. (kann man so sagen?) auch die balkonüberlebenden, einmal efeu, einmal lavendel, werde ich in diesem frühjahr keinen plötzlichen dursttod erleiden lassen. das habe ich mir fest vorgenommen.

das sind doch gute zeichen. morgen wird es sonne und warm sein, da ist dann balkonbautag. wenn ich schon zu anderem kaum fähig bin. das hilft sicher.

gestern sah ich mich außerdem (rein privat) gezwungen, mich zu meiner lieblingsfarbe zu äußern. grün natürlich, was sonst?! ein dunkles, schwer zu definierendes grün. so richtung tanne vielleicht, aber auch ein wenig flasche. also finster und transparent zugleich. irgendwie.

tja. ich bin echt nicht einfach, ich weiß. selbst in meiner freude nicht. isso.

thx

ein vertrottelter sonntag, endlich wieder einmal. vertrödelt, meine ich. es lag einfach keine lust herum, die ich mir hätte leihen können. keine lust und keine last. auch keine inspiration oder ein wenig intelligenz, einfach nichts. so hab ich geputzt und gesaugt, immerhin, womöglich werde ich gleich noch ein wenig bügeln.

das ist unzufriedenstellend, ich weiß. ich spüre, wie es sich an meiner oberfläche festsetzt, wie staub, wie zement. was immer es ist. was darunter liegt, keine ahnung. keine träume, keine hoffnung mehr. wie lange geht das schon so. ich bin mir selbst unerreichbar, stunden-, tagelang. mehr als ich ertragen kann. das macht schwer und alt, es hilft nicht weiter, es ist für nichts gut. aber das ist egal.

es ist besser als das unzumutbare innere gehetze, gezeter und gemetzel der letzten wochen.

das habe ich verabschiedet, das lohnt sich nicht. (ebenso die plötzliche kleine rheumaepisode, nicht einmal halb so schlimm wie im letzten jahr. aber lästig. auch sowas kann ich nicht gebrauchen, nicht mehr. danke.)

was ist das für eine müde welt.

tangoangst

tangototalausfall. grippewelle oder so, absage aller vertrauten mittänzerinnen im laufe des tages. gerade eben die letzte. kurz vor knapp, fast hätte es geklappt. das passende hemd habe ich schon an, die schuhe schon in die tasche gepackt. aber alleine gehe ich nicht, kann ich nicht, nie wieder. das eine mal, daß mir das passiert ist, war derart schrecklich. ich erinnere mich genau. das brauche ich nicht, nicht jetzt. nein.

soviel angst halte ich nicht aus. es ist wie es ist, keine liebe.

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