am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

gehen

gehen, um zu denken. das geht auf einmal wieder. ich gehe also, statt die reisevorbereitungen weiterzutreiben oder die junirechnungen vorzubereiten.

ich gehe zum treptower park und entdecke dort den karpfenteich. grün und satt ist darum herum, etwas versteckt und überhaupt nicht überlaufen. ganz anders als viele der anderen bereiche des parks, wo es voll ist oder offen und weit oder beides. daß ich das alles noch nie entdeckt habe? zwei wunderbare weiden, dicht am ufer und riesig. die muß ich wiedersehen, immer wieder. und es ist auf meiner seite, neuköllnzugewandt. also wirklich naheliegend, auch zu fuß.

das merk ich mir, das ist ein guter ort, zu sein. zu gehen. und zu denken.

nachts quatscht die belegschaft eines 48-stunden-neukölln-events bis gegen drei vor meinem schlafzimmerfenster, deshalb schaue ich im tv diesen tykwer-film, der in wuppertal gedreht wurde. der mit der kaiserin. (stellenweise ein bißchen sehr kukucksnest, wie ich finde.) danach ist es immer noch nicht still. es rauscht und brennt. im traum gehe ich weit zurück in das, was ich nicht bin.

ich komme nicht an. ich komme nicht weg.

ich kann nicht mehr richtig sehen, das ist das alter. das kommt in schüben, gleitsichtbrille und multifokallinsen helfen nur begrenzt. oder es ist die müdigkeit, seit ein paar tagen ist das so. so beginne den tag damit, in meinem fundus alter, abgelegter brillen, eine zu finden, mit der ich das schriftbild am monitor noch scharfzustellen in der lage bin. und werde fündig.

es gibt ja lösungen. immer. es gibt veränderung. es gibt nur keine ende.

manchmal würde ich ja gern ausgeschlafen aufwachen, so richtig erholt. manchmal würde ich mir gern die kraft nicht schon vor dem frühstück aus der reserve leihen müssen. oder aus dem archiv, wo sie im grunde nur zu anschauungszwecken gelagert ist, deaktiviert und herausgeputzt. zusammen mit all den anderen alten waffen, auf die ich mich verstehe.

@absurdum

das problem ist, daß ich relativ stark bin, sage ich laut. das ist absurd, denn eigentlich bin ich zu schwach. ich kriege die schraube nicht weit genug ins holz. was soll ich machen, schaff’s einfach nicht. dabei fehlt nur noch ein knapper zentimeter. dennoch muß ich sie wieder rausdrehen, kurz vor schluß, doch auch das geht kaum noch. ich muß eine zange nehmen, ein kneifzange, die denkbar ungeeignet ist. eine andere ist gerade nicht da. am ende ist die schraube kaputt und ich auch. aber sie ist wieder raus. zum glück bin ich relativ stark, besonders meine hände.

meine grundlegende kraft, die ist das problem. immer wieder. kaum jemand bringt eine so lange schraube tief genug ins holz, ohne vorher vorzubohren. es ist unsinn, es überhaupt zu versuchen. das weiß ich natürlich. ich versuche es aber trotzdem, immer wieder. weil ich so stark bin.

vielleicht sollte ich es mal geschichten über das scheitern versuchen.

hipster

das bin ich, offensichtlich, und das ist wenig lustig. das ist immens erschreckend.

lästig

ein sonntag wie ein sonntag. fast nichts gearbeitet, nur einen artikel geputzt und rausgeschickt, dann ein paar seiten korrekturgelesen. auch fertig, schluß. ich hätte noch mit der anstehenden mammutübersetzung weitermachen können, mir war dann aber nicht so. mir war nach sonntag, nach pause, nach stille. mir war aber nicht bewußt, daß ich nicht weiß, wie das geht.

ob ich es jemals wußte?

jetzt bin ich müde, müde. was auch immer das sein mag, immer bin ich müde. wenn ich durch die straßen gehe, weil ich es in mir nicht mehr aushalte, dann sind meine beine träge und schwer. wenn ich schnell mal eben, dies und das und noch eins erledigen will, dann kann ich nur zwei auf einmal, nicht mehr drei oder sieben. wenn ich muß, geht alles. ins fremdbüro düsen und zur weitgehend freien verfügung stehen, mich im wohnbüro stundenlang tief reinknien, in was auch immer, oder beim tangounterricht sowieso, alles vergessen. aber sonst?

seit wochen schläft mir die rechte hand, der rechte arm ein, nicht mehr nur noch im liegen, wie schon seit monaten. sondern jetzt auch im sitzen, im gehen, beim tippen, sogar beim nichtstun. das ist eigenartig. das ist lästig. neulich hat es mich nachts aufgeweckt, schmerzhaft war das und wollte sich nicht lösen lassen. sonst ist es immer schnell wieder weg, das kribbeln, und auch schnell wieder da.

das kommt aus meinem kopf, aus dem nacken, das weiß ich genau. es ist wie ein band, das sich von dort aus durch meine schulter schlingt, den oberarm außen hinunter und dann den unterarm innen weiter bis in daumen und zeigefinger. das ist alt, so alt. vor über zehn jahren schon hatte ich versucht, dem beton in meinem nacken auf den grund zu gehen. endete aber nur bei einem überaus desinteresseirten orthopäden. der mich aber immerhin kurzfristig an eine physiotherapeutin verwies, die sich auf osteopathie verstand. so kam ich unvermutet für etwa 20 bis 30 minuten in meinem leben in den genuß, am eigenen leib zu erfahren, wie sich ein körper ohne last befinden kann.

länger wollte das aber nicht halten, nicht bleiben. das ist schade.

ich bin müde, so müde. ich kann alles ertragen, aber so geht es nicht weiter. ich kann nicht mehr tragen.

manchmal, wenn ich mich sehr müde werden lasse, über den tag, und dann noch ein wenig wachhalte, über die zeit. dann findet mein hirn diese bilder wieder, die nicht wirklich sind, nur nah. wie als kind.

jacobs, reverse

nach dem aufwachen gehe ich zurück in mich, in den traum, den ich vergessen, den ich verpasst habe. heute. ich steige hinunter, durch die luke im boden, wo es licht ist und leicht. aber endlos, ziellos, ungewiß. sprosse für sprosse, die himmelsleiter hinab, durch die sprachlosigkeit. in die sprachlosigkeit. ein leeres, weites feld; mein totes land. das land, das ich selbst nicht (mehr) kenne.

zuletzt, am boden vielleicht, irgendwo und irgendwohin, flüchte ich. eilig, schlage ich eine richtung ein. und in einem feinen spalt im boden, nicht weit von einem spielfeld, bleibe ich, schlage ich, wurzeln. halte mich fest, wo nichts ist. da ist enge, das ist alles, und ich bin ein kraut. fortan. ich bin ein nichts, das nichts sieht und nichts sagt. meine welt, eine welt ohne worte.

darüber hinaus: überraschend hell, das alles. ich bleibe, was ich bin. ein engl.

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