am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

koffer packen

es stellt sich heraus, daß auch der kleine koffer genügt hätte. der große bleibt vergleichsweise leer. irgendetwas muß falsch gelaufen sein. irgendetwas eklatantes muß ich vergessen haben. dabei habe ich zwei badetücher dabei und zwei badeanzüge und zwei bücher, nun doch. wenn ich nur wüßte.

aber ich weiß wirklich nicht.

koffer packen

ich versuche also, keine kamera mitzunehmen, schließlich gibt es ja instagram. und nur ein buch, weil ich in klagenfurt zu mehr eh nie komme. das eine also, das ich bis zur lesung mitte nächsten monats fertig gelesen haben will. da bin ich jetzt also gespannt und ein klein wenig zuversichtlich, zumindest was die kamera angeht.

komisch

gestern war ich, nebenjobbedingt, in der oper. zu einer gänzlich unoperlichen zeit am frühen nachmittag, mitten in die bühnenbildbauphase hinein, auf eine kleine führung und saalbestuhlungsbesichtigung. nicht zum ersten mal im leben stand ich also auf einer großen, leeren bühne, theater von hinten sozusagen. wiewohl das womöglich auch vorne sein könnte, ich weiß es gar nicht. immer wieder eigenartig, diese position im leben, irgendwie verdreht.

ein geschiebe war das, ein gerumpel und gerufe. handwerk eben, werkzeug und werkstoff, präzision und improvisation. (gaffa tape.) ich liebe das, das maschinenhafte, diese grobheit in allem. das kalte licht, die höhe, die unermessliche größe. ich verstehe das, so muß es sein. das ist theater. wie gern wäre ich dort geblieben, als teil der maschine, ganz am rand, unsichtbar. wie gerne.

das würde mich glücklich machen.

ständig lag mir die frage auf der zunge, auf der spitze vorn: ich will hier arbeiten, an wen muß ich mich da wenden? (mein onkel, jahrzehnte ist das her, war als schreiner beim gelsenkirchener theater. ob das überhaupt noch gibt? ein theater? in gelsenkirchen? mit eigener werkstatt?)

doch das ist wohl utopie. ich bin zwar ausgebildetete handwerkerin, aber ich bin auch 53, und gestern waren da (fast) nur männer. (am wuchten.) schade. vor 20 jahren vielleicht, da hätte ich es noch mit denen aufgenommen.

ich lehne an einer wand und warte

du bist ein schöner mann, aber ich habe nicht die kapazität, sagt mir eine frau im vorbeigehen.

gut, sie trug eine weinflache bei sich, schwankte ein wenig und schien insgesamt etwas desillusioniert. desorientiert. desolat. aber lachen mußten wir doch, beide.

sportlich

zum frühstück im radio hören, wie zwei schriftsteller (ja, männlich.) zu ihrem sportlerdasein befragt werden. mehr als fünf stunden am stück intensiv schreiben könne man gar nicht, sagt der eine*, der offensichtlich zum ausgleich (oder was auch immer.) diverse olympischen disziplinen ausübt. man müsse ja auch das, durch das man sich da hindurchschreibt, irgendwie verarbeiten, sagt der andere.*

sie haben recht, beide. die fremden welten, in die man abtaucht, die bizarren situationen, die intensive erfahrung, jenseits des alltags, des eigenen ichs auch. ich kenne das. durchaus.

dennoch frage ich mich natürlich, wann und ob diese (mehr oder weniger, ich weiß auch das.) abgesicherten schreiber – elitäre schöngeister oder was? –  (noch?) daran denken, wie es ist, mit all dem nach der arbeit anzufangen. nach der fremdarbeit, wo der geist stundenlang durchgetaktet wird, was auch immer zu tun sein mag. nach der heimarbeit, die sich (wie das schreiben.) in den privatbereich, ins wohnbüro frißt, dort vor allem die schreibzeit ruiniert. nachhaltig. (schönes wort!)

wenn ich träume, träume ich von arbeit. von buchungssystemen und kreditkartendaten, vom schreiben über fremdthemen und dem ständigem kümmern und bekümmern. die miete, der strom, das netz. energie. essen und trinken nicht zuletzt. oder doch zuletzt? wenn ich nicht essen müßte, nicht schlafen …

jeden monat aufs neue. es gibt kein geld, nicht genug zumindest. es bleibt keine zeit für die ausweitung, die es zum schreiben bräuchte. die zeit vor dem schreiben. über wochen und monate ohne den eigenen geist, der (dennoch!) schreiben will. das ist eine ganz andere (sportliche?) herausforderung.

* grob aus dem gedächtnis zusammengefaßt.

nachhaltige verzweiflung darüber, zu nichts zu kommen, keine schreibzeit zu finden. das gemüt zerfressen von erledigungen, geldbeschaffung und grundlegender menschlicher unzulänglichkeit.

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