am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

wenn es doch immer so still sein könnte wie jetzt gerade. und wenn es dann bitte dunkel werden würde, ganz langsam. und dann nie, nie wieder hell. und heiß. und wirr.

keine menschen mehr und keine fragen. keine anforderungen und ziele, keine absichten oder verpflichtungen. keine wünsche, keine träume, keine zeit. bitte.

innen ist alles gut

es ist soweit. ich weiß nicht mehr, was ich noch bauen könnte. nachdem die küche nun fertig ist, seit einiger zeit bereits, nur noch die silikonkante fehlt. nachdem inzwischen auch alles, was daraus ganz zwangsläufig gefolgt ist, abgeschlossen ist. die alten küchentüren hängen vor dem flurregal, und die zusätzlichen kisten und regale im schlafzimmer wegen des neuen rennrads, das mußte ja auch noch irgendwo hin, sind endlich fix verschraubt. gestern sind die tangoschuhe in ein bücherregal gezogen, als ich die obsolet gewordene seitenverkleidung aus bambusrolloresten neu und in holz gestaltet habe. sieht gut aus. aber keine ahnung, was das soll, was die schuhe dort sollen. aber jetzt ist es so, es scheint mir richtig.

so entscheide ich die dinge. indem sie sich selbst entscheiden. so ist es leicht, so geht es immer.

sogar der kühlschrank ist abgetaut, seit heute. innen ist nun also alles in ordnung, kein ansatzpunkt derzeit. auch kein wunsch danach. was mag nun kommen, an diese stelle treten. die freie stelle. die leere.

das heißt, nein: da ist ja noch die silikonkante. also warte ich. auf den richtigen moment, auf den tag der silikonkante. das geht ja nicht einfach so, eine kante sauber hinzukriegen. das muß zur rechten zeit sein, mit dem richtigen gemüt ausgeführt. sonst geht das gar nicht. das braucht ruhe, sonst kann es einfach nichts werden. von vornherein.

und dann geht am ende alles von wieder los, so ohne soliden abschluß. rien ne va plus.

keine klagen (41)

nachtrag.

klagenfurt kommt und geht, seit jahren und jahrzehnten jetzt. im sommer versinke ich in literatur, glückselig beinah, in die erkenntnis auch, was alles zu tun ist. zu tun wäre. dann ist es vorbei, irgendwie, nur eine seltsame, hohle sehnsucht bleibt. nur in diesem jahr scheint es anders. die sehnsucht bleibt gefüllt, verstärkt durch zufällige begegnungen und bewußt gewählte lesungen. eine zumutung.

ich weiß, was zu tun ist. ich mag da nicht lügen. ach, alles steht und fällt mit einem job, der mich am leben hält. jetzt.

koffer packen

drei bücher, ein magazin und den e-reader habe ich übrigens eingesteckt. dann doch. wohlwissend, daß das zuviel sein würde. war es auch, genau zweieinhalb bücher, ein magazin und den e-reader zuviel. den hab ich nicht einmal als tablet gebraucht.

mit zurück nehme ich jetzt acht bücher, das magazin und den e-reader. alles so gut wie ungebraucht. ich weiß auch nicht. gekauft habe ich keines. echt nicht!

keine klagen (40)

nachtrag. es strengt an, all die worte, diese dichte, nicht nur in den lesungen und kritiken. auch danach, darum herum, am morgen und in den nächten. in den träumen, beim radeln, beim essen, beim laufen, beim baden. auf dauer und in dieser konzentration strengt es mich an. wahnsinnig. an. im kopf.

umgeben von lauter studierten, so könnte ich behaupten, bin und bleibe ich proletengesocks. sowieso. nicht dumm, aber zwangsläufig ungebildet, ergo auf dauer zum schweigen verdammt. das vor allem ist es, was mich erschöpft.

darüber hinaus ist es so: ich bin keine kritikerin, ich bin autorin. ich schreibe nicht über texte, mein gebiet ist nicht die exegese. ich greife weiter zurück, ich werfe die fragen auf. und lasse die antworten offen.

ich schreibe texte. mein ist die schöpfung.

keine klagen (39)

ein dritter texttotalausfall gestern kurz vor schluß. so schlimm, daß man sich fragt, ob den niemand auf die jurorInnen aufpasst, so als letzte instanz. damit ihnen das nicht passiert, daß sie im wald die bäume nicht finden, weil sie sie vielleicht nicht kennen. oder erkennen. der arme, hoffentlich verhagelt es ihm nicht allzusehr den elfenbeinturm.

sonst alles fein, die preise vergeben, die luft satt runtergekühlt. ich bin einverstanden, beim bachmannpreis selbst sogar sehr einverstanden. YES! das war sicher nicht leicht in diesem jahr, so viel solides dabei, so viel gutes auch. auch wenn wenigstens ein text völlig vergessen wurde, ein wichtiger text, aber was soll man da machen.

jetzt schaue ich die bilder von gestern an. ich versuche, mich an die temperatur zu erinnern, an den staub im lendhafen, die gluthitze. an den see auch, den weg dort hinaus, den wir in den nachmittag verschoben haben. raus aus der glut, rein ins türkis, die bergroute schwimmen. seitlich um die ecke, da sind echte berge. sehe ich ja selten sowas. inzwischen ist es empfindlich kühl.

etwas ist anders hier. es sind die leute, die fehlen, ja. aber es ist auch die zeit. es ist zeit. sechs mal war ich vor ort in den letzten jahren. kein jahr habe ich ausgelassen, auch wenn die finanzierung mehr oder weniger immer schwierig war. dabei habe ich mich von den texten entfernt, die mir doch seit mitte der 90er jahre schon jahr um jahr so wichtig waren. ich habe sie noch erlebt, die zeiten, als die jurorInnen die texte erst im moment der lesung kennenlernten. wie sich sich zu drücken versuchten, nicht der/die erste sein wollten. wie die kinder. ich habe am fernseher gesehen, wie sie sich einen tag später, nach erneuter lektüre, für ihr geschwätz vom vortag entschuldigten. ich habe auch gesehen, wie sie sich peinlich berührt, auf offener bühne, für die von ihnen eingeladene autorIn entschuldigten oder zumindest distanzierten, wenn der text ihnen zu mäßig erschien. ich habe gesehen, wie wenigstens ein juror sich dem abstimmreglement zu verweigern versuchte. (biller?) ich habe die jury ratlos gesehen, dümmlich und brillant, be- und entgeistert, selbstgefällig und außer sich.

ich habe urlaub genommen, um die lesungen verfolgen zu können, damals. ich habe mir den wecker gestellt, mitunter ging es um neun los, wenn ich mich recht erinnere. oder ich habe 300er-vhs-bänder besorgt, wenn ich zwischendrin doch ins büro mußte. nachts habe ich nachgeschaut bis in die früh. traurig war ich und und müde, wenn es vorbei war, jedes jahr. fast so schlimm wie jetzt.

der erste bruch kam (für mich) mit der kürzung um mehrere jurorInnen und autorInnen und einen ganzen tag in tateinheit mit der vorabfestlegung der zu lesenden texte. der zweite mit dem internet, noch zu hause vor dem fernseher. der dritte mit meiner persönlichen anwesenheit hier, die mich den menschen näher gebracht hat. und von den texten entfernt, ja. aber das war es wert. ich habe eine der besten, der freiesten nächte meines lebens hier verbracht, mit fremden menschen, ganz aus versehen. das ist eine weile her, darüber rede ich nicht, darüber schreibe ich nicht. das gehört nur mir. das ist mir immer noch unerklärlich. unfassbar.

jetzt bröselt es wieder. es wird anders werden, ich spüre das. es bewegt sich, es geht weiter.

es hört nicht auf. ich höre nicht auf, nach meinen über 20 jahren bachmannpreislesen. wie könnte ich. ich bin süchtig. und über literatur muß gespochen werden, früh genug, bevor sie in den büchern verschwindet.

ich habe eine ahnung.

keine klagen (38)

den lendhafen gibt es noch, auch den literatur-lendhafen, wenn auch nicht mehr so voll. so voller bildschirme, laptops und gekabel. tagsüber. ob es ihn auch nachts noch gibt, weiß ich  nicht. ich war nicht da. ich wollte, aber dann gab es essen, viel essen, zu viel essen. gutes essen, allerbestes essen. und dann war ich müde, bin ich müde, so müde. da bin ich nicht mehr nachschauen gegangen. das tut mir jetzt schon leid. ich hätte gern noch etwas staub und musik heute nacht, morgen nacht, in meinen nächten. ich würde gern noch einmal ein wenig diesen menschen zusehen, die allesamt mit literatur beschäftigt sind, mehr oder weniger. oder mit büchern, auf die eine oder eine andere art. wie sie in der nacht stehen, wie ich, und trinken und reden. und.

ach.

die neue gestaltung des sendestudios, in dem ich gestern für zwei lesungen war, finde ich im studio gewöhnungebedürftig. das publikum rechts und links an den seiten, autorIn und jurorenriege einander gegenüber, dazwischen fließtext. das macht die gäste mehr als zuvor zu deko, zum bildbestandteil, der dementsprechend ausgeleuchtet ist. als fernsehbild dagegen scheint es zu funktionieren, wie ich heute gesehen habe. (gestern waren da zu viele spiegelungen.) wenn vielleicht auch ein wenig platt, kitschig, besonders das mit dem fließtext. aber fernsehen muß simpel sein, eindimensional, ich verstehe das.

die texte. ach ja, die texte. die sind gut, die meisten zumindest ausreichend tragfähig. manch einer auch mehr als das, einer bislang herausragend. nur zwei totalausfälle, das ist erstaunlich wenig. die autorenporträts. die schaue ich nicht an, das langsweilt nur. stört.

heute war ich essen. morgen gehe ich wieder schwimmen.

keine klagen (37)

wieder in klagenfurt, und es gilt zunächst einmal einen schock zu überwinden. keiner der langjährig vertrauen, vor einem jahr noch als fast schon freunde bezeichtet, literaturvertraute auf jeden fall, ist heuer vor ort. (wie man hier sagt.) damit war nicht zu rechnen, das hat sich nicht angekündigt, mir nicht zumindest. ich weiß nicht einmal, ob es zufall ist, oder ob das so sein muß, jetzt. ob das einfach angesagt ist. ich bin ratlos.

so ändert sich vieles diesmal. ich bin wieder mehr auf die texte und diskussionen ausgerichtet. ich bleibe vor ort, gehe hinauf in den vollkommen neu gestalteten saal, treibe mich nicht am lendhafen herum bislang. vermisse ihn aber diesen staubigschönen freiraum. ich treibe mich kaum noch im internet herum, kein bachmannbegleittwittern, kein #tddl-mitlesen vor allem. ich bin da raus, irgendwie. und ich vermisse es nicht.

das alles muß nicht, ich nicht. dafür steht ja inzwischen auch das hiesige orgateam parat, mit twitter account und facebookseite, alles fein. angekündigt sogar in der vorabwerbung bei 3sat. jetzt, wo es den automatischen riesenmaschinenpreis ohnehin nicht mehr gibt, seit 2015, darf das mit dem internet gerne auf mal die art bespielt werden. öffentlich rechtlich und medienwirksam vielleicht. markenmachend. meinetwegen.

ich bin gespannt, hätte ich fast behauptet. stimmt aber nicht, ich bin nicht einmal neugierig. ich schaue und frage nicht nach.

aber zum lendhafen, dahin muß ich morgen mal.

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