am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

im tango trennt glück und scheitern kaum eine haaresbreite. heute nacht war es der lärm. menschenlärm.

medea

einen augenblick lang war die erkenntnis eine erlösung, damals. als ich verstand, daß ich gar nicht gemeint war. daß ich gar nicht bin, niemals war und auch nicht sein muß, was mir so lange so massiv entgegengehalten wurde.

einen augenblick.

dann die gewissheit, daß es schlimmer wurde. in aller klarheit: es hätte auch jemand anders, ein hund, ein huhn oder ein stück holz, sein können. all die verachtung, die demütigungen und die anschuldigungen. das geschrei und die schläge, enge, angst und wut. all das, was mich um ein haar vollkommen ausgelöscht hätte. alles nur zufall, ein versehen, eine notdurft, für die ich einfach gebraucht wurde.

manche sagen missbrauch, ich nicht.

fazit: es hätte ein stein geboren werden können, statt meiner. statt fleisch und blut und geist und seele.

das ist hart, härter geht nicht.

und ich bin es dennoch nicht.

ich weiß.

alles, was krank ist und anders, ist gefährlich. ich verbringe meine zeit in angst, denn ich gelte als krank. noch weiß es niemand, aber längst bin ich ein zombie. doch ich gebe nicht auf, noch nicht. ich schleiche mich von einer institition zur nächsten, immer in der hoffnung auf die richtigen papiere. in der angst entdeckt zu werden. dabei zerbricht um mich herum die welt, die ich kenne. das eigene. das fremde. nichts ist gerecht. bis ich aufwache, verloren irgendwie. verzweifelt.

zeitlos

wie immer bin ich ein bißchen aus der zeit. gerade jetzt zum beispiel würde ich gern den neuen träger hinten aufs motorrad schrauben, daß ich endlich den neuen koffer benutzen kann. das wäre ein guter ausgleich, so nach zirka zwölf stunden arbeit. aber jetzt gerade ist es dreiundzwanzig uhr dreiundzwanzig, da macht man sowas nicht. ich weiß das, und ich halte mich daran. natürlich tue ich das. morgen muß ich ja wieder arbeiten.

so weit ist es mit mir gekommen.

keine klagen – nachgetragen (53)

langsam verblassen die farben und auch die wildheit verheilt. nur nähe bleibt, und die erinnerung an weite. spuren und spüren. auf dem geburtstagsumtrunk einer freundin taucht einer der diesjährigen autoren auf. ich traue mich nicht, mit ihm zu reden, vor allem, weil mir sein text wirklich gar nicht gefallen hat. (was für ein unsinn, auch darüber sollte man reden. nicht nur können, es auch tun. wie mir das fehlt.)

andere schreiben, schwiegen nicht über das schweigen. was soll ich noch sagen? die fRau und ich mißverstehen uns wieder einmal gründlich, in diesem moment. so kommt es mir vor.

was soll ich sagen?

keine klagen (52)

zurück im immer noch lindenverrotzten berlin. es ist vergleichsweise kühl hier, es dauerregnet ein wenig. nicht viel also, aber nachhaltig. das widerspricht sich, ich weiß. dieser sattschwere, perverspenetrante  lindenduft zeitgleich mit so viel luftfeuchte. aber das geht. ich spüre sie sofort, die verdammten linden. mit jedem atemzug. bin ich hier zuhause?

nach nachlese ist mir nicht, das haben hans hütt und andrea diener ganz hervorragend gemacht. ich war ja auch nur privat vor ort, als gast, als badegast sozusagen. das fast vollständige fehlen von texten im überdimensioniertem ich-format ist mir allerdings auch aufgefallen. angenehm aufgefallen, gestern abend auf dem rückflug, irgendwo über prag. vorher nicht. so angenehm war das, so richtig, daß ich es wohl vor ort gar nicht erst bemerken mußte.

aber jetzt: an die arbeit.

keine klagen (51)

vorbei. alles ordungsgemäß über die bühne gegangen. peinlich wie immer. am ende stehe ich da und weiß nicht wohin.

ich wandere ein wenig zwischen den versprengten grüppchen umher, docke nirgends mehr an. ich weiß nicht, ob ich nicht will oder nicht kann. noch nie bin ich so oft für ein teil des betriebs gehalten worden. gefragt zu werden, ob dieser oder jener autor “meiner” wäre, das war seltsam. obwohl ich es schon des öfteren gehörte habe, nur eben nicht gegen mich gerichtet.

nein, ich bin mein eigener autor.

immer ist da diese traurigkeit, wenn ich gehen muß. am ende, wenn sie sich alle verlaufen, wenn sie einfach verschwinden. grußlos mitunter, ohne absicht, ohne arg. es passiert einfach.

diesmal erst verstehe ich meine schlagabgrundartige gedrücktheit. sie sehen sich wieder, die meschnen, die meisten zumindest. sie bleiben am thema, das vor allem. sie bringen ihre bücher auf den weg oder heraus. was auch immer sie machen. für sie ist die literatur, die auseinandersetzung und verarbeitung von text, mit allem, was dazu gehört, nicht vorbei. sie leben damit.

ich gehe allein, ohne kollegen und ohne gegenüber. ich bin für mich, seit sich die wirklich exquisite schreibgruppe damals so plötzlich aufgelöst hat. esatzlos atomisiert. also bleibe ich allein. ich verliere tatsächlich, jedesmal, nicht nur einen preis. ich bin verloren, immer. und ich weiß wirklich nicht, ob ich mir das noch antun sollte.

das schreiben, meine ich. glaube ich. oder das herkommen? (wenn, dann die abreise besser am sonntag vormittag buchen.)

keine klagen (50)

sonntag. tag der abrechnung. ich tippe auf ferdinand oder den kärntner ami. selten war das so klar, alles andere würde mich verwirren, wäre eine überraschung.

meine favoriten sind natürlich andere: barbi markovic und ihre familienfressende wohnung, die komischen himbeeren von eckhart nickel und allen voran maxi obexer, deren zusammenstellung aus einem roman allerdings gestern derart armselig aus dem stegreif zerfetzt wurde. da geht sicher nichts. außerdem und immer noch olivia wenzel aus dem literaturkurs, also völlig außer konkurenz.

aber was heißt das schon. kunst und literatur gehören nicht in den wettbewerb.

keine klagen (49)

das mit den flüchtlingen, daß das thema sein würde. ja. und es ist gut so, auch wenn es kaum zu fassen ist. ich zumindest würde mich das nicht trauen, das ist außerhalb meiner reichweite. aber es gibt ja andere, nur autorinnen in diesem fall, aber ich mag mich auch täuschen. aber die drei konnten es gut oder noch besser. vielleicht waren es auch vier?

die jury dagegen hat das spiel größtenteils verloren, ist weder dem putzmann noch der südtirolerin gerecht geworden. nicht einmal annähernd, besonders letzterer. und das lag nicht an den texten, auch nicht an dem, was darin entdeckt oder erkannt wurde. ganz egal, ob diese erkenntnisse nun zutreffen oder nicht. das kommt von, das ist literatur. damit kann man leben.

es lag an der welt oder dem bild davon, das diesen texten vorgehalten wurde. der vergleichspunkt, die spiegelachse, die mal so und mal anders ausfiel, gerade wie es beliebt. einem fall wurden abhängigkeiten und angst zwar irgendwie wahrgenommen, aber dennoch nicht verstanden. in einem anderen ist so etwas wie ein coming out in berlin nicht der rede wert, kein grund ein opferding draus zu machen. (was im übrigen der text selbst klar und deutlich ausbuchstabiert, mehr geht nicht.) und deshalb ist es irgendwie, ja was eigentlich?

ich höre auf an dieser stelle, das lohnt nicht. ich bin auch keine kritikerin. ich bin ein gast, und ich will genießen. ja, ich will mich ärgern, wenn nötig. doch vor allem will ich mich unterhalten. oh, dieses böse wort: unterhalten!

aber ich will verschont sein von menschen, die die welt nicht verstehen. die nicht verstehen, daß es viele welten gibt, die sie noch nie betreten haben. und die sie nicht betreten werden, selbst wenn sie dazu eingeladen sind. also auch dann nicht, wenn sie ausformuliert und in schriftlicher ausfertigung vor ihnen liegen. danke.

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