am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

bett und schreibtisch

in letzter zeit, wenn ich mal ein paar tage nicht zu hause bin oder auch nur eine nacht bei der fRau schlafe, kommt es immer häufiger vor, daß ich mich an meine wohnung nicht erinnern kann. das heißt, im großen und ganzen schon, aber insbesondere mein schreibtisch und mein bett bereiten mir schwierigkeiten. dann liege ich da, in einem fremden bett und sehe vor mir meinen eigenartigen wohnschlafraum in wuppertal. über dreizehn jahre her. oder eben meinen schreibtisch dort in der küche, mit blick über das gegenüberliegende haus ins tal. und zu silvester dann in die farbigen lichter auf der anderen seite.

mir ist dann schon klar, daß das nicht die aktuell gültige vorstellung von bett und schreibtisch ist. das weiß ich genau, aber dennoch ist es mir sekundenlang nicht möglich, das vertraute gefühl von bett und schreibtisch mit der aktuellen version zu überschreiben. die wand am bett bleibt auf der falschen seite und der schreibtisch, naja. der ist noch anders, wie in einer glocke. einer anderen atmosphäre. als würde er schweben.

was das bedeutet? keine ahnung. auf jeden fall ist es irritierend, die eigene vorstellung nicht beherrschen zu können. sondern beherrscht zu sein von diesem hirn, das die arbeit verweigert, und zuzusehen, wie die sekunden vergehen.

was will es? was sagt es? oder ist das schon alzheimer?

kopf hoch

da sitze ich jetzt, doch ziemlich erschöpft zum jahresende. nicht nur heute abend ist das so. und wenn ich den kopf hebe und nach vorn sehe, warten da drei unglaublich arbeitsreiche monate. ein anstehender spurt im brotberuf, eine weitere buchübersetzung und der roman natürlich, der – endlich – mit einer gewissen kontinuität auf sich aufmerksam macht.

puh! (mal so vorab.)

werften

lange schon steht im ansatz dieser beitrag hier bereit. nur der titel im grunde, kaum etwas sonst. doch ich konnte ihn nicht wegwerfen, wie so viele andere. angefangen hat es mit einer fernsehreportage, von der ich heute nur noch wenig erinnere. es ging um ein land im norden, ich weiß nicht mehr welches. norwegen vielleicht. in einer stunde oder so wurde es abgereist und abgefilmt, an jedem ort gab es ein paar exemplarische menschen. soweit nichts besonderes.

bis dann die frau auftauchte, die irgendwo in diesem land eine werft betreibt, in der sie auf altmodische art kleine holzboote baut. allein, soweit ich mich erinnere, und diese werft war im film wie eine große werkstatt mit wasser. die frau ließ sich bei der arbeit filmen, sie sprach auch über ihre arbeit und über die schwierigkeiten, ein solches im grunde aussterbendes gewerbe zu betreiben.

da ging etwas durch mich durch, und ich wußte, daß ich das auch wollte. genau das. nicht boote bauen natürlich, das kann ich nicht. aber eine werkstatt, ich will eine werkstatt. ein ort, wo etwas geschieht, etwas entsteht. mit wasser und worten, sowas in der art.

neulich habe ich eine skizze gemacht, auf einer serviette in einem café. ich soll zu weihnachten ein haus backen, das muß ja geplant sein. (war da mal was mit architektur?) erst auf dem foto sah ich, wie ähnlich mein gekritzel dem meines vaters ist, mit dem er mir früh schon perspektivische darstellungen nahezubringen versucht hat. und die skizze ist so wenig schlecht, daß ich sofort daran dachte, mir ein kleines skizzenbuch zuzulegen. (was ich vermutlich nie benutzen würde, ich kenne mich doch. aber egal.) und gestern dann, nach einem überraschenden und wirklich zufriedenstellenden schreibabend, in der nacht, als ich das licht löschte, um zu schlafen. da entstand in meinem kopf in windeseile ein bett aus dem material, mit dem ich mich gedanklich gerade sehr beschäftige. allerdings um daraus lampen zu bauen. licht. (so gesehen könnte ich vielleicht schon ein skizzenbuch gebrauchen, man weiß ja nie. auch wenn ich nicht wirklich gut zeichne.)

ein bett brauche ich nicht, ich werde also auch keines bauen. was ich sagen will ist, daß da manchmal dieser raum wächst, meine werkstatt. was immer darin dann gebaut wird, worte, sätze oder licht. das ist wichtig, das ist gut. und es ist höchste zeit.

darauf muß ich achten. das muß sein. man mag mich daran erinnern, sollte ich es aus den augen verlieren. obwohl.

vermutlich lassen sich boote besser verkaufen als bücher. sie sind so tauglich.*

* und das ist die einzige zeile, die schon lange hier stand. deshalb steht sie auch jetzt noch da. wieso, weiß ich auch nicht.

bonding (10)

scheiß auf die kotzerei. zu hause durch das zweite kapitel inklusive der letzten vier seiten. da war nicht viel. geht also.

außerdem strategische überlegungen, das dritte kapitel in zwei zu schneiden. da muß am ende noch was rein. das wird zu seltsam, zu chaotisch, wenn ich das zusammenpacke. das ist ein neues thema. und es soll ja alles schön einfach sein, beinah glatt auf den ersten blick.

krank, vielleicht

okay, das sollte man nicht machen, blogbeiträge mit den worten „krank. vielleicht“ am ende. überhaupt sollte man immer vorsichtig sein mit den dingen die man sagt, aber noch vorsichtiger mit dem, was man schreibt. manchmal stimmt es nämlich.

minuten nach dem letzten eintrag bin ich dann also unter übelkeit leidend ins bett gekrochen, habe dort stunden weiterhin leidend verbracht, ohne viel zu schlafen, nur um mich im morgengrauen demütig von meinem mageninhalt zu trennen. also nix mit arbeiten gestern, stattdessen in einem fremden bett rumliegen und den vögeln beim fliegen zusehen. auch schön, zuhause geht das nicht. da ist vorm fenster kein himmel.

keine ahnung, was der sinn von krankheit ist. immerhin, die aktion hat mich über drei kilo gekostet. und das imunsystem hatte mal was anderes zu tun, als sich permanent mit dieser blöden rheumaidee zu beschäftigen.

bonding (9)

langsam finde ich mich ein. hätte ich jetzt noch zwei wochen, käme ich in fluß. hätte ich zwei monate, wäre ich glücklich. und vermutlich fertig, zumindest aber durch bis zu einem ersten ende. danach dann weiter, wieder von vorn. so aber.

nur morgen noch, am montag geht es zurück nach berlin. mit ein wenig glück komme ich durch das zweite kapitel, noch vier seiten. fertig ist es damit dann aber sicher noch nicht. lange nicht.

gut ist, daß es funktioniert, das schreiben. besser sogar, als ich es in erinnerung habe. vielleicht weil ich älter bin, weil ich das schwätzen satt habe. gut ist auch, daß sich fehlende bausteine finden und ohne probleme in die story einpassen lassen. besonders gut ist, daß das bestehende textmaterial taugt, auch wenn ich es immer noch nicht glauben mag. es ist so. es ist (eigentlich ganz) gut.

aber langsam bin ich, über weite strecken unkonzentriert und dann doch viel zu schnell erschöpft. ich weiß auch nicht. ich bin entweder überlastet oder aber krank. vielleicht.

die sprengkraft des tango

gestern wurde irgendwo auf facebook diskutiert, ob beim tango die frau größer sein kann als der mann. ich will da nicht weiter mitmischen, weil die dortige gastgeberin eben diese diskussion nicht wünscht. sie will für sich einen großen mann, und das ist okay.

aber!

ich platze fast vor irritation ob der dadurch produzierten ausgrenzungen, einschränkungen, bedingungen. große frauen kriegen nie einen passenden tänzer, kleine männer haben eh keine chance, schon gar nicht bei 8cm-gestöckel, wenigstens. überhaupt macht der mann alles, die frau nichts, außer die augen zu und fallenlassen. (also, wenn die augen eh zu sind, wozu ist dann die größe wichtig? aber egal.)

ginge es tatsächlich danach, hätte ich kaum eine chance, jemals tango zu tanzen. zunächst einmal: ich stöckele nicht. nie. ich bin eine schlechte folgende, führe aber immerhin ein wenig besser. hin und wieder. und finde das im grunde auch spannender, weil musikverbundener. ich bin aber nur 168cm groß, wenn das so überhaupt noch stimmt. viele, die ich führe, sind größer als ich. eine der tangofreundinnen ist noch kleiner als ich. und sie ist sicherer und präziser, also deutlich besser als ich, als die meisten.

ich könnte noch bände reden oder schreiben. das tut nicht not, klar ist sowieso: auf einer normalomilonga würde sich niemand (der männer) jemals mit mir abgeben, mich überhaupt nur wahrnehmen. und auf einmal verstehe ich das. ich bin zu groß oder zu klein, zu häßlich oder zu plump, zu unpassend auf jeden fall und ganz und gar falsch. und das ist gut so.

an dieser stelle also ein kleines hoch auf den queer-tango, wo im übrigen, das muß hier wohl mal gesagt werden, nicht etwa nur schwule, lesben, transmenschen und anderes gesocks auch mal miteinander tanzen. so unter sich, schön sauber aussortiert. das wohl auch, das ergibt sich zwangsläufig. die welt ist so, sie macht das nötig, immer noch. aber queer-tango ist das nicht, nicht nur. vor allem werden rollen gewechselt, ständig. führen oder folgen, sich vorwärts- oder rückwärts bewegen. auf die musik hören oder auf die musik und den tanzpartner. folgen ist schwerer, das nur am rande. die erste frage, die geklärt wird, ist nicht die nach der größe, sondern die nach der der aktuellen rollenpräferenz.

und was mich am anfang schwer gebeutelt hat, dieses ständige wechseln, das ist wirklich anstrengend, aber hallo, besonders im kopf, man möchte es nicht glauben. heute ist mir genau das salz und pfeffer im tango, sprengkraft im schädel. mitunter weiß ich sowohl beim zusehen als auch beim selber tanzen nicht mehr so genau, wer folgt und wer führt, weil alles ein gemeinsames wird. was es ja ohnehin ist.

eine musik, eine bewegung. ein scheitern und glücklich retten, so gerade eben noch. ein kurzes gelingen und dann doch gleich wieder scheitern. alles eins, ein glück.

ps: warum also um himmels willen den vielleicht besten tanz des lebens verpassen, drei minuten, mehr ist es doch nicht, weil irgendetwas am körper des gegenübers nicht durch die schablone paßt?

bonding (8)

in den text hinein trägt mich jedesmal eine noch tiefere, trostlosere traurigkeit, die keinesfalls die meine ist. das habe ich heute endlich begriffen. ich selbst habe ja eher angst bis hin zur sinnlosen wut. das ist auch schwer zu ertragen mitunter, aber es ist anders. ganz anders.

noch weiß ich nicht, warum und wie ich aus dieser lähmenden stimmung heraus erzählen soll. also nicht ich, sondern das ich, das diese geschichte erzählt. von der story immerhin weiß ich schon so einiges, und es wird immer mehr, immer besser, immer dichter. das steht mir deutlich klarer vor augen, als dieses traurige ich, das eigentlich nur schweigen will. so mein eindruck jedesmal, wenn ich mir ihm nähere. über die geschichte weiß ich also wesentlich mehr als ihre erzählerin, aber so muß es ja. sowieso.

doch dieses tieftraurige, wie erstarrte ich ist es, das letztendlich alles formen wird. nicht ich. und ich weiß nicht, wie wir zusammenfinden können. noch nicht.

ich weiß auch nicht, wie sinnvoll eine geschichte oder ein buch aus einer derart depressiven grundstimmung heraus erzählt sein soll. oder könnte. oder vielleicht gerade? ich meine, die story würde das durchaus tragen. aber kann ich das tragen? ertragen?

orte, innen wie außen

zurück zum schreiben übrigens. und dafür zurück in den kleinen ort vor den toren berlins, der eigentlich gar nicht so klein ist. aber mit berlin im hinterkopf? da ist alles klein und geduckt und verschlafen.

vier tage nur diesmal, mehr war nicht drin. das ist zu wenig, natürlich. das wußte ich gestern schon, gleich in dem moment als ich den gemieteten raum betrat. ein toller raum, nicht ebenerdig diesmal. statt dessen oben in einem turm mit rundumblick. beinahe zumindest.

außerdem bin ich krank, torkel ständig zwischen migräne und rechtsseitiger nebenhöhlenzubetonierung. da ist nicht viel denken und schreiben, leider. da ist vor allem müde sein und schlafen wollen. manchmal lese ich einfach nur. nur?

der ort aber ist wunderbar, wie für mich gemacht. das war mir im august schon klar, mehr als nur das. dennoch (oder wohl deshalb?) habe ich es sofort wieder vergessen. der große park, keine zwei minuten von hier, sieht aus wie die landschaft in südengland. die großen, alten freistehenden bäume und die gelungene balance zwischen chaos und gepflegtheit. naja, da sind die engländer ein bißchen besser, aber sie haben auch mehr platz dafür. und sie lassen die leute frei laufen wie die kühe und schafe, denn das land ist für alle da. hier dagegen sind die wege befestigt, da traue ich mich kaum runter.

bin ich dann aber doch, weil ich ans wasser wollte. es plätschern hören. hier kann man sicher überall boote ins wasser lassen. und die gebäude, die alten parkgemäuer. die sind zum teil so unfassbar england, daß ich in die knie gehen möchte. aus dankbarkeit, daß mir das so unvermittelt und unerwartet wieder nahe rückt. und dabei so nah ist.

nachts ist es still. das fenster neben mir steht weit offen, und es ist still. jetzt schon, trotz regennasser straßen. es fahren kaum autos, es gehen wenig menschen und wenn, dann reden sie leise. oder gar nicht. die nachtbeleuchtung ist dezent, eher gelblich als weiß. wie die gaslaternen früher, so ist draußen alles sanft kupferfarben.

ich liebe es hier. und das schreckt mich.

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