am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

eine interviewreihe mit „alten“ frauen. ich sitze hinten bei der kamera, ich weiß nicht warum. als wäre ich noch nicht „alt“. aber ich bin auch nicht die kamerafrau. oder die interviewerin. ich bin nur da und freue mich auf meine frühere lieblingslehrerin, die auch interviewt wird. ich freue mich so, dass ich von dem interview selbst gar nichts mitbekomme. ich sehe nur eine frau in meinem „alter“, was mich nicht im geringsten wundert.

dann ist es vorbei, und ich frage mich, was ich tun kann. damit ich erkannt werde. als frühere schülerin, als mensch auch, als „alte“. das scheint mir aussichtslos, was mich aufregt und betrübt zugleich. in der kurzen zeit, die bleibt, in der eile. wie als kind in dieser schule, tag für tag. wo ich niemals war, wo aber doch mein eigentliches, mein einziges leben stattfand.

dann aber steht sie hinter mir, die alte lehrerin, dann neben mir, dann stehe ich auf und dann begrüßen wir uns. nein, sie begrüßt mich, vorsichtig, rechts und links. dann zeigt sie mir eine tätowierung oder nein, eine narbe eher, mittig zwischen ihren brüsten. eine helle sonne über ihrem solar plexus. oder ein tier womöglich. nein, zwei tiere. vielleicht auch ein zeichen, ein bogen oder kern. ja, was denn?

es ist zu schnell, es geht vorbei, das leben. ich bin autorin, will ich sagen, aber sie ist schon weg: meine lehrerin. es ist nicht wichtig. ich wache auf und vergesse sie, sofort. bis sie wieder da ist, als ich in der küche stehe, beim kaffee, und kurz die brille weglege. sie ist immer da, sie sind es alle. so gehe ich in den tag.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner