am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

a-sagen

der wecker geht um kurz nach sieben, zum glück fällt mir das aufstehen nicht schwer. ich radel los, ohne alles, kein kaffee, kein frühstück, nur die zähne putze ich vorher. ich bin dann fast eine halbe stunde zu früh, aber doch nicht die erste in der schlange vor der praxis. allerdings die zweite, immerhin. während alle anderen hineinströmen, klingle ich und bleibe brav draußen stehen. so steht es an der tür, mit erkältungssymtomen bitte klingeln und warten. und schon bin ich geoutet. haben sie covid, fragt eine andere patientin, als sie an mir vorbeigeht. ich schüttel den kopf, weil es wohl so stimmt. aber es ist auch komisch, als wäre covid etwas beschämendes.

warten muss ich dann nicht lange, ich war ja die zweite in der reihe. erst erkläre ich einer ärztinnenhelferin alles, nach kaum einer minute steht schon die ärztin draußen und bittet mich hinein. es ist eine von diesen jüngeren, die in dieser praxis permanent wechseln, also irgendwelche praxisstunden innerhalb der ausbildung sammeln. oder sowas, keine ahnung. mit denen kann man glück oder pech haben. diese ist gut, fragt mich als erstes nach meiner lunge und klemmt mir ein oximeter an den finger. das habe ich auch zu hause, immer wieder mal, zur sicherheit. aber egal, das ist natürlich auch für sie wichtig zu wissen. ich erzähle von der kleinen katze auf meiner brust und meine damit meine bronchien, und dass mit meiner lunge soweit alles okay ist. das hört die frau dann auch selber, als sie mich systematisch in ihr stethoskop atmen lässt. schließlich will sie noch in meinen hals hören, sagt sie, aber sie meint natürlich schauen. licht an und a-sagen. ich denke, ich habe sie mit der kleinen katze verwirrt. keine poesie in front of ärztinnen, das vergesse ich immer.

letztendlich kommt die junge frau zu demselben schluss wie bereits ich gestern abend, es handelt sich wohl um eine fette sommererkältung. dann fragt sie, ob ich noch berufstätig sei. natürlich, sage ich, und bin nun meinerseits irritiert. fragt sie so, weil mein alter so weit weg von ihrem ist? weil meine weißen haare über der orangen maske ganz besonders strahlen? oder mache ich tatsächlich gerade einen so maladen eindruck? doch es bleibt keine zeit, das zu ergründen. sie klärt mich noch über die kommenden hitzetage auf, auch hitze geht auch auf die lunge sagt sie. ich nicke. und herz und kreislauf und viel trinken, denke ich. dann schickt sie mich nach hause zum ausruhen. damit bin ich wieder sehr einverstanden.

zu hause mache ich als erstes das bett, das habe ich seit ich aus wien zurück bin noch nicht getan. ich will in einem frischen bett gesund werden. wenn das jetzt wirklich „nur“ eine erkältung ist, dann ist der spaß ja in zirka einer woche endlich vorbei. und ich könnte nach all dem ein wenig urlaub vertragen, naja. das wird wohl eher nix.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner