am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

das ist schon seltsam, wie die dinge sich manchmal finden. für das referat in linguistik werde ich mir wohl ein thema wählen können, das nicht allzuweit von der hausarbeit entfernt ist, die ich noch immer in mediävistik abzuliefern habe. und wenn ich das nicht langsam auf die reihe kriege, dann wird das überhaupt gar nichts mehr, das steht mal fest.

in dem seminar über die selbstdarstellung ethnischer minderheiten fallen mir immerzu die ganzen kleinigkeiten von früher ein. wie ich damals die einzige ‚ausländerin‘ war. wie ich es heute noch bescheuert finde, daß man mit dem erwerb der deutschen staatsangehörigkeit die vorherige einfach so aufgeben muß. daß in meiner amtlichen urkunde über den erwerb der deutschen staatsangehörigkeit durch erklärung (von wegen erklärung, ich war vielleicht zwölf und hatte eindeutig NEIN gesagt, das weiß ich genau!), natürlich gleich mal der name falsch geschrieben war. und … und … und … wer weiß, was mir da noch alles einfällt.

am meisten fasziniert mich die vorlesung über die wiener moderne. wien um 1900, das ist meine heimat, da komme ich her. das ist vermessen, ich weiß. aber die frau oben auf dem bild ist meine urgroßmutter, meine namensgeberin. das ‚arme‘ fräulein englmayer, ein hausmädchen aus rohrbach, das sich in wien von ihrem hausherrn, dessen namen ich nicht sicher weiß – wozu auch? – gleich drei jungs hat andrehen lassen. weiß der himmel, wie es dann nach deutschland ging, doch gerüchten zufolge, war sie von da an allein mit den kindern, der namenlose herr und papa plötzlich spurlos verschwunden. einer der jungs war mein opa, noch in wien geboren. den kannte ich immerhin. ein anderer, der jüngste, ist sogar in dänemark gelandet, kann heute nicht mal mehr deutsch, soweit ich weiß. aber doch auch in wien geboren.

ich war also dabei, irgendwie, in wien um 1900, dieser grandiosen zeit. namentlich sozusagen, bis heute relevant.

und immer wieder will ich diese verdammte einbürgerung momentelang nicht wahrhaben. mein bruder und ich, wir sind bislang die einzigen einverleibten der familie, und zumindest ich bin es seit jeher gegen meinen erklärten willen. punkt!

andererseits ist es das dann auch wieder nicht soooo wichtig. nicht annähernd wie der name auf jeden fall. den würde ich nie im leben hergeben, das wußte ich schon als kind. und das hätte auch ganz sicher niemals irgendwer geschafft. punkt!

hier jetzt noch der namenlose hausherr und kindsvater: (foto)

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