am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

ich denke an meine oma. vor 10 jahren mit 86 gestorben, eine echte arbeiterfrau. bergleute, die ganze familie. noch kurz vor ihrem tod, sternenklar im kopf, ging sie zur wahl, ohne, daß sie jemand dazu abholen mußte. sie drängen und schieben, als stimmvieh. im gegenteil, sie hat andere motiviert, getrieben. ‚wie das wohl weitergeht mit den arbeitsleuten‘ hat sie gesagt, damals, als es bestimmt noch einer millionen arbeitslose weniger gab. und spd hat sie gewählt, natürlich, was auch sonst. wie immer, wie alle in der familie. arbeiter eben. bergleute. die dreckselite im pott, wo ich herkomme.

und heute? ich frage mich, ob sie heute tatsächlich immer noch spd wählen würde? glasklar im kopf, wie sie war. reformen schön und gut, das scheint ja höchst nötig. aber daß wirklich überall, von der rentenreform (so es denn eine wird) über die studiengebühren bis hin zur krankenversicherung, vorzugsweise in den taschen der ‚kleinen arbeitsleute‘ gekramt wird. ich meine, ich lebe immerzu hart am rande des existenzminimums, zahle meine verflixte krankenversicherung zu 100% selbst, von wegen lohnnebenkosten. ansonsten bin ich überhaupt gar nicht versichert, weder darf ich arbeitlos werden noch arbeitsunfähig. dann ginge es unmittelbar in die sozialhilfe. und doch habe bislang von noch nichts gelesen oder gehört, das nicht vor allem auch auf meine kosten ginge. studiengebühren. diverse zusatzkrankenversicherungen. gewerbesteuern für freiberufler. hier ein paar euro, und da ein paar euro. macht doch nix, ist doch wirklich nicht viel. der strom ist allerdings auch teurer geworden. und die mietnebenkosten natürlich. aber das ist ja normal. da kann ja die spd nichts für. oder? trotzdem: für mich ist das alles existentiell. definitiv.

und meiner oma würde es auch nicht gefallen, da bin ich sicher. die kennt noch das wort von der sozialen gerechtigkeit, ganz real, ganz echt. irgendwann hat sich die spd wohl tatsächlich mal mit den großen angelegt, mit denen da oben. den wirtschaftsbonzen. lange her, aber so hab ich das gelernt, als arbeiterkind. und was waren sie alle stolz, in den 70ern, als die welt noch offen stand. als man studieren konnte, egal woher man kam oder wieviel man hatte. was besseres werden, das war das schlagwort. und jetzt?

vor allem gilt aber eines: wirtschaften konnte meine oma trotzdem. besser als so mancher.

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