am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

ekel-tv

ich habe nicht gezählt, wie oft heute bei anne will das wort „respektabel“ benutzt wurde, um diesen oder jenen bundespräsidentennachfolger zu beschreiben. immerhin, es war vielfach gelächter aus dem publikum zu vernehmen. dazu frau wills beinah unverhohlener spott, nur dürftig hinter eher amüsierten fragen verborgen.

trotzdem: ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das derzeitige politsche geschehen anwidert. diese zuschaustellung von kleingeist in verbindung mit verachtung und angst. schlimmer als jedes prekariats-tv, hartz iv-panik ist eine ehrliche sache dagegen.

hartze zahlen in den wochenblättern (85)

schon etwas älter, dieses interview mit dem soziologen wilhelm heitmeyer, aber sicher nicht besser seither. (via amantine im HSB)

47 Prozent der Menschen sind der Ansicht, dass „die meisten Langzeitarbeitslosen nicht wirklich daran interessiert sind, einen Job zu finden“. 57 Prozent sagen, es sei „empörend, wenn sich Langzeitarbeitslose auf Kosten der Gesellschaft ein bequemes Leben machen“. Gegen keine Gruppe finden sich in der Gesellschaft so viele Vorbehalte wie gegen Menschen, die schon länger keine Arbeitsstelle mehr haben.

Jeder Dritte sagt: „In Zeiten der Wirtschaftskrise können wir es uns nicht leisten, allen Menschen die gleichen Rechte zu garantieren.“

eher im gegenteil. (via claudine)

männerbewegung in den wochenblättern (84)

Erstens werden Opfermythen verbreitet, nach denen Männer immer und überall benachteiligt seien. Das zweite Muster bezeichnet er als „Anti-Etatismus“ – öffentliche Institutionen würden für schuldig befunden, die Gleichstellung bevormundend voranzutreiben. Und als drittes Muster nennt er den Tabubruch. Die Männerrechtler spielten sich als progressive Denker auf, die es endlich wagten, gegen Denkverbote der political correctness vorzugehen.

schreibt johanna kutsche in der zeit. nichts neues eigentlich, spannend bis entlarvend versprechen aber die kommentare zu werden. ;-)

treffliches und kein mitleid in den wochenblättern (82)

Ich werde nicht als freier, unabhängiger Bürger wahrgenommen, sondern pauschal als Mitglied einer Risikogruppe. Ich will aber mit dem Arbeitsamt nichts zu tun haben. Ich habe nichts verbrochen, bin nicht arbeitslos, habe doch mein Leben noch vor mir.

das schreibt david rätsch in der zeit. und erhält dazu einen überaus lächerlichen erstkommentar.

die tägliche westerwelle in den nachrichten (81)

so zitiert der tagesspiegel aktuell den vize und außenminister des landes: Mein Fell ist sehr dick. Parteipolitische Diffamierungskampagnen beflügeln mich zum Kampf.

vielleicht ist das ja das problem des herrn westerwelle. daß er meint, in einem kampf zu stehen, statt einfach nur bei der arbeit zu sein.

inhaltlich ist allerdings nicht viel los, aber sicher hilft das ausgiebige bad in der eigenen mitgliedermenge ungemein. (rund 72.000, mehr nicht, wie ich gestern zufällig mal nachgesehen habe.)

winnenden reloaded

eigentlich mag ich ja talkshows im fernsehen, manchmal sogar politische. vor allem aber solche, wo richtige menschen vorkommen. menschen, die etwas zu sagen haben. soll ja vorkommen. aber was da in der letzten woche los war, du liebe zeit.

neben den dauerbrennern hartz iv und katholische kinderschänder gab es offensichtlich nur eines. und das kann ich mir gut vorstellen, was da zuvor in den redaktionen los gewesen sein muß: sender A wünscht sich die angehörigen von opfer 1, muß aber feststellen, daß die schon bei sender B zu gast sind. und das auch noch drei tage vor dem eigenen sendeplatz. das geht natürlich nicht. daher muß auf die angehörigen von opfer 2 zurückgegriffen werden. auch wenn opfer 2 quasi quasi nur versehentlich ums leben kam, dem täter also nicht direkt in die arme lief, und die angehörigen auch keine stiftung oder ähnliches gegründet haben. sie leiden einfach nur, stehen auf dem friedhof im schnee und frieren sichtlich. und weinen. aber das geht ja zur not auch, ehe noch sender C zuschlägt und sender A womöglich ohne jeglichen opferbezug dasteht. denn die angehörigen von opfer 3, 4, 5 usw. mögen ja nicht ins fernsehen, da kann man nichts machen. das muß man respektieren. und dann könnte man am ende nur noch ganz ohne arbeiten, irgendwas über waffenrecht oder ballerspiele bringen. das übliche. was aber sicherlich irgendwie armselig rüberkäme.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner