am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

nach und nach arbeite ich die MEMORYprotokolle in die homepage ein. zuerst die heiße phase im frühjahr 97, ein monat intensivster arbeit. es ist ein eigenartiges gefühl, diese alten aufzeichnungen derart minutiös durchzugehen, daß ich sie hier veröffentlichen kann. das alles ist so lange her, so vieles längst nicht mehr aktuell. und dennoch. vieles, das ich vergessen hatte, inzwischen. wichtiges. die art zu arbeiten zum beispiel, die gnadenlose intensität. immer an der grenze der belastbarkeit, körperlich vor allem, aber auch sonst. ist das   überhaupt nicht alles dasselbe? die eile, die aus jeder eintragung schreit. fünf jahre ist das her, und immer noch ist MEMORY nicht fertig. wenn ich das damals gewußt hätte. ich weiß nicht, was ich getan hätte. verzweiflung wäre wohl kein ausreichender ausdruck dafür. aber so ist es erträglich, irgendwie, im nachhinein betrachtet.

also: demnächst in diesem theater! irgendwann am wochenende, denke ich …

motorrad die vierte, diesmal hat der blinker aufgegeben. war ja auch mal zeit, das hatten wir ja noch nie in all den jahren … nicht nur die sicherung war durch, auch das relais und der steckkontakt im eimer. na gut, läßt sich alles auch wieder flicken, warum denn auch nicht. danach, auf dem weg zurück, plötzlich ist die maschine wieder aus. nicht tot, das nicht, alle lämpchen leuchten. aber starten geht nicht mehr. es ist zum wahnsinnig werden!

schieben und ackern, schwitzen und die gewißheit, daß ich von der ganzen elektrik nun wirklich absolut überhaupt nix verstehe. außerdem fängt es natürlich ausgerechnet jetzt an zu regnen. ich suche also alle sicherungen durch, rüttel an allen mir bekannten überbrückungen, die dieses motorrad in sich versammelt. ich drücke am scheinwerfer rum. soviel weiß ich grad noch, daß da irgendwie alle kabel zusammenzulaufen scheinen. nichts rührt sich.

dann erst stelle ich fest, daß der verbindungsschlauch vom tank zum vergaser nicht draufsteckt. und das motorrad will ich sehen, daß ohne sprit noch anspringt. dieser schweinehund von mechaniker, der kann was erleben.

letzte nacht kaum geschlafen vor schmerzen. sommerhitze und hormone sind eine bescheidene kombination. es regnet, aber die luft kühlt nicht ab, selbst die wäsche trocknet nicht …

morgen vielleicht!?

G sagt, daß es zeit braucht, alles, und daß derweil anderes sich öffnen kann. nichts ist verloren zumindest. so ungefähr. kommt mir ja vertraut vor irgendwie. aber…

kein aber!

ich höre einen 3cd-ndw-sampler. von den fehlfarben natürlich ‚es geht voran‘ und nicht etwa ‚paul ist tot‘. von daf ‚der räuber und der prinz‘, das zuckersüße märchenstückchen, und natürlich nicht ‚der mussolini‘. außerdem ist udo lindenberg dabei und sogar heinz rudolf kunze. du liebe zeit …

‚kein freispiel drin‘!

auch sonst ist die luft nicht gerade rein. ich wünschte, ich könnte mich konzentrieren. aber ich schreibe nur wirre mails dieser tage, bringe sonst nichts zustande. kann auch nicht lesen, nicht einmal blöde tv-filme glotzen. irgendetwas stimmt nicht. die zeit schweigt in mir, die nächte verbringe ich wie unter einer eisenplatte begraben, und den morgen will ich einfach nicht sehen. weniger noch als jemals zuvor, und mehr und mehr schmerzen. jedesmal. dennoch scheint es mir richtig so. alles. ich weiß auch nicht.

es sind schließlich nur noch 30 seiten. da kann es schnell gehen, mit einem mal. und was dann?

WZ vom 22.7.2002:

Jeder vierte Student bricht Uni-Studium ab

. . . Allein bei den Sozialwissenschaften gäben 42 Prozent der Studenten vorzeitig auf. … weit gehende Orientierungslosigkeit bei diesen Fächern (= Geisteswissen-schaften) . … Bulmahn (SPD) findet die Zahlen ”alarmierend”. … ”Die viel zu hohe Abbrecherquote bedeutet eine Verschwendung der Lebenszeit von Studenten und eine Vergeudung der Ressourcen an den Hochschulen.”  . . .

nun gut! über die vergeudung von hochschulressourcen mag man streiten können. das sei dahingestellt. das hängt ab von der sichtweise, von gestellten ansprüchen und von erwartungen und absichten. von der eigenen postition eben.

aber ‚verschwendete lebenszeit‘ gibt es einfach nicht, gnädige frau, das schlicht und einfach erfunden. erstunken und erlogen! auch wenn es passen mag, aus der jeweiligen position heraus, ein durchaus gelungener baustein ist, derzeit ganz besonders. natürlich!

aber nein! es gibt keine verschwendete lebenszeit! definitiv!

wie weit soll das auch gehen? ein jahr vielleicht für ein kind gesorgt = 1 jahr verschwendet? bei drei kindern = 3 jahre? oder 9? oder 18? zwei jahre arbeitslos = 2 jahre verschwendet? drei jahre sind es bei mir, damals, kein einziges verschwendet! fünf jahre an einem buch geschrieben, das nicht veröffentlich werden wird = 5 jahre verschwendet? aber sicher! oder es wird veröffentlicht, aber es bringt natürlich nichts, denn es ist ein lyrikband. auflage dreihundert, immerhin, aber nur ca. 63 stück werden überhaupt verkauft. verschwendet! weil nicht produktiv, nicht leistungsorientiert und gut durchstrukturiert, wie die studiengänge mit geringer abbrecherquote. medizin zum beispiel, die wissenschaft von den menschlichen einzelteilen. also? behindert geboren = alles verschwendet? von anfang an? die ganze lebenszeit?

wo bleiben da die menschen!?

bulmahn, wer ist eigentlich bulmahn?

fliegender wechsel in dieser woche, radikal, von einem übervollen doppelt- und dreifachprogramm zu sommerleerelangeweile im büro und plötzlichen zwei total freien tagen. ungenutzt natürlich! nein, natürlich nicht, aber … bin ich denn nie zufrieden?

vollmondstimmung! schmerzen in rücken und nacken, unmut und dann, wie von allein, bewegt sich alles wieder. die zeit vergeht, die gedanken fließen und auch das sprechen will. mitunter. selbst das quatschen. ;-)

no comment!

ich liebe es einfach!!!

das rot.

und die kraft, wie ein gedicht.

erdbeben zum frühstück! ein eigenartiges gefühl, früh morgens dermaßen geschüttelt zu werden. zuzuhören, wie das ganze haus knarrt und quietscht. und dann noch ein anderes geräusch, ein dunkles grollen vielleicht. oder ist das einbildung? weil man das in filmen so sieht, weil die zeit zu kurz ist, es sicher in sich zu manifestieren? ich weiß es nicht. aber es war tief und deshalb sofort klar, wo das herkam. ohne frage.

endlich mal ein bißchen sonne und wärme gestern, wer hätte das gedacht!? aber heute schon wieder wolken und kühle luft, wind und regen. im august hab ich urlaub, bis dahin MUSS sich da was geändert haben. definitiv!

das motorrad ist wieder da, und es fährt, oh wunder. ein kabelbruch, irgendwo, ist jetzt elegant überbrückt, mit einem deutlich sichtbaren lila kabel, das sich vom scheinwerfer bis in die tiefen der elektrik schlängelt. keine ahnung, wie und warum, hauptsache es funktioniert. aber die tage mit dieser maschine sind gezählt, endgültig, da führt kein weg mehr dran vorbei. kein gedanke. 20 jahre. vielleicht ist jetzt wirklich die zeit für einen wechsel gekommen.

das semester ist vorbei. in gedanken suche ich noch immer nach möglichkeiten, wo keine sind. ich will nicht aufgeben, aber es sieht nicht danach aus, daß es einen weg geben könnte. zahlen kann ich nicht, weder rein rechnerisch noch ideell, nicht eine solche summe. also werde ich anders zahlen, mit einer vernichteten lebensplanung und dieser panik, die mich seit wochen nicht mehr verlässt. wo, um himmels willen, soll ich die zeit und energie finden, zu schreiben, in all dem durcheinander? ein neues buch wäre angesagt, wenn MEMORY endlich fertig ist, irgendwann. bald, wie ich hoffe. ich weiß schon genau, was es sein wird, wie es aufgebaut sein soll und überhaupt. ich könnte anfangen, augenblicklich, abtauchen in die zufriedenheit der kreativität. und ich kann es nicht, vor lauter panik und existenzangst. ich kann es nicht einmal planen, weil derzeit einfach nichts sicher ist. nicht einmal an-nähernd.

also tue ich irgendwie nichts. warte auf blauen himmel, vielleicht, und beschäftige mich ansonsten mit meinem brachliegenden haushalt. waschen, putzen, bügeln. ist doch immer wieder erfrischend. sämtliche türen und rahmen müssen gestrichen werden. auch eine schöne aufgabe.

immer noch suche ich informationen über wölfe. mythos, geschichte und realität, biologie und das leben im rudel. nicht zuletzt natürlich literatur. die vielen wolfsgeschichten, von rotkäppchen bis american werwolfe. ist gar nicht so einfach, wie ich gedacht hatte. warum eigentlich? und warum wölfe, wo ich seit jeher diese unerklärliche angst vor hunden habe?

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