am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

wie finden katzen ihren platz? seit jahren beginnt lisa ihre nächte ein paar zentimeter neben mir, um dann morgens ins andere zimmer gewechselt zu haben. irgendwann im morgengrauen vermutlich, ich weiß es nicht genau. außer es steht der wäschekorb irgendwo rum, dann liegt sie natürlich in den frischen wäschestücken und schnarcht, die ganze nacht. oder wenn es im sommer so richtig heiß ist. dann verzeiht sie sich völlig. vielleicht ins bad. oder hinter die küchenschränke, wie damals, als sie noch ganz klein war. seit ein paar wochen schläft sie jetzt nebenan auf dem gästefuton. in offener verachtung meiner person! immer an derselben stelle, hinter dem schwarzen kissen, da ist schon deutlich alles voller grauer haare. morgens liegt sie dann auf dem obersten regalbrett, hinter dem bambusrollo und glotzt mich mit großen augen an.

wie kommt sie darauf? was ist der grund? und woher weiß sie, wo sie sein will?

das will ich auch können!

langsam geht mir dieses motorrad schwer auf die nerven. das ist jetzt das dritte mal in dieser saison, daß die maschine flachliegt. tot, absolute funkstille, kein saft mehr. und das mitten im feierabendverkehr, dreispurig, hanglage. zweimal hab ich sie noch angekickt gekriegt. das allein ist schon eine art abenteuer. 180kg leicht auf eine seite lehnen, nicht zuviel, sonst kann ich das ding mit einem bein nicht halten. und dann mit dem anderen bein auf der anderen seite kräftig kicken. zutiefst kontraproduktiv dieser bewegungsablauf. und immer mit 180kg zwischen den beinen. dabei die bremse ziehen (hanglage) und gas geben nicht vergessen, mit derselben hand natürlich. das alles kommt mir bei meinem körpergewicht jedesmal gewagt vor, auch wenn ich die kiste bei solchen manövern wirklich noch nie hingeschmissen hab. irgendwann hat dann alles nix mehr gebracht. kein blinker, kein licht, nicht einmal mehr amaturen-anzeige. also an den rand geschoben, quer über die drei spuren, im feierabendverkehr. das macht spaß. eine sicherung ist durch, keine ahnung welche, einen sicherungskasten hat die maschine schon lange nicht mehr, alles nur noch fliegend. auswechseln hilft nicht. nur noch telefonieren, werkstattermine koordinieren. schlüssel? wann bring ich den schlüssel vorbei? kann eine batterie von jetzt auf gleich kaputt gehen? sie kann! bitte, bitte, laß es die batterie sein!!! ist es aber bestimmt nicht, das weiß ich einfach, intuition. und wer soll das wieder bezahlen?

dann latsch ich plötzlich zu fuß durch die gegend. mit lederjacke, helm und tankrucksack bepackt. und auf einmal scheint die sonne. natürlich! ausgerechnet!

wie es mich annervt, andauernd, diese kleinigkeiten, die sich dermaßen querstellen. unnütz, überflüssig, sinnlos. das kann ich einfach nicht brauchen. nicht ausgerechnet jetzt zumindest.

später an der bushaltestelle. die straße ist eng und in eine richtung gesperrt. die autos preschen ahnungslos wie immer und die ecke, um dann nach 20 metern gnadenlos allesamt drehen zu müssen. ein geknubbel und geknote sondergleichen. der bus ist natürlich zu spät. ich beobachte die wendemanöver, mehr oder weniger geschickt durchgeführt. da möchte ich nicht drinstekken, nicht mal auf dem motorrad. männer sind forscher und schneller, besonders der mit dem schwarzglänzenden golf, stahlfelgen und tiefergelegt. alle machen ihm platz, ein großer, eleganter schwung und eine ebensolche abschließende geste an seine mitstreiter. sieg! frauen sind langsamer, besonders die mit dem verknautschten japaner, braucht drei züge und steht ganze zwei ampelphasen quer, bevor sie endlich wer reinläßt. ihren gesichtsausdruck vermag ich nicht zu interpretieren. hilflose panik vielleicht. schweißausbrüche. ginge mit nicht anders, passiert mir immer, wenn ich mal ein auto zu bewegen habe. am besten ist aber der alte, der sich wie alle anderen halbseitig über den bürgersteig mogelt, dann aber offensichtlich angst um seine felgen kriegt und nicht wieder da runter will. unwichtig, ob nun ich da stehe oder nicht. sein weg ist schnurgerade, immer auf mich zu. direkt und ohne umschweife. das lob ich mir.

ich mag nicht, was ich sehe. weder den einen, den grandiosen sieger – lächerlich! – noch die allgemeine hilflosigkeit. ich vermisse zusammenarbeit, mitdenken, übersicht.

gelassenheit … na super, ausgerechnet ich!

ich schlafe schlecht, bin wie erschlagen den ganzen tag. und das nach ein paar ganz entspannten wochen, beinah schmerzfrei, dank akupunktur vielleicht. oder warum auch immer. jetzt die angst, daß sich die runden doch immer einfach weiterdrehen, daß nichts hilft, letztendlich.

ich übertreibe, keine frage. aber ich wünschte, es gäbe anderes zu berichten. arbeit und zufriedenheit, mit die beste kombination. kommt gleich nach lieben und geliebt werden.

bah! die milch ist auch schlecht. wenn das nicht bezeichnend ist …

immerhin, die kolumne ist fertig geworden und bereits unterwegs. punktgenau auf 1600 zeichen. demnächst dann auch hier: ungekürzt.

müdemüdemüde. das wird irgendwie zum dauerbrenner. ;-) aber das wetter ist entsprechend, das äußere wie das innere, drükkend und klamm.

gestern hätte mein vater geburtstag gehabt. 72! 9 jahre, daß er jetzt tot ist. übermorgen. oder dienstag? ich weiß nicht, in der nacht halt. ich erinnere mich gern, die ruhe und weite. sein gesicht, diese stille freude mit einem mal.

wo soll ich das finden im leben? tiefe und weite, beides zugleich. zum schreiben unerläßlich.

”Mit der Zeit schreibst du bewusster und kommst hinter dieses Bewusstsein nicht mehr zurück, und es ist auch keine gute Idee, das zu versuchen, ehrlich gesagt.”

Elvis Costello, Rolling Stone, Juli 2002

später:

müdemüdemüde. was sag ich da? nichts neues. aber heute weiß ich den grund.

die erfahrung, die klarheit zu verlieren, von einem moment auf den nächsten, nicht mehr zu wissen, was eigentlich los ist. oder zu wissen, vielleicht, es aber nicht vermitteln zu können. nicht im reden, nicht im schweigen. so bleibe ich übrig. allein. immer.

worte sind nichts. und ich ihnen hilflos ausgeliefert.

müdemüdemüde, immerzu. ich weiß gar nicht warum. ich tue viel, aber nicht mehr als sonst. ich schlafe wenig, aber nicht weniger als üblich. trotzdem bin ich heute bei meiner ärztin fast im sitzen weggedöst, während ich auf sie gewartet hab. später dann, halbnackt auf der behandlungspritsche, mit bestimmt 20 nadeln im körper, da hätte nicht viel gefehlt und ich wäre glatt eingeschlafen. schon komisch, wo ich sonst, wenn nur irgendetwas anders ist als gewohnt, sogar nachts gleich stundenlang wachliege.

ansonsten: viele entscheidungen derzeit, aber was heißt das schon. das ist alltag, wenn auch vielleicht nicht in dem ausmaß. entscheidungen sind mir noch nie schwer gefallen oder haben mir gar angst gemacht. überraschend ist die plötzliche klarheit, die anzuhalten scheint, warum auch immer. ich weiß den weg, ohne noch sehen zu können. übersetzen – über wasser. wort für wort. alltag eben.

ich denke an meinen bruder – damals, als kind – an seine alles überragende fähigkeit zu wissen. zu wollen. und auch zu können. und damit plötzlich abseits zu stehen, jenseits der menschen, all die anderen, die sein tempo nicht begreifen. es einfach nicht können. wie auch? ein achtjähriger, der von as-tronomie spricht, von atmosphären und den entstehungsphasen der erde …

ich weiß nicht einmal, wie ich jetzt gerade darauf komme, aber ich denke einsamkeit in diesem moment, eindeutig. wieviel kapazität verloren geht, in all den jahren, brachliegt zumindest, unverkennbar, aber niemals die hoffnung. das nicht.

ich sollte wohl mal wieder gedichte versuchen … ;-)

alles ganz einfach, alles geregelt. jetzt hat also die landesregierung ihren landeshaushalt mühselig zusammengeschustert. die löcher sind gestopft, geflickt, verdeckt. die panik besiegt, fürs erste.

dafür sitz ich jetzt hier, panisch, immer am rand von fassungslosigkeit und angst. wohin mit meiner existenz? in welches loch – verdammt! – soll ich denn noch kriechen?

so ist das wohl. irgendwie unverschämt.

ich werde schon zu ihnen durchdringen, hat meine ärztin heute gesagt, bevor sie die akupunkturnadeln gesetzt hat. ich hoffe doch, hab ich geantwortet, ich weiß nicht warum. eigentlich hab ich nicht verstanden, was sie meint. später hat sie von der seele gesprochen und von den augen, die die fenster sind im haus des körpers. dabei guckt sie mir gar nicht in die augen, niemals, immer spricht sie zu mir, während sie mir den rücken zugedreht hat, so daß ich sie kaum verstehe. und dann läßt sie sich die zunge zeigen.

ich verfolge den bachmannpreis dieser tage. 3 tage lesen am stück und das im tv. ein paar jahre jetzt, daß ich mich dem nicht entziehen kann, stunden um stunden. diesmal amüsiert es mich, wie sich die germanistik blamiert. naja, vielleicht nicht blamiert, aber eben doch auch nicht hilft. nicht im geringsten! nicht als wertungskriterium, auch nicht als gegengewicht zu der unsinnigkeit von schreibenden und geschriebenem.

nur da, wo der der mensch erkennbar ist, in seiner wahrnehmung und wirklichkeit, der oder die einzelne, da wird text lebendig, sinnvoll vielleicht. da ist klang und verständnis plötzlich nah.

zu sehen auf 3sat, heute nacht und morgen von 9-1. im netz unter: http://bachmannpreis.at/index2002.htm

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