am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

'Gebet'

Ewige Einheit,
die in Stille für uns singt,
die uns voneinander lernen läßt,
leite meine Schritte mit Kraft und Weisheit.

Möge ich die Lehren verstehen,
wenn ich gehe,
möge ich den Zweck aller Dinge ehren.

Hilf mir, allem mit Achtung zu berühren,
immer von dem zu sprechen,
was hinter meine Augen liegt.

Laß mich beobachten, nicht urteilen.
Möge ich keinen Schaden verursachen
und Musik und Schönheit zurücklassen,
wenn ich gehe.

Und wenn ich in das Ewige zurückkehre,
möge sich der Kreis schließen
und die Spirale breiter sein.

das schickt mir G als ihr morgengebet, entnommen einem buch über die lebensweise der aborigines. zur konzentration auf das wesentliche und den zweck des menschen auf dieser welt, seiner spirituellen vervollkommnung.
bei meiner derzeitigen allmorgendlichen bleischwere ein nahezu unerträglicher gedanke. eine zumutung. um nicht zu sagen ein verbrechen.
jaja, ich bin ja schon still.
denn andererseits ist mir ein leben in spiralform unendlich vertraut, ein kinderzustand, in farben, formen und kreisbewegungen zuhause zu sein. nicht aber unter menschen.
womit ich mich wohl endgültig als ‚eso-schlampe‘ geoutet habe. früher hätte man wohl ‚mystikerin‘ gesagt. beides irgendwie ein unding, das eine verunglimpft, das andere… ich weiß nicht, gab es je weibliche mystiker?

3 Gedanken zu „'Gebet'“

  1. oh ja gab es gab es!!

    theresa von avila zum beispiel oder wie sie bürgerlich hiess Teresa Sanchez de Capeda y Ahumada – ich empfehle dir ihr buch „weg zur vollkommenheit“, eine sammlung von einträgen die mich ungeachtet meines glühenden hasses auf das christentum bis ins mark erschüttert hat. sie gründete den orden der unbeschuhten karmelitinnen und ist ebenso wie ihr ordensbruder johannes vom kreuz eine unvermeidbare instanz wenn es um tiefe und sinnliche mystik geht.

    ein klitzekleiner kommentar aus dem off :)

    und ja, es geht mir besser und ich melde mich bald mit (hoffentlich) vielen fruchtbaren ergebnissen zum kohlescheffeln.

    g.

  2. holla, freut mich dich hier zu lesen. wähnte dich schon krankenhaus oder ähnlich schreckliches. tiefe, mystische bücher kaufen geht dann aber erst nach dem kohlescheffeln.

    (hoppla, es gibt zwei verschiedene Gs hier bei mir, stelle ich gerade fest. die eine ist eine ganz andere als die andere. so geht das aber nicht.)

  3. Theresia von Avila (1515-1582)

    Seele, suche dich in mir,
    Such‘ mich nirgends als in dir!

    1. Meines Geistes Liebe schuf,
    Seele, dich nach meinem Bilde;
    Keines Malers beste Kunst,
    Größte Liebe, höchstes Sinnen
    Brächt‘ dies Bild so hehr zusammen.

    2. Liebe rief ins Dasein dich;
    Bist geschmückt mit Reiz und Schönheit,
    Die mich selber ganz entzückt.
    Sollst, Geliebte, dich verlieren,
    Such‘ dich nirgends als in mir!

    3. Dort wirst finden klar und treu
    Dich als Abbild meines Wesens,
    Lebenswahr dir eingeprägt;
    Und mit seligstem Frohlocken
    Schaust in mir dein hehres Bild.

    4. Weißt du nicht, wo ein und aus,
    Wo mag der Geliebte weilen?
    Irre nicht nach dort, nach hier!
    Wenn du ehrlich mich begehrst,
    Such mich nirgends als in dir!

    5. Denn du bist mein Brautgemach,
    Bist mein Haus und meine Kammer,
    Dran ich klopf‘ zu jeder Stund‘,
    Wenn in deinem Sinnen, Denken
    Ich die Tür verschlossen find‘.

    6. Such mich nicht in weiter Ferne,
    Da ich dir doch allzeit nahe!
    Mir genügt dein Sehnsuchtsruf,
    Und schon hast du mich gefunden.
    Such mich nirgends als in dir!

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