am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

die arbeitssuchfront

gestern: schulungsveranstaltung bei einem finanzdienstleister, wieder einmal. ich soll nur reinhören, der informationen wegen. es ist eine verkaufsschulung, basales rhetoriktraining. alle üben sich im positiven umschreiben von unangenehmen fakten, möglichst in frageform. verkäuferisch, nennt sich das. später packen alle einen zettel auf den tisch, während sie verkaufsgespräche simulieren. zu verdeutlichung von zahlen und daten. sie kritzeln also kringel und ansteigende linien, das macht was her. nein, ich gebe zu, daß das anschaulicher ist als tabellen. andererseits, wer glaubt schon einem zettel, auf dem etwas mit kugelschreiber gekritzelt ist? noch dazu von einem derart geschulten versicherungsvertreter. später nimmt der schulungsleiter mich als kundenbeispiel und exerziert ein knappes verkaufsgespräch mit mir durch. meine fragen beantwortet er mit fragen. rhetorischen fragen, die mich grundsätzlich blöd dasitzen lassen. fragen, die er nicht beantworten will, verschiebt er auf später. wohl in der hoffnung, daß ich sie vergessen würde. es ist ein machtspiel, soviel ist klar. das hat er auch vorher schon verkündet. ich bin der verkäufer, ich behalte die oberhand = gesprächsführung. es ekelt mich. ich bin 40, nicht 4. realistisch betrachtet würde er mir nichts verkaufen können, obwohl das produkt tatsächlich nicht uninteressant war. wenn aber die information hinter der verkaufstechnik verschwindet… am ende hab ich ihn gekriegt, indem ich um ein paar tage zum nachdenken gebeten habe. etwas, was ich immer täte, allein, um das hohe gesprächstempo abzufedern und auf noch offende fragen überhaupt mal zu kommen. außerdem will ich material zum nachlesen. da sieht er blöd aus, kann schließlich nicht einfach ablehnen. gefällt ihm aber nicht. jaja, sagt er, kunden, die bedenkzeit wollen, internetfreaks.
heute: vorstellungsgespräch, finanzdienstleister. der mann, mit dem ich den termin habe ist nicht da. statt dessen steht da ein großer junge mit herpes auf der oberlippe. sein händedruck ist fast nicht zu spüren. der ‘mann’ trägt einen superschicken leinenanzug, der an ihm aussieht wie ein kartoffelsack, fein gesponnen, aber trotzdem eben ein sack. ich muß aufpassen, daß ich nicht dauergrinse. wir sitzen uns gegenüber. seine fingernägel sind abgenagt, aber was solls, davon bin ich auch nicht ganz frei. doch sie sind schmutzig dazu. außerdem sieht er mich kaum an, glotzt auf seine unterlagen statt dessen. er stottert, verheddert sich im konzept. ich bin gemein, sage ihm nicht, daß ich die firma schon kenne, nur eben eine andere vertretung. wenn ich etwas frage, antwortet er wenn es irgend geht mit einer gegenfrage. er will, daß ich im bekanntenkreis aquiriere. ich sage, ich habe hier noch keinen bekanntenkreis. darauf fällt ihm nichts ein. außer, daß ich ja mal nach wtal… wie bitte? schnell erzählt er mir, was ich so verdienen kann, irgendetwas von im schnitt 250€ pro termin. was immer das sein mag, ein termin. ich zeige mich nicht beeindruckt, auch als übersetzerin verdiene ich nicht schlecht. wenn es dann mal aufräge gibt. der junge ist ratlos. vermutlich. er holt einen zettel raus und malt ein paar kringel und zahlen darauf. ich glaube es ging um altervorsorge. ich bin aber nicht sicher, alles stand auf dem kopf. anfänger!
danach: produkttester gesucht. 300€-600€, aufwandsentschädigung, also steuerfrei, dazu die ware umsonst. ich soll eine zeitung abonnieren, dafür käme ich in eine onlinedatei. hallo???
gleich: die veranstaltung der ‘coolen agentur’. finanzdienstleister.
ich glaube, ich verschwende meine zeit.
warum ich in berlin bin? hab ich vergessen.

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