am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

berlin brauchen

die berliner zeit rast, es ist kaum zu glauben. und jetzt, wo sich alle türen und fenster öffnen, erst recht. es ist nur noch ein monat etwa, vielleicht fünf wochen – dann ist es ein jahr her, daß ich vor ort die wohnungskündigung abschickte. noch ohne hier fündig geworden zu sein, und nicht ohne angst, versteht sich. aber dennoch sicher auf eine art, die mir seither abhanden gekommen ist.
dennoch ist es richtig, bislang zumindest, immer noch. das alles. trotz allem.
wie der augenblick, an dem alles anders war, mit einem mal. als ich ratlos irgendwo auf der prenzlauer alle stand – ich vermute zumindest, daß sie es war – ohne recht zu wissen, wie ich dahingekommen bin. kurz zuvor hatte ich noch in der speisekarte gelesen. tofu mit reis? oder doch besser nudeln? dann war die welt verschwunden, so plötzlich wie selbstverständlich. meine welt, ihre muster und regeln, nichts machte noch sinn. der weg nach hause war verwirrend, nicht nur, weil ich eben diesen weg nicht genau wußte. aber was ist ein zuhause? mein zuhause? die folgende nacht war tief und klar. mein blick ging vorbei an dem, was immer schon war, was auch immer so bleiben muß. ging darüber hinaus, und an mir selbst vorbei.
MEMORY ist tot, seitdem. gestorben. ein schneller, unvorhergesehener tod. es gibt nichts mehr zu sagen. und es war vergeblich, der ganze text. all die jahre, 7 etwa. oder doch schon 9? es ist gescheitert, ich bin gescheitert, ganz eindeutig. das ist so entsetzlich wie erleichternd.
die beißende gewißheit, die mir eingewachsen ist in den letzten jahren, ohne daß ich es hätte wahrhaben wollen. daß ich das limit längst erreicht habe, meine absolute grenze, daß ich darüber doch nicht mehr hinauskommen kann. das ende, rein beruflich betrachtet. daß es keinen weg mehr gibt, keine möglichkeit, jenseits von dem, was mir immer wieder als kitsch vorgehalten wurde. und das ich nie verstanden habe, einfach nicht habe verstehen können.
wo der text ins leben schneidet, oder aber umgekehrt, da hilft keine strukturanalyse, kein literaturwissenschaftlicher grundkurs und keine sonstige theorie. wenn die inszenierung im leben haftet, zwanghaft, im wahrsten sinne, dann bleibt ohne frage auch die kunst beschränkt. das ist unvermeidbar, zwangsläufig. und das läßt sich nicht lösen, nur leben. schritt für schritt, und tag für tag.
so brauchte es wohl berlin, um den knoten zu zerschlagen. oder doch eher aufzulösen? aufzugeben, in jedem fall, was mich gebunden hat. das, an was ich mich gebunden habe, in den letzten jahren. sinnlos, im nachhinein betrachtet. (naja, beinah sinnlos.)
es brauchte berlin, um weiterzugehen. darüber hinaus. oder auch nur zu weiterzusehen, zunächst einmal. wer weiß?
aber es öffnet sich ein weites feld von arbeit. denke ich.

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