am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

aktenkundig

weil ich endlich mal das fahrzeug ummelden muß, kann ja nicht einfach immer weiter mit dem W hinten herumfahren, suche ich in meinen ordnern nach den erforderlichen unterlagen. das heißt, eigentlich suche nach den internetzugangsdaten meiner versicherung, um (hoffentlich) heute noch die erforderliche versicherungsbescheinigung herunterladen zu können. das erweist sich schnell als überflüssig, da ich diese seinerzeit, grundsolide und ordentlich, wie ich nun mal bin, fein säuberlich gelocht und in der richtigen kladde abgeheftet haben muß. auch der letzte TÜV-bericht, sicherlich nicht vonnöten, befindet sich an dieser stelle und wird, vorsichtshalber, gleich mit ausgeheftet. dahinter tritt eine handgeschriebene quittung zutage, auf den 18.12.2002 datiert. die letzte rate, die ich U seinerzeit noch persönlich vorbeigebracht habe. der tag, an dem er mir schnell noch die zweitschlüssel ausgehändigt hat, mir dann eine kontonummer gab, für die noch ausstehenden zahlungen. er hat sich von mir verabschiedet an dem tag, weil er 1. zu heiraten gedachte und 2. den motorradladen zugunsten der schwiegerelterlichen spedition ganz aufgeben wollte. ich war empört, also erlaubte er mir gnädig, zumindest noch für eine kleine schönheitsreparatur und den nächsten TÜV vorbeizukommen. ehrensache, als alte stammkundin. empört war ich dennoch, nachhaltig.
der 18.12. also. am 31. ist U gestorben, das sind keine zwei wochen später. erfahren habe ich es aus der zeitung, am 9.1. – wofür die blöde bloggerei so alles gut sein kann. später, nachdem ich erfahren habe, wie er gestorben ist, habe ich U dann noch einmal für eine story ‚benutzt. (mittlerweile veröffentlicht in Sappho küßt die Sterne, Querverlag) das ist ein privileg, ich weiß, so etwas tun zu können. menschen auf die art unsterblich zu machen, für eine weile zumindest.
jetzt denke ich, die ganze zeit schon, daß ich morgen oder übermorgen das nummernschild abmontieren werde, das U damals angeschraubt hat. ich weiß, wo wir standen, im vorderen bereich der durchfahrt zu seiner werkstatt. da, wo die alten eisenplatten im boden ziemlich arg zerschossen waren. ich weiß, das U schon umgezogen war, also nicht mehr seinen üblichen overall trug. ich weiß so vieles, jetzt im moment.
und bloß wegen des nummernschilds mit dem W, das jetzt also endlich ein B werden soll. wie blöd ist das eigentlich…?

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