am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

schreibzeit/88

das war intensiv. drei tage nur. dreieinhalb vielleicht, wenn ich die an-und abreisetagsbrocken hinzuzähle. ich habe viel geschafft, tatsächlich alles, was ich mir vorgenommen hatte. zusätzlich habe ich ein paar sehr interessante texte und die dazugehörigen autor*innen kennengelernt. ein paar dabei, die mir inspiration sein könnten, also hoffentlich werden. und zwar exakt im kommenden kapitel, das vielleicht, ich weiß es gar nicht so genau, ende des nächsten monates oder so anstehen sollte.

das ist viel arbeit.das schreiben am morgen und noch einmal am abend bis gegen mitternacht. dazwischen die auseinandersetzung mit den texten, der persönliche austausch darüber und die bewegung, die dadurch entsteht. dazu das wetter, die aufkommende hitze, die mücken, die gerne aus den nahen sumpfgebieten zu den menschen kommen. des nachts vor allem.

will heißen: ich bin alle!

aber natürlich geht es weiter. die arbeit am text hat eine richtung bekommen, die sie nicht mehr verlieren wird. das liegt nicht zuletzt auch an guten orten, wien zum beispiel. oder jetzt auch das schriftstellerhaus, in dem ich vor ein paar jahrten schon einmal zu gast war. aber diesmal erst habe ich die kraft und den zauber dieser einrichtung begriffen. im kontrast zu der umwerfenden umgebung, die in den letzten jahren hervorragend gestaltet wurde, sind die zimmer eher reduziert eingerichtet. und genau so soll es sein, wenn ein ort dem schreiben gewidmet ist. kein tv, keine minibar, aber ein schreibtisch in jedem zimmer und überall funktionierendes wlan. eine bibliothek gibt es auch, einen seminarraum und ein mühle. eine wassermühle. auch die braucht es natürlich zum schreiben.

ps: die an-und abreise mit dem motorrad. nicht zu übertreffen, das das wieder möglich ist. mit der alten kiste hätte ich das nicht gemacht. ich kann gar nicht sagen, warum nicht. von neukölln bis plessa, das ist eine prima distanz, gut in einnem rutsch zu schaffen. für mein altes oder älteres biker-ich.

schreibzeit/87

das ist kein urlaub hier, nein. es ist arbeit, aller urlaub ist arbeit, immerzu. ob das so gut ist, immer nur zu arbeiten. ich stelle fest, dass es menschen gibt, die mir gegenüber vorsichtige zweifel daran äußern. ich weiß es aber nicht anders, ich muss.

jetzt gerade aber muss ich nicht mehr, habe ich soeben beschlossen. seit mittwoch abend habe ich achtzehn seiten intensiv überarbeitet. dabei nicht so wahnsinnig viel geändert, aber es ist die letzte überarbeitung, bevor ich mich im text weiterbewege. heute morgen bin ich die die restlichen sechszehn seiten des kapitel angegangen. erstmal nur kürzen und glätten, bevor ich mich intensiver mit sprache und ausgestaltung befasse. wohl auch montage, im kleinen wie im großen, da hat sich bereits etwas aufgetan.

zwischen der arbeit bislang den eigenen und vier weitere texte in der gruppe besprochen. das ist auch nicht ohne, das will genau gearbeitet sein, das eigene wie das fremde. und das dauert stunden. und es geht weiter heute, noch einmal vier texte, die ich alle hören will, auch wenn ich nur zu zweien verpflichtet wäre. morgen ist dann mehr luft. hoffe ich.

nach den ersten fünf von sechzehn seiten mache ich jetzt schluss, das heißt pause, aus vernunftgründen. an einer stelle, wo eine neue, durchaus wichtige figur eingeführt, das will ich in ruhe tun, unangestrengt. heute abend vielleicht, wenn ich es schaffe, mich der gruppe zu entziehen. oder danach, aus dem späten abend in die mitternachtstunden hinein. in den letzten nächten ging das gut.

so ein betreutes schreibzeitprogramm mit weitgehend flexiblem programmangebot ist mir neu. bislang auch noch nicht ganz geheuer, was aber wohl daran liegt, dass ich schon so unendlich lang inzwischen allein lebe. das gelände ist riesig, aber ich sitze am schreibtisch in meinem kleinen zimmer. weil ich mich so seltsam verhalte beim schreiben. immer lese ich alles laut, springe auf während der arbeit, setze mich gleich wieder, singe sogar mitunter. (sehr selten.) es stört mich sogar, wenn draußen auf dem flur jemand hergeht, so etwas kenne ich im normalen leben einfach nicht. da bin ich familiengeschädigt, eindeutig.

dabei sind die leute hier wirklich nett. manche sogar sehr nett und interessant dazu. und jetzt muss ich duschen, es ist so heiß. das macht man so, wenn man unter leute geht. oder?

fahrzeit

großartige motorradfahrt bei bestem motorradfahrwetter. fast ein wenig kühl wehte es zu den ärmeln rein, aber das wolle ich so. genau so. die maschine tuckert und grummelt, fängt aber auch bei dauerbelastung nicht an zu mucken. gelegentlich habe ich mich vergessen, und die tachonadel hat an der hundert gekratzt. auch das war nicht bemerkenswert unangenehem, im gegenteil. und hin und wieder vergesse ich offensichtlich, nach ortsdurchfahrten wieder in den fünften gang zu schalten. auch im vierten fährt die kiste problemlos bis etwa siebzig, aber das sollte sie derzeit natürlich nicht. aber gut zu wissen, denn im vierten gibt es klein wenig mehr beschleunigungskraft. die hat die kleine ameise im fünften natürlich so gut wie gar nicht, da heißt es einfach ein bisschen warten.

und genießen.

die maschine ist inzwischen übrigens ordentlich dreckig, von den berliner linden und anderem stadtstaub. ich fege sie immer wieder mal ab und poliere die spiegel, der regen entfernt den lindenklebstoff, was immer das ist. ansonsten tue ich nicht viel. sie sieht jetzt nicht mehr ganz so neu aus, ich begrüße das.

mit navi zu fahren ist schon unglaublich cool. auf einer so langen und nahezu komplett unbekannten strecke habe ich das bisher noch nie gemacht. ein wunderbare erleichterung und entspannung. autobahn fahren ist easy, da gibt es schilder kilometerweit voraus. (zumindest in deutschland. you should try and drive in the ukraine, hat die kollegin aus kyjiw gesagt. so bald wohl nicht, aber vor jahren war ich schon mal auf einer autobahn in italien. das ist auch ziemlich anders.) über land zu fahren dagegen, speziell durch ein land, das je weiter südlich man kommt, immer leerer wird, ist eine herausforderung. ich war sehr ausgesprochen dankbar für die belehrungen des navis, die mich durch jede ortschaft gelotst haben. auf die art habe ich mich nur einmal an einer umleitung um wenige kilometer verfahren und einmal die richtungsanweisung falsch interpretiert. andererseits konnte ich eine andere umleitung aufgrund der neuberechung der route verwerfen, und mittendrin dem navi folgen, dem ja meine zielvorstellung bekannt war.

seltsam ist nur, dass ich mit dem navi nie eine vorstellung davon hatte, wo ich gerade bin. lediglich die beständig eingeblendete ankunftszeit bestätigte mein vorwärtskommen. das ist neu.

wie gesagt, fast leer war es gegen ende der strecke. nur zweimal wurde ich von einem auto überholt, etliche andere motorräder habe ich gegrüßt, dazu ein paar roller. lediglich aus berlin hinauszufinden, das war so ein sache. das war ziemlich voll, voller baustellen auch. kein spaß.

durch brandenburg krabbeln

sehr schlecht geschlafen, weil die hüfte, die zu meinem vermeindlich schwer kaputten knie gehört, mächtig geschmerzt hat. so muskelkatermäßig, außerdem habe ich nicht wenig blaue flecken am schienbein entlang. orthopäden sind halt echt eine nummer. selbst dieser, der sehr konzentriert und korrekt war, kompetent sowieso, wie kaum einer seiner zunftgenossen, und kein bisschen grob. aber kraft hat er halt, und die hat er angewendet.

mit dem knie bin ich aber sehr zufrieden, das wird!

vollzeitarbeiten, von zu hause aus heute, ausnahmsweise, weil gewitter angesagt war. naja, am späten abend kam es dann auch endlich. ziemlich wirr, den ganzen tag, immerhin nicht totel unproduktiv. aber beinah wie aufgeregt zwischendrin und untendrunter. so etwas ist der eigentliche stress, der von fremdarbeiten ausgeht. wenn das eigene sich dagegen wehrt. verdammt!

das war vorfreude vermutlich, denn morgen fahre ich einmal durch brandenburg, bis ganz an den unteren rand. mit dem motorrad, der schicken grünen ameise. ich werde über land krabbeln, müssen, weil die maschine, immer noch im einfahrmodus, nach wie vor mit vorsicht zu behandeln ist. schneller als achtzig darf sie noch lange nicht, also fahre ich besser auf keine autobahn. da würde ich mir heftigen ärger einhandeln, und da hab ich überhaupt keine nerven für.

aber ich werde von herzen gerne krabbeln. genau so habe ich mir das schließlich gedacht, als ich diese gemütliche, kleine maschine gekauft habe.

es ist lange her, dass ich mit einem motorrad gereist bin. ewig, ich glaube usedom war die letzte station. das ist jahre her. vieles ist anders, nicht nur die maschine. da bin mich noch mit karte gefahren, ohne navi. und mit vorherigem lernen des reisewegs, ich bin froh, dass ich das noch kann.

oder damals, vor über dreißig jahren, in england. mit zelt und luftmatraze, mit bundeswehrseesäcken auf tank und sozius. wie ich während der fahrt, den sack auf den tank zurechtgerückt habe, weil der angefangen hatte, nach links zu kippen. die karte war unter die spanngummis geklemmt, dass ich den kopf mitsamt helm mächtig senken musste, um darauf überhaupt etwas zu sehen. und das bei linksverkehr. keine ahnung, wie viele meilen ich auf die art blind gemacht habe. einmal, als ich hochschaute, löste sich gerade ein anhänger von seinem zugfahrzeug und flog in den graben. er ist wirklich geflogen, in einem schönen, hohen bogen. nach rechts, zum glück, nach rechts. nicht in meine richtung.

du liebe zeit, was ich mich alles getraut habe früher, in meinen zwanzigern.

heute also mit navi, tankrucksack, abschließbarem koffer und wasserdichten ortlieb-packtaschen. und nicht zuletzt: mit einem telefon in der tasche.

köpfchen & beine

kleine überraschung beim orthopäden heute. das lädierte knie, oder auch beide vielleicht, mag beschädigt sein, na gut. das eigentliche problem sind aber zunächst einmal ein blockiertes köpfchen der fibula, des wadenbeins, und der tonus des musculus iliopsoas, großer lendenmuskel. das mächtige herumgedrücke hier und dort, weit abseits des knies, hat bereits deutlich mehr beweglichkeit und minimierten schmerz bewirkt. nun also erstmal eine weitere baustelle für die physiotherapie, ich bin einverstanden.

ich hatte ja mit schlimmerem gerechnet, am ende gar mit invasiven maßnahmen, jenseits der gesetzlichen krankenkassenleistungen.

fazit: ich bin also doch noch nicht so richtig alt. puh!

beständig

wieder alles ganz anders als geplant heute. im grunde durchgearbeitet, übersetzungszeug, also geld verdienen. das war gut, das musste sein, weil mir plötzlich klar wurde, dass ich ja in der kommenden woche schon wieder unterwegs sein werde. nixcht in sachen broterwerb, sondern ich sachen schreiben. also weg vom alltagskram, ich will ja nicht immer die eine arbeit in die andere mitnehmen. obwohl das inzwischen ja quasi überall möglich ist. alles, was ich tue, funktioniert mit oder im netz.

zwischen der arbeit all das andere zeug erledigt, von müll raustragen über fahrradreifen aufpumpen bis zum einkaufen. alles geschafft, von der liste gestrichen, bis zum nächsten mal. im august wird an dieser stelle STEUERN stehen, wetten!? das wollte ich dieses jahr ja nicht so lange vor mir herschieben. aber wie geht das nur?

morgen muss ich die texte lesen für den kommenden kurs. definitv, es gibt kein anderes zeitloch bis zum ersten zusammentreffen. vielleicht fahre ich dafür raus in die kleine stadt, das wäre schön. hängt aber ein bisschen am wetter und an der lust. viellleicht bleibe ich also am balkonkaffee kleben, wer weiß. nur das lesen, das muss. schreiben ist damit verboten, kein platz, keine zeit.

was aber nichts macht, weil dem ja der kurztripp der nächsten woche gewidmet ist. also cool bleiben, weitermachen, durchatmen, es kommt die zeit. (ob das stimmt? kommt die zeit? geht sie nicht beständig weg von mir?)

draußen ist es recht ruhig heute, die kneipe und auch der späti sind schlecht besucht. dafür entwickelt sich irgendwo im haus eine quatsch-party, das kommt zunehmend von außen über den offenen balkon zu mir hinein. die lauten damenstimmen reden häßlichstes amerikanisch, aber immerhin gibt es bislang keine musik dazu. ich habe heimlich ein wenig hoffnung.

gerade fällt mir ein, dass ich vergessen habe, wäsche zu waschen.

heute

lange geschlafen, ein bisschen gearbeitet, mein beileid bekundet, holz kaufen gewesen, geschwitzt, geduscht, noch ein bisschen gearbeitet, gegessen, telefoniert.

fertig.

baumarkttext

ein häßlicher tag, an dem mir erst der friseurtermin abgesagt wurde, dann der arbeitsalltag in totalfrust versunken ist, größtenteils selbstverschuldet, und nicht zuletzt der kreislauf sich pausenlos um das wetter dreht. hitze, wolken, regen, die ganze zeit wie im dunkeln in der sauna.

schöner sommer.

es gab auch noch andere dinge heute, aber ich kann mich gar nicht recht erinnnern. kann sein, dass mich seit nachmittag diese seltsame art migräne erwischt hat. keine ahnung, ob das sein kann, aber die richtige migräne habe ich ja seit weitgehend geschlossener hormonumstellung nicht mehr wirklich. nur dieses schläfenjucken mit latend vernebeltem hirn, gelegentlichem niesen und andauerndem gähnen. da gibt es schon ähnlichkeiten, auch wenn ich nicht mehr über stunden in verdunkelten räumen liegen muss. und warten, dass es aufhört.

jetzt wieder regen, aber recht leise, beinah sanft. die punkkneipe gegenüber räumt pünktlich die bänke zusammen, weil eh keine*r mehr draußen sitzt. nur vorm späti hängt einer einsamer biertrinker, der wohl mit fußball nichts am hut hat. überhaupt ist es recht still, gestern war das anders. bis nach mitternacht gab es vor meinem schlafzimmerfenster diverse fröhliche zusammenkünfte. sogar auf dem boden haben sie gesessen, vor dem späti, wie in einer gesprächsrunde. war aber wohl doch eine trinkrunde.

sehr froh bin ich, dass ich meinen text für das schreibtreffen in der kommenden woche, der heute fällig ist, bereits am sonntag abend abgeschickt habe. heute wüsste ich nicht, wo mir der kopf steht. hätte kaum eine chance, die seiten korrekt abzuzählen und eine kurze einführung für den ausschnitt zu verfassen. (ja, das ist übertreiben.)

ich würde gerne etwas bauen oder wenigstens basteln, weil es zum bauen schon zu spät ist. aber mir fällt nichts ein, das hirn weigert sich. ich hab auch gar nichts da, das kommt noch dazu.

also morgen gehe ich zum baumarkt. vielleicht hilft das.

schreibzeit/86

balkonkaffee auch heute. wieder mit sonne und wind, wobei die sonne recht bald durch eine hohe, regenarme wolkendecke geschwächt wurde. es ist also kühler als gestern, geringfügig. ich mag das.

also mit kaffee und rechner und musik nach draußen und gleich in den text. in die schreibzeit, die diesmal genau so geplant war, gestern abend bereits. viel zu tun war nicht, aber das weiß man ja nie. der punkt war gesetzt, an dem ich aufhören wollte, und genau das habe ich getan. früher als erwartet. das ist gut, so ist noch etwas übrig vom sonntag. ich bin sicher, es gibt noch dinge, die zu tun sind, zu erledigen. zeug an das ich beim schreiben besser nicht denke. morgen geht es dann in die arbeit, das broterwerbszeug.

aber erstmal ist nur musik, tee und kekse, die geräusche der autos, die menschen am fußballplatz etwas weiter die straße hinauf. noch wenig menschen an meiner ecke, zumindest höre ich sie nicht. das ist gut.

vielleicht bleibt kommt später noch die lust auf eine motorradrunde, die ich gestern, erstens, vergessen habe und, zweitens, hat es immer wieder geregnet. (blöder satzbau, egal!) nicht viel, kein gewitter, aber doch genug, dass das fahren ohnehin keinen spaß gemacht hätte.

wenn nicht, dann nicht. ich könnte auch schlafen. schreibarbeit, überhaupt das denken ab einer gewissen komplexizität, erschöpft mehr als man meinen würde. es ist nicht diese körperliche müdigkeit, kombinert mit schmerz, die sich einstellt, wenn ein paar stunden lang säge, schraube und bohre. dann will der körper die bewegungen nicht mehr ausführen, bzw. für sie nachlässig aus. wohl um kraft zu sparen.

die schreibmüdigkeit äußert sich in anderen fehlleistungen, wortfindungsstörungen vor allem. aber auch der unfähigkeit den blick scharf zu stellen oder mich anstoßfrei durch die wohnung zu bewegen. obwohl mir gar nichts wehtut, so wie beim bauen. zum glück sieht das niemand.

es ist schon gut, dass ich allein lebe.

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