drei jahre berliner holperpiste, kopfsteinpflaster und bordsteingehüpfe machen sich bemerkbar. das fast dreißig jahre alte hinterrad meines ebensoalten fahrrades begann unlängst leicht zu eiern und zu klappern. (sowas kommt von zuviel körperbewußtsein und übersteigerten klimaschutzgedanken obendrein. ;-)
eine kurze nachfrage beim radmeister meines vertrauens ergab den lapidaren hinweis: ja, natürlich ist eine nabe gelagert, mehrfach sogar, und ganz sicher gehen diese lager gerne auch mal kaputt.
diese info liegt nun schon eine weile zurück, muß ich gestehen. denn ein neues rad kostet 30 euro, das ist nicht viel. aber auch nicht wirklich wenig. also abwarten. heute meint die geliebte dann, ich solle schon mal das rad ausbauen, sie müsse ja sowieso da in der nähe was erledigen, sie nähme mich dann mit. äh, ja. (so ist das, wenn man sich verbandelt, denke ich kurz. irgendwie geht die autonomie flöten.)
kurz darauf stehe ich mit meinem dreckigen hinterrad in dem laden, und mein lieblingsradmeister meint, daß es doch gar nicht so schlimm sei. daß das ja nun schon ein altes rad sei, so insgesamt betrachtet. dreißig jahre. und daß man erstmal versuchen sollte, die nabe nachzuziehen. wenn das möglich sei, hielte es sicher noch ein jahr. und bei so einem alten rad wisse man schließlich nie, was da über nacht alles kaputt ginge. da könnte sich die investition in ein neues hinterrad am ende vielleicht gar nicht mehr lohnen. sagt mein lieblingsradmeister.
ich sage meinem lieblingsradmeister nicht, daß mein uraltes schätzchen ziemlich genau siebzehn seiner fast dreißig jahre in einem wuppertaler keller verbracht hat. und somit im großen und ganzen recht gut in schuß sein sollte. tatsächlich erwäge ich sogar weitere investitionen, wie z. b. eine radlagererneuerung in verbindung mit einer übersetzungsänderung der schaltung. (ganz zu anfang in wtal hab ich das ding mal fürs bergische umbauen lassen, was für eine schnapsidee.) nein, das alles erwähne ich nicht.
ich gehe eine tür weiter und bitte den brummelnden mechaniker, sich das mal anzugucken. keine zeit, mault der. anschließend verschwindet er trotzdem mit meinem hinterrad hinten in der werkstatt und kommt schon nach knapp einer minute wieder zurück. ist aber stramm, murmelt er, schleift ein bißchen, besser geht nicht, ist alt. ich nicke zufrieden. kaffeekasse, mault der mann dann noch im wegdrehen. ich schiebe ein bißchen silberbunt in den schlund des grünen frosches, greife mein rad und verschwinde schleunigst.
[das rad hat eine halbe fledermausseele und hängt im ruhezustand gerne an der küchenwand. von daher stimmt die fotoperspektive so, wie sie sich hier darstellt. also nicht über das bild motzen.]
gut, es knirscht, obwohl ich beim einbau viel öl daran verschwendet habe. außerdem eiern die kettenritzel immer noch ganz leicht, wenn das rad sich frei dreht. das finde ich seltsam. aber es stimmt vermutlich, ein jahr wird es so schon noch halten. also! auf gehts, wird schon schiefgehen. und wie hat claudia letztens erst in den kommentaren bemerkt: bei der produktion von dingen wird schließlich auch energie verbraucht. keine ahnung, mit wieviel energie die herstellung eines fahrradhinterrades verbucht wird. unwichtig, denn ein solches vorgehen entspricht ohnehin zutiefst meiner ererbten lebensphilosophie.