am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

love & panic

die loveparade war nie mein ding. nur einmal habe ich sie am rande miterleben müssen, weil ich zufällig gerade in berlin war. fazit: zu voll, zu laut, zu viele menschen eben. nix für mich.

gestern ist die liebende masse in panik geraten, möglicherweise an einer kleinen stelle nur. eine kleine masse also, aber es hat tote gegeben. und ich habe darüber nachgedacht, mehr als mir lieb war, ich habe sogar davon geträumt.

im architekturstudium, vor langer zeit, habe ich ein wenig darüber gelernt, wie man menschenmassen leitet, wie man wege und räume schafft für die fließenden massen. schon die römer waren meister darin. das kolosseum, das immerhin 50.000 zuschauer faßt, konnte in nur 15 minuten gefüllt und in 5(!) minuten wieder geleert werden. dazu gab es 80(!) zugänge und ein ausgeklügeltes leitsystem, das meines wissens bis heute die grundlage für moderne stadien bildet.

menschenmassen, wenn sie sich in eine bestimmte richtung bewegen, verhalten sich ähnlich wie wasser. sie fließen dahin, wie auch der straßenverkehr zum beispiel, doch wenn ein hindernis auftaucht oder druck entsteht, sind die dadurch freigesetzten kräfte immens. das ist berechenbar, wie ich gerade im mathlog nachlesen konnte. teilchenphysik, wer hätte das gedacht. nix mit panik.

vielleicht hätte man aber bedenken sollen, daß auch wasserteilchen, wenn sie unter druck geraten, sich plötzlich eigenmächtig einen weg suchen und den deich an der schwächsten stelle zu durchbrechen suchen. oder anders: die kapazitätsberechnungen bezüglich von menschenmasse und tunnelenge scheinen sogar mir als mathematischer idiotin recht deutlich danebengelegen zu haben. wenn ich mir dann noch den wahnwitz eines einzigen eingangs, der gleichzeitig auch noch ausgang sein sollte, vorstelle. selbst der weg durch die stadt scheint eine art stierlauf gewesen zu sein, statt einer ausgeklügelte wegführung mit entlastungsbereichen daraus zu gestalten.

und es war noch nie eine gute idee, menschen sinnlos einzupferchen. selbst mit sinn ist das heikel. meine güte, da wurde wohl bei der planung viel gute hoffnung eingerechnet. das zumindest habe ich heute nacht geträumt.

nachtrag: ich sehe gerade, daß im fischblog schon konkret gerechnet wurde.

2 Gedanken zu „love & panic“

  1. Ich frage mich seit gestern Abend, wie diese Kräfte entstehen können. Jeder von uns ist sicher schon mal in einem Menschengedränge stecken geblieben und weiß, wie viel Kraft da plötzlich entstehen kann. Man kriegt keine Luft mehr und hat das Gefühl, das von hinten irgendwelche Blödmänner schieben und schieben, ohne sich darum zu scheren, was vorne geschieht, und man möchte nur noch raus da. Wenn ich mir vorstelle, dass das alles in so einem engen Tunnel geschieht und es einfach kein “raus da” gibt – grauenvoll. In der Haut der Veranstalter möchte ich nicht stecken. Was immer auch schief gelaufen ist – am Ende ist auch das nur menschlich. Denn wir alle neigen ja leider dazu, immer ein bisschen zu viel gute Hoffnung einzurechnen.

  2. ich weiß nicht. hoffnung auf kosten anderer, das schwingt dann doch schon ein bißchen arg übel. auch wenn es menschlich scheint, auf den ersten blick. auf den zweiten aber, denke ich, stimmt ganz sicher etwas im kalkül nicht. worauf auch immer es letztendlich hinauslaufen wird.

Kommentare sind geschlossen.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner