am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

atmen

dieser tatort neulich, der zweite am letzten sonntag. der, der erst nach 10 laufen durfte, zu recht. sinnlos, die handlung nachzuerzählen, darum geht es mir nicht. ein knacki kurz vor der entlassung, einer der untesten, selbst dort, ein vergewaltiger. wie und warum auch immer, nach ein paar filmminuten sitzt er mit seiner bewährungshelferin allein im besucherraum, hat ihr einen kabelbinder um den hals geschlungen und hält sie mit einem improvisierten messer in schach. danach ist stille, viel stille und langsamkeit. hintergründe werden aufgedeckt, aber wie gesagt, das kümmert mich nicht.

atemlos macht das setting, die intimität. zwei menschen, ein raum, plötzlich geht um um macht, nur noch das, um macht übereinander. und es geht um leben.

eine requisite, der kabelbinder, ist grandios gewählt. der mann kann ihn zuziehen, immer weiter, er tut das auch. das ist seine gewalt. aber er hat keine macht, er kann ihn nicht mehr öffnen oder lösen, selbst wenn er es wollte. dazu hat er nicht das werkzeug.

am ende sind beide tot. sie stirbt zuerst. durch ihn.

am ende ist klar, daß es dem mann genau darum ging. um das ende, nicht das spiel. um die angst in den augen, um den moment der aufgabe, wenn die angst zu groß wird. um den moment, in dem der mensch sich verliert. zwangsläufig, egal ob er lebt oder stirbt.

ich erinnere diese art von angst, wenn es an die existenz geht. ich erinnere, daß räume verschwinden, der himmel, das licht und der boden. alle wahrnehmung reduziert sich auf den atem, das flattern im zwerchfell, das schluchzen des körpers, der ein fremdköper ist. dennoch der eigene noch.

ich erinnere die erleichterung im augenblick der aufgabe. nicht meine, das braucht jahre, jahrzehnte mitunter. ich erinnere die erleichterung des anderen menschen in verlauf des spiels. ich erinnere das lächeln, das ich ganz sicher nicht habe sehen können. es war in der stimme.

manche sagen freude dazu, freude an der gewalt. oder lust auch, wie im fall dieses films. manche halten es für perfide und unmenschlich. doch es ist erleichterung, ich bin sicher. ich war nah genug, um es zu wissen. es ist das entkommen aus einer schrecklichen qual, es ist erleichterung auf kosten eines anderen. es ist menschlich.

kein mensch wird dir jemals helfen, wurde mir einmal in diesem moment mitgeteilt. mitten im weißen rauschen, ohne boden, ohne welt und ohne zeit. da wird alles zur unmittelbaren wahrheit.

längst weiß ich, natürlich, daß der andere mensch in sich trägt, bis heute vielleicht, was mir nur eingehämmert wurde. von außen, über jahre. meinen kern hat es nie erreicht. und ich lebe noch.  das ist eine andere art der erleichterung. eine um einiges nachhaltigere.

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