am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

kofferfarben

der auf dem weg nach klagenfurt zerdepperte neue koffer ist nach der ordnungsgemäßen abgabe zur reparatur nicht zu mir zurückgekehrt. das ist wohl in ordnung so, wenn eine reparatur unmöglich oder zu aufwendig ist, dann wird ersatz gestellt. steht so im kleingedruckten unserer allgegenwärtigen hauruckundwerfwegkultur. irgendwie bin ich auch gut weggekommen, der neue ist objektiv betrachtet sogar besser. das material flexibler, also nicht so stoßanfällig, die rollen leiser und stabiler auf den ersten blick, der innenraum deutlich flexibler gestaltet. sogar die marke ist mir bekannt, der vorgänger war eher ein nonamevertreter.

allein, er ist blau, der neue. das blödeste plastikblau, das man sich vorstellen kann. das ist – nach pink, versteht sich – so ziemlich das letzte, das ich mir als kofferfarbe aussuchen würde. als farbe überhaupt, und es glänzt auch noch, dieses blau.

seit ein paar tagen steht er nun da, mein neuer koffer, und ich versuche, an ihm vorbeizusehen. ist doch gut so, rede ich mir ein. hatte ich nicht über den vorgänger, den antrazitfarbenen gejammert, den ich auf dem flughafengepäckband unter all den anderen antrazitfarbenen koffern niemals auf anhieb würde herausfischen können? da paßt blödes blau doch ausgezeichnet. das hilft aber nicht, so ganz und gar nicht. ich bin eigen, was die dinge in meinem leben angeht. ich suche sie mir selbst aus, ich wähle formen und funktionen mit bedacht. und farben eben auch.

gestern ist mir das ding plötzlich trotzdem in mein herz gehüpft. ich weiß nicht warum, auf einmal mag ich seine häßlichkeit, bin richtig verliebt und werde sie mit großem stolz hinter mir her rollern, wann immer sich die gelegenheit bietet. was ja nicht allzu oft ist. und die farbe? nun ja, nichts in meiner umgebung hat eine solche färbung, es muß also kofferfarben sein.

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