am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

raus

es dauert, bis man berlin hinter sich gelassen hat, dann aber geschieht es. die stadt verschwindet einfach, ganz plötzlich. hinter dem durchgestrichenen gelben schild ist schluß, so einfach ist das. eine überraschung irgendwie.

zu lange habe ich die stadt nicht verlassen, und ich weiß nicht einmal warum eigentlich nicht. das fehlende geld vermutlich. die angst, in berlin doch irgendwie falsch zu sein, in einer ewigen schieflage gefangen. und das langsam vor sich hin verottende motorrad natürlich, mit dem ich mich zuletzt nicht einmal auf die winzigste reise hätte wagen mögen. selbst in der stadt war das fahren mehr und mehr ein wagnis. das hat sich nun schritt für schritt geändert.

endlich ist der tank saniert und dreck, rost und wasser im sprit ein fluch der vergangenheit. die batterie ist auch neu, so hängt mir die maschine nicht mehr plötzlich irgendwo schlagartig totgestellt fest. in diesem jahr ist sie dann auch schöner geworden. neues licht vorn, gerade halterungen und kein gaffa tape mehr. blinker, die nicht ausschließlich mit isolierband gehalten werden. neue fußrasten mit vollständigen gummis, ein schalthebel, der nicht in den gelenken schlackert, lesbare tachoeinheit. sogar einen usb-anschluß hat die alte kiste – baujahr 86 – jetzt, wer hätte das gedacht. und eine navigationsgerät, das ist überhaupt das beste.

vor sechs oder sieben jahren habe ich so etwas zum ersten mal an einem motorrad gesehen. und fand es lächerlich, da bin ich ganz alte schule. motorrad fahren bedeutet karten lesen und strecken finden. dann strecken lernen, weil man beim fahren nicht auf die karten gucken kann, nicht einmal annähernd. eine ganz eigene konzentration also, ein ständiges rätseln und zweifeln. und immer wieder verfahren, ohne es zu merken mitunter. oder es zu spät zu bemerken, dann umdrehen müssen und alles wieder zurückfahren. wie anders das ist mit einem navi.

das muß ich noch lernen. wie der eigene geist, das wollen und entscheiden darin, mit der maschine zusammenspielen kann. oder eben nicht. auch kann ich distanzen in metern so überhaupt nicht abschätzen und fahre an abzweigungen gerne auch mal vorbei. (30 meter, jaja. so breit ist vielleicht die ganze kreuzung, jetzt am schreibtisch kann ich mir das vorstellen. aber vor ort.) toll ist es trotzdem, einfach so losfahren zu können. einfach so weiterfahren zu können, den eigenen weg, um dann später den vorgeschlagenen wieder aufzugreifen.

auch sonst bin ich aus der übung, wenn ich überhaupt je in übung war. ich fahre langsam, auch weil ich die brandenburger kiefern sehen will, wie sie einfach so im boden stecken. ich bin allerdings schon immer langsam gefahren, mein flow-tempo ist low. die kreisverkehre fahre ich im falschen gang an, muß dann schalten und tattere mich schließlich so durch. nicht gerade schön. ich könnte mir das schön reden und behaupten, daß ich eben die englischen roundabouts gewöhnt bin, die in die andere richtung gefahren werden. in und um wuppertal gibt es kaum welche, wenn ich mich recht erinnere. das wäre allerdings eine ausrede.

ich fahre schlecht derzeit. ich fahre mit angst, und ich fahre auf mich gerichtet, nicht nach vorn. das macht es nicht besser.

aber sie grüßen, alle. in berlin macht das kaum wer. da draußen tun es alle, sie schauen nicht auf die tatterigkeit oder die krumme, olle maschine. sie grüßen, weil man das so macht. und da waren viele heute.

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