ich schlafe schlecht und träume viel, von mieser arbeit und übler verwandtschaft. beides sucht man sich nicht aus. außer manche vielleicht, die sich diesbezüglich als priviligiert zu betrachten hätten. es aber womöglich nicht tun, weil sie es nicht anders kennen. ich selbst muß mich derzeit so nennen, denn seit einiger zeit bin ich mit freundlicher arbeit, guter bezahlung und bester gesellschaft, die weitgehend unverwandt mit mir ist, gesegnet.
das ist es wohl nicht, was meinen schlaf beherrscht und bedroht. die chemnitzer rottenbildungen, die horden grob entfesselter menschen – oder sollte es besser gleich „männer“ heißen? – ist eine wahrlich bittere sache. nicht, daß es das nicht schon immer gegeben hätte, wie in wellen schwappt die braune urbrühe seit jeher überall umher. mal hier und mal anderswo stinkt es gewaltig. das ist wirklich nicht neu. doch jetzt scheint chemnitz mir ein einschnitt zu sein. nachdem sich die zeichen seit jahren verdichten und verknoten, auf allen ebenen, wäre nun an der zeit für klarheit. doch womöglich ist es dafür längst zu spät.
alles verklärt sich, wird selbstverständlich, kaum jemand empört sich noch. im gegenteil. man teilt und genießt die widerliche gesinnung. das macht mich tief im innersten fürchten. so sehr, daß ich das schreiben heute fast ganz gelassen habe. stattdessen zeug repariert, endlich mal die zerfeddernde handytasche mit nadel und faden geflickt. es beruhigt, wenn man die dinge eigenhändig erhalten kann. (wie im krieg, denke ich in diesem moment. warum denke ich das?)
eigentlich schreibe ich gerade intensiv an einem roman. ich lebe darin, könnte man sagen. um begegnungen geht es darin, um familie und leben im weitesten sinn. es ist also niemand verheiratet, es gibt keinen familienkern, aber kinder natürlich. es gibt verbindungen über jahre hinweg, die sich bewegen, verändern und erweitern. und alles öffnet sich zum ende hin, noch weiter. es wird klar und stabil, immer in dem wissen, daß es so etwas wie sicherheit nicht geben kann.
so ist es gedacht. ja, ich betrachte das als politikum. (und als segen.)