am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

2. schulddrehtag

noch vor dem frühstück mache ich fotos von menschen, die menschen filmen, die gefilmt werden. zu deisem zweck verfüge dabei über einen logenplatz im zweiten stock des angrenzenden eckhauses. unübertroffen.

die weitere verfolgung des geschehens hat mich eine weile von den anstehenden arbeiten abgehalten. zu spannend waren mir die abläufe da draußen, das zusammenspiel so vieler menschen, das mir nahezu reibungslos erschien. wie zügig da auf- und dann gleich wieder ab- oder umgebaut wurde. daß überhaupt gebaut wurde, daran hatte ich gar nicht gedacht. und wieviel gebaut werden mußte. kamerakräne, diverse lichtaufbauten, kurze schienenstrecken für kamerafahrten, mit kleinen holzklötzen stabilisiert. und so vieles mehr noch, dessen sinn sich mir nicht erschlossen hat. dazu die orgamenschen, die mit headsets, tablets und klemmbrettern durch die gegend hüpften.

das wäre etwas für mich gewesen, dachte ich nach einer weile. erst das bauen, dann das organisieren. das hätte ich machen können und gerne machen wollen. das ist auch eine art, sich durch eine geschichte zu hangeln, auf jeden fall. wenn mir sowas über den weg gelaufen würde. damals, kurz nach der lehre. dann wäre etwas aus mir geworden. wenn ich da den blick hätte heben können, über die bis dahin gemachten erfahrungen hinweg. wenn ich da schon gewußt hatte, was ich heute weiß. daß ich ein mensch bin, wie alle anderen auch. daß ich genauso funktioniere, oder es zumindest lernen könnte. irgendwie. daß mit die substanz dazu gegeben ist. wenigstens das.

wenn mir klar gewesen wäre, daß ich etwas hätte wollen dürfen. und suchen. und finden sogar.

doch da war eben nichts. damals. nichts von dem, was und wie menschen leben, hatte sich mir jemals erschlossen. das war nicht das, was ich kannte. nicht mein leben. ich hatte keine absicht, damals, nicht einmal die absicht weiterzuleben. wie hätte ich zum film wollen können? oder sonst etwas tun.

na, egal: die einzigen frauen in der filmcrew heute waren zwei schauspielerinnen, eine maskenbildnerin und eine orgafrau mit gelber leuchtweste, die offensichtlich durchaus belebte straßenkreuzung freizuhalten hatte. sonst nur männer! die übliche scheiße halt. da hätte ich vor dreißig, vierzig jahren auch so keine chance gehabt.

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