ich sei ein besonderer mensch, das höre ich immer wieder durch die jahrzehnte hindurch, die ich mit menschen verbringe. oft ist es zum abschied, vermutlich um mir diesen zu versüßen. oder zu erleichtern. um mir mit auf den weg zu geben, dass es auf gar keinen fall meine schuld, aber wen interessiert schon schuld? und seit wann kümmern sich schuldgefühle um solcherlei erklärungen? im fröhlichen ringelrein der synapsen wird da besonders schnell zu sonderlich, was ich ganz ohne zweifel auch bin.
inzwischen bin ich so alt, dass mir das im grunde niemand mehr sagen muss, aus welchen grund auch immer. ich weiß es längst selbst, und eigentlich weiß ich es schon lange. ich kenne das ziel, seit ich mit zwölf bei meiner oma im sessel hinter der tür saß. allein. vielleicht sogar schon länger, seit ich vier bin, auch wenn ich mich daran nur vage erinnere. auch da war ich allein, noch im land zwischen traum und alltag. gefangen.
das ziel zu kennen, mit der gewissheit zu leben, dass es sich nicht ändern wird. damit bin ich privilegiert, ich weiß. wenn man den kopf (früh) sehr hoch trägt, verleiht das übersicht und sicherheit, aber auch überheblichkeit und damit zwangsläufig verwirrung. wenn der blick am boden bleibt, muss man aufpassen nicht (zu früh) zu boden zu gehen, und der mittelweg unterscheidet sich wenig von all den anderen, ziellos verschnörkelten wegen. das ziel zu kennen, entbindet nicht davon, die vielen kleinen entscheidungen zu treffen, die auf dem weg liegen. nicht im geringsten.
so gehe ich vor mich hin, mal schneller und mal langsamer. mal liege ich besser mit der wahl meiner richtung, mal grottenschlecht, ohne es auch nur zu merken. aber weiter geht es immer, es führt sogar weiter, sich völlig zu verwirren und auf ganzer linie zu versagen. auch dann findet man sich auf jeden fall an einer anderen stelle wieder als zuvor. ein anderer ort, zwangsläufig. und besser womöglich.
und manchmal ist es zeit, den kopf zu heben, über alles und alle hinweg, sich selbst bewusst. je älter ich werde und irgendwann dann für immer.
jetzt, zum beispiel.