am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

neuköllner nächte sind lang

nachts wird vor meinem schlafzimmerfenster recht häufig oft gesungen und gebrüllt, wenn die partymeute aus aller welt sich ihren weg durch die stadt bahnt. dann sind sie immer auch hier seit einigen jahren. meistens nervt das, oft ist es mir auch egal, weil ich selbst noch wach bin. aber sehr selten klingt es schön. wie der zweistimmige gesang zweier frauen, sehr präzise und nicht zu laut, der mich irgendwann im sommer aufgeweckt hat. die beiden hätten nicht so schnell wieder weg sein müssen. faded out.

gestern nacht war da dieses pärchen, ein mann und eine frau. die sangen nicht, jubelten nicht besoffen herum, freuten sich auch kein bisschen. die hatten überhaupt keine gute laune. keine ahnung, was die genommen hatten.

die beiden schrien nur stundenlang in der gegend herum, mal von mehr und mal von weniger weit. er mehr als sie, aber sie auch, immer wieder dazwischen. er sprach langsam, irgendwie lallig. vielleicht ein akzent, aber wer weiß das schon. dann jaulte er plötzlich minutenlang, als hätte er schmerzen, als würde er gleich losschluchzen. oder kurz vor dem durchdrehen, in einem schön regelmäßigen rhythmus, wie ein- und wieder aus- und wieder einatmen. ein langes, schmerzvollen gröhlen.

vielleicht haben sie auch gefickt, nicht weit von meinem nachtschlaf. allerdings entfernte sich dieses jaulende gejammer mehr und mehr. ob und wie das funktioniert, wäre mir ein rätsel. in einer winternacht im februar.

danach war ruhe, bis gegen sechs. dann waren sie wieder da, immer noch im selben modus. und immer noch auf demselben üblen trip. neben dem geschrei krachte und schepperte es mitunter, allesmachstdukaputt, kreischte sie. dumachstalleskaputt, brüllte er. bis es wieder krachte und schepperte und sie um hilfe schrie. da suchte ich nach meinem telefon, endlich. sah aber im gleichen moment schon das blaulicht. jemand anders war schneller als ich. zum glück.

leiser wurde es dadurch nicht, im gegenteil. laut war es, das plötzliche raufen, laufen und kämpfen, das über- und gegeneinander der stimmen, der laufenden motoren und schlagenden autotüren nicht zuletzt. keine ahnung ob zwei oder vier polizisten zugegen waren, oder ob nur er oder auch sie mitgenommen wurde. ich bin nicht aufgestanden, um nachzusehen.

es war halb sieben oder so. kurz vor wecker.

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