am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

schreibzeit (17)

die kleine stadt liegt da, wie immer. gerade dämmert es, die fenster stehen weit offen, bereits seit stunden. es gibt keinen grund, daran etwas zu ändern. kaum zu glauben, dass es gerade eine woche her ist, dass wir in dem restaurant gegenüber saßen, drinnen, und froh waren über die heizung. dass wir dann anschließend fröstelnd durch den park gelaufen und über die brücke beinah gerannt sind, so beißend war der wind. zum theater am gegenüberliegenden ufer.

heute saßen den ganzen tag die leute draußen, vor dem restaurant, in dem park und vor der eisdiele, die letzte woche noch geschlossen hatte. logisch. caipirinhaeis gab es nicht, aber limette-basilikum- und mandarinensorbet. minze mit schokolade hab ich mir für morgen vorgenommen. überhaupt gehe ich jetzt dahin jeden tag, solange wie möglich, also bis mittwoch noch. und hoffe auf caipirinha.

die kleine stadt ist wie immer, es dämmert immer noch, und flugzeuge ziehen ihre streifen in den schwindenden himmel. hören kann man sie nicht. man hört gar nichts hier, das wundert mich immer noch. aber ich kenne es inzwischen, ich weiß es und ich will es so. ein wenig riecht es nach feuer, draußen. es ist ostern.

die kleine stadt hat sich nicht verändert. nicht viel, die baustelle in der straße ist verschwunden, stattdessen gibt es eine im haus, aber egal. es ist ja ostern. ich habe mich verändert, vielleicht. ich bin gelassener, wenn ich hier bin. nicht mehr so aufgeregt, als hätte ich das alles nicht verdient. das alles ist da, es existiert, und es wird bleiben. mal sehen, was daraus wird.

aber ich bin auch erschöpft, immer noch. ich schlafe viel, wenn auch unter schmerzen. das ist nicht schön, aber offensichtlich nötig. auch heute wieder zwei stunden am nachmittag, wie blei falle ich ins bett, und ich wünschte so sehr, es wäre weich und warm und zutiefst erholsam. das ist es ja auch, ein wenig zumindest, erholsam, aber eben nur so gerade eben.

dann fahre ich mit dem rad durch den park, und auch das tut weh. nicht nur, aber sicherlich auch, weil das rad schlecht auf mich eingestellt ist, besonders der lenker. das war schon im letzten sommer so, da hatte ich dasselbe. nachdem meines, das ganz klapperige, hier irgendwo gestohlen wurde. viele pausen muss ich machen, wie eine alte frau steige ich ab und wieder auf auf das rad. es ist ein elend, aber die arme wollen das noch nicht, ausgestreckt zugreifen. es ist ein elend.

die kleine stadt liegt da, wie immer. ich bin anders. ich weiß nicht, ob wir zusammenfinden werden, diesmal. noch einmal. ich weiß es nicht, doch es liegt an mir. ganz sicher.

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