am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

genese

es braucht in etwa vier tage ausschlafen, also zwei mal über zehn stunden und anschließend zwei mal deutlich an die acht plus nickerchen am nachmittag: dann träume ich wieder.

heute morgen bekam ich mein vor langer zeit bestelltes adoptivkind zugeschickt, per post. es war das zweite und ganz anders als das erste, das mir aktuell auf der hüfte hing und mir dabei seine zehkrallen ins fleisch rammte. immerhin hielt es sich selbstständig, ich musste mich nicht kümmern. das neue war winzig klein und rot, sah wie aus gummi. ich konnte mich an die bestellung kaum noch erinnern.

ich war überfordert, badete das rote ding erst einmal in einem kochtopf, weil ich mich grob erinnerte, dass man kinder baden muss. dabei dachte ich daran, es einfach zurückzuschicken oder sonstwie loszuwerden. da ich aber zu keinem schluss kam, steckte ich es erstmal in die seitentasche meines kaputzenpullis. so ging ich meiner arbeit nach und vergass das neue kind, bis ich später auf den karton stieß, in dem es gekommen war. darin befand sich noch das ganze zubehör, zahnbürsten und rollschuhe, alleskleber und astronautennahrung. da erst fiel mir ein, dass man kinder auch füttern muss, eine flasche gab es aber nicht in dem karton.

ich holte das kleine kind aus meiner jackentasche. es sah tot aus, das wunderte mich nicht. ich hauchte es an, da öffnete es die augen, dunkel, beinah schwarz, erst das eine, dann das andere, so groß wie stecknadelköpfe. ich sah, dass es sah. beim nächsten hauch lachte es mich an, mit blauen lippen, was seltsam aussah in dem ganzen rot. weiter war nichts.

in dem moment fiel mir ein, endlich, dass man kinder nicht einfach so bestellen kann. und dass sie nie so klein geliefert werden. (es sei denn, man ist ein känguru und wünscht ein ebensolches.) das muss ein traum sein, dachte ich. so war es dann auch, und so blieb es.

ich halte einen kleinen, roten gummifetus in meiner hand, der mich anlacht. was mich unendlich erschreckt, mehr noch als die vorherige unfähigkeit, mit seiner plötzlichen gegenwart umzugehen. von den heimlichen überlegungen, ihn wieder loszuwerden, ganz zu schweigen.

dann erst werde ich wach.

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