schreibzeit, das sind nicht nur meine ausflüge in die kleine stadt, die langen wochenenden zwischen den büroarbeitstagen oder die schnellen korrekturrunden nach einem achtstundentag. (letzteres ist von übel, das mache ich so gut wie nie.) schreibzeit ist viel mehr als das. keine summe, kein verlust. schreibzeit ist vor allem leben.
obwohl es sich durchaus um die gesamte zeit handelt, die vergeht, die ich lebe, während ein buch entsteht. also nicht nur die zeit, in der ich de facto am oder im text sitze, festgefahren oder in fluss. nein, absolut alle zeit. sieben jahre also, diesmal. (wobei ich gerade nicht weiß, wie ich die drei jahre totalunterbrechung werten soll.)
jetzt ist der text weg. natürlich nicht wirklich, er lauert auf diversen festplatten und anderen datenträgern. er ist ganz nah, gestern noch habe ich ihn nach tippfehlern und anderem unsinn durchsucht. etwas in mir ist irritiert, dass ich heute nicht dort eingestiegen bin. dass die menschen nicht getroffen, ihren gedanken und gesprächen nicht gelauscht habe. aber das geht nicht, es ist aus. fürs erste zumindest.
und jetzt bin ich überfressen und auf entzug zugleich. heute schon, das ist schlimm. bin ich leer, bis aufs letzte ausgeschöpft.
aber so ist das nach einer so langen schreibzeit. ach was, so ist das nach jedem text. aber die länge (der zeit und des textes) diesmal macht mir angst. die tiefe der erfahrung und die ebenso überraschende wie prägende persönliche beteiligung ganz zuletzt. damit hatte ich nicht gerechnet, das war dumm. das weiß ich besser. schon lange, schon immer. nicht erst, seit ich schreibe. leben kostet kraft. wirkliches leben, nicht nur das ableben der lebenszeit. das wäre warten, reines warten. und das liegt mir gar nicht.
der unfall vor etwas mehr als einer woche gehört auch dazu. als erste erscheinungsform der abgründigen erschöpfung, die sich in sieben jahren in mich eingeschrieben hat. kaum weiß ich, wie ich die augen offen und das hirn hochhalten soll. oder eine richtung in mein tun bringen. nun gut, so ist es schon lange, immer wieder mal. das kommt und geht, aber gerade komme ich nicht mehr darüber hinweg.
ich weiß, das liegt daran, dass die erinnerung aufgegangen ist. deshalb tobt jetzt alles wild durcheinander. so war es nie, so schnell. und die tür wird sich wohl auch nicht mehr schließen, der deckel nicht mehr fallen. das hatte ich ja gedacht, zumindest erwartet. inzwischen will ich das aber gar nicht mehr. es ist besser, das leben und alles, wenn man sich ganz zur verfügung hat. musik hören, den regen spüren, die sonne. wirklich alles.
und darüber hinaus zwischen dem, was ich lange schon weiß und was mir noch länger fast so unendlich langweilig ist. auch wenn es jetzt durch mich hindurchrast, als gäbe es kein morgen, ohne jeden sinn und zweck. in den feine ritzen, zwischen ein- und wieder ausatmen, mitunter. da sehe ich auch neues. altes im grunde, uraltes. das mir aber noch nie bewusst begegnet ist.
das wiederum ist eigentlich ganz gut.