am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

armutszeugnis

im baumarkt gewesen, das holz besorgen für die balkontischplattenerweiterung und noch ein bisschen anderes zeug. bei den holzpreisen bin ich fast umgefallen. ich kann mir ja zahlen nicht merken, aber ich hatte mir die preise vor einer weile notiert. keine ahnung, wie sehr die lebenmittelpresie gestiegen sind, das merke ich zwar auch, aber das rechne ich nicht durch. noch nicht, weil ich derzeit nicht muss. (wie peinlich mir das ist.) aber holz, du liebe zeit. da weiß ich auf anhieb nicht, wie ich die geplanten vier neuen bücherregale plus die drei nebenbauten bewältigen soll. aufteilen am besten und warten, dass die preise wieder fallen mögen. wer weiß? und natürlich plane ich um, die vorhandenen regalbretter werden passend gesägt und mit eingebaut, eine zwischenwand auch, damit ich für die böden osb-platte nehmen kann.

kürzlich hat die kaltmamsell einen artikel mit spartipps verlinkt, der mich seltsam berührt, im grunde sogar ein wenig verärgert hat. ich verstehe aber nicht genau, warum. natürlich kenne ich viele der „vorschläge“, weiß um die machbarkeit oder warum speziell dieses oder jenes nie für mich in frage kam. vor allem aber verstehe ich den ansatz des artikels nicht: mal fragen, wie menschen sparen, die sparen müssen? als wäre das eine expertise? (und keine zwangslage.) und dann rutscht am ende doch alles ab in möglicherweise gutgemeinte kommentare bzw. einschätzungen zu den vorschlägen von den #vonarmutbetroffenen. vorschlägen, die oft genug nur notlösungen sind, nicht auf dauer angelegt. wozu?

überhaupt ist es so, dass solche tipps über ein oder ein paar mehr jahre funktionieren können. aber irgendwann ist an ellen ecken und kanten alles kaputt gegangen, es gibt keinen spielraum mehr für reparaturen oder ersatz, keine kraft mehr für aus- oder umwege. nichts rechnet sich noch, alles schwindet, nach und nach, ohne dass es zu halten wäre. wer nicht in der lage ist, offensiv zu bitten und zu betteln, so wie ich es einfach nicht kann, der wird langsam aber sicher unsichtbar. so wie ich geworden bin.

ich habe mit menschen am tisch gesessen, auf die reste auf ihren tellern gestarrt, mich aber nicht zu fragen getraut. ob ich aufessen darf. ich bin durch die halbe stadt gelaufen, und berlin ist eine große stadt, um das fahrgeld für das eine getränk zu sparen, das ich mir an dem abend würde leisten können. dann habe ich zugesehen, wie jemand in der runde ungefragt meine leere flasche einem der sammler weitergereicht hat. mein pfandgeld.

so ist das, keine*r sieht es.

und was das bauen angeht, zum beispiel, steht ja auch in dem artikel. dafür braucht es wissen und talent, werkzeug und material natürlich. zu letzterem siehe oben, es ist kaum noch bezahlbar. für mich gerade kein problem, ich habe alles, besonders das talent, das nicht zuletzt auf einer ausbildung beruht. (über talent zum zusammenwohnen und kühlschrankteilen hingegen verfüge ich überhaupt nicht, erst recht nicht über die entsprechende ausbildung/erziehung. pech!) bauen aber war mir selbstverständlich, noch bevor die armutsjahre begannen, deshalb ist es mir nie so recht aufgefallen. dass auch mein bauen nur ein armutszeugnis ist, und nicht selbstbaute schönheit in ganz eigener gestalt.

ich mache das natürlich trotzdem weiter, einfach weil es spaß macht. muss ja niemand jemals sehen, wer nicht will.

1 Gedanke zu „armutszeugnis“

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