am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

läuft

viel gelaufen, den ganzen nachmittag.

erst hier in der gegend, wo mir schnell klar war, dass es eine art hiesiges neukölln sein könnte. es ist ein bisschen weg von allem, auch mit den öffentlichen verkehrsverbindungen hakt es ein wenig. es ist etwas schmutzig, hier und da liegt zeugs rum. nicht so viel, wie bei mir zu hause vor der tür, also keine matratzen und kühlschränke und so weiter. ich sehe menschen mit kopftüchern, döner- und pizzaläden, gemüsehändler mit den üblichen außenständen. die scheinen überall gleich zu sein, in hamburg, in münchen, in berlin und hier eben auch. auf gutes fladenbrot werde ich also nicht verzichten müssen, sollte ich tatsächlich übersiedeln.

insgesamt kommt die gegend aber entspannter rüber als neukölln, wo ein ständiges gedränge und geschiebe herrscht. wo es immer häufiger ärger gibt. die sonnenalle zum beispiel heißt hier quellenstraße und ist deutlich cooler, vielleicht sogar besser ausgestattet. aber vielleicht meine ich das auch nur, weil ich kurz da bin, ein paar stunden. da weiß ich nix, während ich zu hause von jeder prügelei lese, von den unfällen und angriffen. und dann jedesmal weiß, wo das gewesen ist, ohne extra nachsehen zu müssen.

nach einer weile reißt es mich weg von hier, auch weil ich auf eine vielversprechende straßenbahn treffe. straßenbahnfahren ist gut, das dauert zwar, aber ich sehe ein bisschen was. ich fahre also und steige aus nach gefühl. weil ich nach einer regenjacke sehen will, lande ich natürlich da, wo ich mich schon etwas besser auskenne. wo ich weiß, dass die geschäfte offen sind, und irgendwo muss da auch ein bankomat sein, wie das hier heißt.

dann verlässt mich die innere richtung. ich will gar keine regenjacke mehr, ich hab ja genug zu hause. und es regnet überhaupt nicht mehr. stattdessen ich brauche einen größeren beutel, weil ich auch den kleinen rucksack zu hause gelassen habe. ich dachte halt, dass es ja die bewerbstasche geben wird, wie jedes jahr. aber jetzt und hier weiß ich nicht wohin mit der kamera und den manuskriptseiten. selbst den gekauften standard trage ich wie blöd in der hand. ich laufe, doch ich finde nichts.

ich laufe an dem laden vorbei, wo ich gern einen salat esse oder einen kaffee trinke. ich laufe weiter, ich laufe auch an dem bankomat vorbei. das rächt sich wenig später, als ich einkehren will, wo nur bargeld funktioniert. und davon habe ich nicht mehr genug parat. immerhin komme ich so in den genuss von schupfnudeln mit mohn, denn der laden ist in der nähe des bankomats, den ich dann finde.

im standart lese über den bachmannpreis und einen tennislehrer, und mir bleibt ein wenig die spucke weg. das ist gute satire, ja. das ist böse, besonders die fakten. (wobei mir schon immer klar war, dass klagenfurt rechte provinz ist.)

einen beutel kaufe ich mir schließlich im museums quartier, so einen sack, den man sich mit ein paar dünnen stippen auf den rücken packen kann. beim bezahlen bekomme ich noch eine tragetasche im selben design dazu. manchmal ist alles irgendwie schräg.

anschließend läuft es dann wieder.

ich suche mir eine u-bahnstation, einfach die nächste, der ich über den weg laufe. ich steige spontan eine station nach hauptbahnhof aus, weil ich meine, von dort aus laufen zu können. da scheint die sonne, das ist eine überraschung. das laufen geht auch, ohne straßennamen, einfach nach richtung, mit dem mobiltelefon angepeilt. das ist sogar ganz leicht, aber es ist weit.

und ich spüre, nach und nach, wie ich in eine reichlich tote gegend hineinlaufe. das gibt es also auch.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner