am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

flüchtig

doch wieder eine schöne menge gelaufen, ist doch mein letzter tag hier. für eine ganze weile zumindest. und es hat sich noch einiges geklärt.

geboren und aufgewachsen im ruhrpott habe ich irgendwann als kind wien zu sehen bekommen. und das muss ein bisschen ein schock gewesen sein. wer das ruhrgebiet kennt, weiß, was ich meine. aus der gegend der schuhschachtelhäuser in die welt der gebäude. gebäude, die ein alter haben, zeiten gesehen haben und spuren davontragen.

als ich heute vom stephansplatz zügig zum museumsquartier zu finden versuche, wobei es mir egal ist, auf welche sehenswürdigkeiten ich dabei treffen mag. während ich also laufe, wieder mal, und ein gutes gefühl dabei habe; ich könnte die richtige richtung gefunden haben. da fange ich irgenwann an, den blick zu heben, über die prachtläden dieser mir nur namentlich bekannten weltmarken hinweg.

ich sehe gebäude mit gesichtern, denen ich in die augen sehen kann, die fenster. selbst ganz oben, die kleinen, flachen scheiben haben seele und welt. wer das ruhrgebiet auch nur ein bisschen kennt …

dazu kommt sicher, dass es in meinem leben wenig kultur gab. damals. ich war nie im theater, weil meine eltern nie im theater. glaube ich. theater habe ich erst in wuppertal gelernt. ich war nie im museum, weil meine eltern. nein, das stimmt nicht: wir waren in museen, aber ich habe nichts verstanden. es gab keine erklärung. nur die, dass die echten maler so malen können als wäre alles fotografiert. alle anderen sind pfusch. (entartet?) ich war auch in keinen anderen großen städten, soweit ich mich erinnern kann. nur in münchen vielleicht, in einer der pinakotheken. das war schrecklich.

ich hatte nur bücher und kino, ich habe alles gelesen und gesehen, was in meine reichweite kam. aber ich hatte keinen überblick. bis heute.

in letzter zeit kommt es mir immer wieder, dass ich einen hauch von kind in mir spüre. also nicht weiß oder einzupassen versuche, was ich an geschichte über mich gehört habe. sondern wirklich spüre, sehe, fast sogar weiß. aber doch nicht so wirklich.

so war es auch heute, als ich hochgesehen habe. ich bin sogar stehengeblieben, wieder ohne mich zu kümmern, wo ich denn gerade sein könnte. diese dunklen, großen, diese wuchtigen bauten. wesen, als seien sie belebt, nicht nur bewohnt. das ist kaum zu fassen.

der hauch erwischt mich bei schlichten holzfensterrahmen. als würde ich sie persönlich kennen, aber danach greifen kann ich natürlich nicht. solche art von erinnerung ist nicht wirklich erinnerung. es ist eher eine verwirrung. eine art flüchtiger zauber, der sich gleich wieder auflöst.

was ich wirklich erinnere ist, dass es keine karten für die hofreitschule gab. die waren damals schon auf monate, wenn nicht jahre vorabverkauft. darüber gab es einen großen streit, auch ich war nicht begeistert. es war mir versprochen worden. aber meine mutter war lange nicht zu beruhigen.

gerade denke ich, dass mir dieses pferdeschauspiel sicher wenig gefallen hätte.

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