am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

watch it!

ziemlich früh, kurz nach acht, scheppert und rumpelt es vor meinem schlafzimmer. ich denke, es ist samstag und ärgere mich. ich stehe auf und verstehe, dass ja erstmal freitag ist. es ist viel zu viel los draußen. ein auto mit der aufschrift „einsatzkommando“ steht weit in die kreuzung hinein. männer in warnwesten schieben die halteverbotsschilder herum, einer zeigt ihnen wie und wo, der hat auch eine warnweste. dann fahren sie mit ihrem einsatzauto davon. richtig ruhig wird es aber nicht, die glascontainer werden geleert und gerade gegenüber läuft ein umzug. gerade noch recht, eine woche später wäre das eventuell eng geworden.

nach dem frühstück sollte ich eigentlich etwas arbeiten, stattdessen hocke ich auf dem boden, vor meinem frisch gewaschenen sofa, das in der sonne glänzt, beinah leuchtet. mit einer nagelschere schneide ich akribisch die kleinen fäden weg, die die katze der vorbesitzerin über jahre sorgfältig aus dem stoff herausgearbeitet hat. dazu setze ich die lesebrille auf, soweit ist es jetzt mit mir. es geht vorwiegend um zwei stellen, aber da ist es richtig viel. das dauert also, und auch der rest ist überall ein klein wenig lädiert. zum glück ist nichts richtig zerfetzt, sonst wäre das ja kein guter deal gewesen.

vorsichtig arbeite ich mit der schere, über eine stunde lang. so ist das eben mit eine so kleine schere. doch ich bin froh, dass die schnittflächen sich nach oben biegen. ich habe angst, dass ich versehentlich irgendwo zu tief hineinschneide, schlimmer als die katze das zuvor jemals gemacht hat. es gibt bestimmt auch menschen, die vorbeikommen und roten sofastoff flicken. aber muss ja nicht.

in der apotheke bekomme ich statt meiner üblichen drogensorte eine andere ausgehändigt, dieselbe substanz, angeblich, aber eine andere firma. vermutlich, weil die krankenkasse es so will. ich kann es nicht leiden, wenn das passiert und niemand es sich erklären kann. ich weiß auch nicht, ob ich auf dem gebiet experimentieren möchte. im supermarkt dagegen bekomme ich endlich wieder manchego, im ofen hockt also jetzt gerade ein frischer käsekuchen. und in der physiopraxis kann ich fast genau wie ich es gern hätte neuer termine machen.

dann arbeiten, unterbrochen immer noch von musik und videos, nachrufen auch, offizieller und eher privater natur. ich ärgere mich, weniger über die offiziellen stimmen, die danebenliegen. das ist es nicht wert. wohl aber über die privaten öffentlichen notizen, auch wenn ich im detail nicht dazu äußere.

doch ich frage mich, ob nicht genau die, die sich sonst immens aufregen, wenn jemand den tod eines recht alten menschen mit dem gedanken kommentiert: hat sein*ihr leben gelebt. (walser zum beispiel.) weil es ja nicht am alter liegt, ob jemandem der tod willkommen ist. stimmt. aber achtung!

sind es nicht genau diese menschen, die sich jetzt ihrerseits versteigen und mitfühlend meinen: gequälte seele, endlich zur ruh.

nein!

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