am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

neuköllner straßen

ein bisschen schwächeln, ein paar tage nacken und rücken und so. egal. schlimm ist anderes, das sich derzeit aufzutun scheint. eine fremde stimmung in der mich umgebenden multikulturalität, wie ein starrer riegel

gestern stand ich in einem laden, vorwiegend um mich bei einem regenschauer unterzustellen. aber solche zeichenbedarfgeschäfte mit einer kleinen buchabteilung sind natürlich auch verlockend für mich. da höre ich eine laute männerstimme vom eingang, die etwas von „deutsch sprechen“ krakeelt, immer wieder, immer mehr. ich schaue hin und sehe, dass er mit einer frau und einem kind spricht, die sich beide fahrradregenfertig machen. beide reagieren nicht, das kind dreht dem typen den rücken zu, aber sie sind gemeint. das ist deutlich.

ich verstehe den zusammenhang nicht, aber es klingt böse. so böse, dass ich beschließe, sichtbar in der nähe zu beiben. für alle fälle. der mann schwenkt um auf „europäisch reden“, was seiner meinung nach hier auch nicht erlaubt ist. (haben die beiden etwa englisch gesprochen, ich weiß es nicht.) dabei hampelt er mit seinem rad, dreht sich im kreis, nicht nur mit worten. es ist albern, aber irgendwie auch nicht. so etwas habe ich lange nicht gehört, schon gar nicht so laut, so deutlich. und hier in neukölln.

es hört auf zu regnen, ich mache mich auf nach hause. an einer kreuzung, an der sowieso immer alles eng verparkt ist, befindet sich jetzt auch noch ein baustelle. und es kommt ein typ mit einem großen hund, einem brocken von rottweiler. ich hab es nicht so mit hunden. ich habe nicht wirklich angst, ich will nur nicht missverstanden und nicht belästigt werden. ich will, dass wir alle unserer wege gehen können. unbehelligt. wenn ich merke, dass es eng wird, bemühe ich mich seitwärts oder hintenrum vorbei meinen weg zu machen. und bei einem rottweiler ganz sicher!

ich zögere also, um herauszubekommen, wo hund und herrchen hinwollen könnten. damit ich von da aus meinen weg definieren kann, kein problem. nur dass das herrchen mich plötzlich anpfeift. ich sei doch deutscher*, heißt es, hätte aber angst wie ein araber. einen moment lang weiß ich nicht weiter. bei angriffen, auch verbalen, tendiere zur fassungslosigkeit und zum erstarren. dann laufe ich einen großen bogen, weg von dem hund, der womöglich (hoffentlich) gar nicht das problem war.

ich glaube, ich sage noch: halts maul, junge. oder etwas ähnliches mit „junge“, was mir sofort lahm vorkommt, beinah peinlich. vor allem, weil ich gerade seitlich weglaufe. aber vor den typ habe ich wirklich angst und jetzt auch vor seinem hund. andererseits: der „mann“ ist wirklich deutlich jünger als ich, vielleicht so um die vierzig. für mich ist das ein junge, das ist nicht mal gemein.

ich mag mir gar nicht vorstellen, wie dieser typ mit seinem bulligen köter durch die neuköllner straßen schiebt und „arabern“ angst macht. zu machen versucht. oder am ende schlimmeres?

heute dann, nicht weit von den beiden gestrigen schauplätzen, kommt mir eine gruppe jungs entgegen. wirkliche jungs, alberne, schlaksige schuljungs, die ferien haben und durch den regen stromern. einer von ihnen trägt eine kippa, das habe ich hier noch nie gesehen. das ist tough! das freut mich, irgendwie, und erschreckt mich auch. weil ich nicht anders kann als weiterdenken.

* das werte ich als missgendert, ausnahmsweise, obwohl ich das im allgemeinen ganz lustig und auch nicht so ganz falsch finde.

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