am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

besser schreiben als bauen

ich baue jetzt an dem ersten vierter der neuen freistehenden bücherregale, die ich vor jahren begonnen habe zu konzipieren. also noch vor der badkatastrophe vor zirka drei jahren, der küchenrenovierung vor über zwei jahren, und das schlafzimmer war da auch noch nicht einmal angedacht. jetzt baue ich also an den beiden unterschränken für den flur, wo es noch weniger um bücher geht als vielmehr vorwiegend um ordner und sowas.

das bauen dauert. leider nicht, weil ich es ganz besonders ordentlich machen würde. das wäre schön, und ich hatte es mir auch vorgenommen. alles in ruhe und mit zeit, egal was es kostet. aber es ist ein komplexes projekt mit zwei teilen, die zusammenpassen müssen. das oberteil für die bücher mit rückwand und, später dann, vielleicht noch glastüren. dabei bin ich noch gar nicht, aber dennoch. gleich als erstes ist mit die flachfräse weggerutscht, mehrfach sogar und einmal so richtig übel. an einer stelle also, wo die entstandene macke vermutlich sichtbar bleiben wird.

naja, egal. das ist eben handarbeit, heimarbeit sogar. ohne große maschinen und anderes entsprechendes werkzeug kann das gar nicht gradlinig und rechtwinklig, fehlerfrei und artig werden. wie es sich gehört. da wird es eben anders, ist doch okay.

als ich die konstruktion dann aber von unten angesehen habe, also das letzte brett, das am ende alles tragen muss, das ganze schwere papier, und dort an einer stelle ein loch vorfand, so groß immerhin, dass ich durchsehen konnte. da war ich doch ein wenig enttäuscht von mir. ich habe keinen zweifel, dass das halten wird. das kann durchaus so bleiben, ich weiß um die kraft des weißleims.

dennoch. beim schreiben würde ich mir das nie erlauben. ich könnte es nicht einfach so stehen lassen, weil es schon gehen wird. weil es eindeutig tragfähig ist und vermutlich nie jemand anders sehen wird. bis die wohnung irgendwann entrümpelt werden wird, nach meinem tod vermutlich, wenn nicht nur ich, sondern alles hier müll sein wird.

mehr noch: ich denke, im schreiben würde mir ein solches loch gar nicht erst passieren. da rutscht mir mein werkzeug nicht weg. und wenn, dann klebe ich nichts einfach zu. dann fange ich neu an. und dann klappt es, weil ich es ja kann.

ich fürchte, schreiben kann ich inzwischen viel besser noch als bauen.

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