am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

die schönheit der dinge

im möbelmuseum gewesen, das zum rüberschlendern nahe liegt. es ist nicht so klein, wie ich gestern nacht dachte, als ich zufällig dort vorbeikam. das museum ist ein relativ großer komplex im hinterhof, in dem mehrere museen zusammengefasst sind. (so richtig blicke ich das aber nicht, sorry.) die dame am kassenschalter ist zugewandt aber nicht besonders hilfreich. auf mein zugeständnis, das geamte haus überhaupt noch nicht zu kennen, aber vor allem in die sonderausstellung HERE WE ARE! zu wollen, drängt sie mir einen audioguide auf. der gelte aber nicht für die sonderausstellung, schiebt sie nach. als ich das ding daraufhin wieder zurückgeben will, möchte sie es nicht annehmen. ich trage es also die ganze zeit ungenutzt mit mir herum.

die sonderausstellung ist übersichtlich, aber sorgfältig schön gestaltet. ich bin sofort gepackt, vermutlich weil ich vorbelastet bin. diese thematik muss zwangsläufig bauhauslastig sein, anders geht es schließlich gar nicht. viele der namen und damen kenne ich also schon, auch mit dem haushalts- und webschwerpunkt, bzw. den zugrundeliegenden bedingungen bin ich vertraut. vieles kenne ich aber auch nicht, besonders was aus frankreich, russland oder amerika kommt. vor allem aber versinke ich in schönheit. es gibt wenig, das mich so sehr berührt wie die schönheit der dinge. der punkt an dem werkstatt und kunst zusammentreffen und nicht mehr zu erkennen ist, was dem alltag dient und was dem auge und dem was dahinter liegt. auch hintder dem alltag natürlich.

ich weiß sofort wieder, dass es auf dem gebiet etwas hätte werden können mit mir. ich erkenne, dass mein kunstunterricht, so rudimentär er auch war, in mitte, ende der siebziger geprägt war von dieser art gestaltung. da hatte ich glück, könnte ich mir denken. zu hause hieß es immer nur, dass abstrakte kunst ja keine kunst sei. ich weiß nicht, warum. ein relikt kultureller säuberungsaktionen vermutlich, gepaart mit der meiner malocherherkunft.

an dem punkt muss ich aber auch immer an den freund denken, geboren in den zwanzigern, ein paar jahre älter als mein vater. der freund hat bitter beklagt, in seiner jugend nie etwas vom surrealismus gehört zu haben. keine dalí, kein breton, kein automatisches schreiben, keine psychoanalyse, keine gide, kein man ray, kein lorca. (keine frau dabei, auch in meinem hirn, logisch. das nur am rande.) es sind diese kleinen momente, an denen man erkennt, wie groß die zerstörung gewesen sein muss, jenseits der wirklich großen, katastrophalen vernichtungen.

ansonsten scheine ich mich zum museumsfreak zu entwickeln in diesem sommer. aus der sonderausstellung nehme ich mit, dass meine gestalterische ausbildung vielleicht nicht in den kinderschuhen, aber in den jugendlichen leinenturnschuhen steckengeblieben ist. deshalb baue ich heute nur für mich. weil ich nicht genug gelernt habe, um über die eigenen bedürfnisse hinauszudenken. (und weil ich mir im gleich ersten semester innenarchitektur eine schreibstube entworfen habe, mein einzig wirklich guter entwurf.)

immer aber wird diese art von werk meinem jetzigen handwerk inhärent sein.

nachtrag: durch die daueraustellung bin ich dann auch noch, aber mehr so im trab. hier und da interessant, aber häufig nur ein nebeneinanderstellen von exponaten gleicher art. und, was mich besonders irritiert hat, man begegnet dort permanent einer kaiserin in form von romy, was im grunde recht wenig miteinander zu tun hat. möbel und frau schneider, meine ich. filmausschitte in deutsch und französisch, habe ich gehört, auf kleinen bildschirmen und auch wenigstens einer größeren projektionsfläche. und das, wo doch romy schneider ihr persönliches sissi-exil nicht zuletzt in der französischen sprache gefunden hat.

das tut weh!

nachtrag zum nachtrag: diese seltsame sissi-film-irritation ist bei mir wohl entstanden, weil ich allzu schnell durch die runden gehuscht bin. es gibt ein konzept, wurde mir gerade übermittelt. ich hatte das sogar für möglich gehalten, aber nicht weiter nachgesehen. sorry, my bad!

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