am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

meinwien ist anders

wie immer, die geplante reise angetreten, ohne wirklich reisen zu wollen. das kenne ich ja inzwischen von mir, dass ich bereits im voraus reisemüde bin. das muss ich hier eigentlich auch nicht noch einmal erwähnen. nein, ich bin keine reisende. tue es aber dennoch, wenn es sein muss. weil es sein muss.

wien empfängt mich windig und kühl, schwer wolkenverhangen, aber ohne regen. das war gestern, nach einer langen zugfahrt, vorn im ersten wagen, auf dem panoramasitz. die scheibe war natürlich vernebelt, also habe ich getan, was ich tun muss und tun will. den rechner ausgepackt, die papiere dazu und in das bestehende chaos eingetaucht. daraus dann in drei stunden drei seiten zusammengeschrieben. noch nicht den text, erstmal nur die struktur. selbst dazu bin ich ja in der letzten woche nicht mehr gekommen. die arbeitszeit im zug war also ganz anders als bislang, wo ich gleich in den text springen konnte. möglich, dass auf diese weise mehr ruhe ins schreiben kommt.

heute ist das wetter hervorragend, solide zwölf grad, viel sonne und wind. also in der sonne gut warm und im wind recht frisch. morgen soll es ähnlich sein, in der nächsten woche dann richtig toll. die wohnung ist so lala. wieder eine, die eher etwas seltsam ist. das schlafzimmer hat keine tür und liegt direkt gegenüber des eingangs. das bad riecht seltsam, aber das liegt wohl an dem blauen klodeozeug, das bei jedem spülen aktviert wird. sage und schreibe elf plastikblumentöpfe stehen hier herum, die hab ich als erstes alle zusammen in eine ecke plaziert. da können sie gerne ein rudel bilden. außerdem darf ich nur die beiden handtücher nutzen, die mir bereitgelegt wurden. jedes weitere kostet drei euro. aber mit keinem darf ich mir die haare trocken, wenn diese gefärbt sind. wobei: nee, meine haare haben ja schon lange keine farbe mehr. da bin ich also raus.

die stadt überwältigt mich nicht mir auf anhieb, mehr ein wenig verzögert vielleicht. die rasanten u-bahn-rolltreppen überraschen mich nicht mehr, ich richte mich schon im vorfeld darauf ein. ich stehe vor straßenbahnschienen nicht mehr blöd herum und suche nach der ampelregelung. ich weiß, dass es keine gibt, dass es an mir ist, auf straßenbahnen zu achten. lediglich deren laute warnzeichen, immer und überall, erschrecken mich noch. aber wenn ich wieder schöne neue worte lerne, heute zum beispiel „wasserrohrgebrechlichkeit“, mit betonung auf rohr, wenn ich mich verhört habe. das war eine durchsage in der straßenbahn.

dass sich meinwien so ändert, liegt mit sicherheit auch daran, dass der wienteil des manuskripts fürs erste abgeschlossen ist. aktuell bewege ich mich in england, von wien aus, was aber ganz gut zu funktionieren schein. dahin reisen kann ich aktuell nun wirklich nicht. das andere ist, dass ich von hier aus jedesmal, wenn ich ein paar schritte bis auf die hauptstraße, die mariahilfer gehe, unmittelbar auf das haus schaue, in dem der opa gelebt hat. ich fahre mit der straßenbahn daran vorbei, und das erkennen dieses gebäudes macht es mir leicht, die richtige haltestelle zu erwischen.

dahinter wiederum liegt noch etwas anderes. die nächste buchidee, ein neues manuskript, dessen titel schon so lange feststeht. und das mit dem jetzigen eng zusammenhängt, mehr noch als mit den davor. mit dem aber auch.

wenn ich das noch tun will, wenn ich also einen kleinen funken sinn darin erkennen kann. dann muss ich wiederkommen, in mein anderes wien. denn dann gibt es hier viel zu tun.

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