am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

am morgen vom unvermeidlichen sterben, wie es tief in meinen körper eingeschrieben ist. ich träume, ich lebe darin. unmittelbar, wie es eben ist in den halbwelten des bewußtseins. und dann, halb im erwachen noch, schnell denken: auf gehts, an die arbeit! bis mir einfällt, daß ich mir auf den schreck einen sonntag gönnen könnte.

noch später fällt mir ein. mein vater wäre heute 85, wäre er nicht mit 63 schon gestorben.

jacobs, reverse

nach dem aufwachen gehe ich zurück in mich, in den traum, den ich vergessen, den ich verpasst habe. heute. ich steige hinunter, durch die luke im boden, wo es licht ist und leicht. aber endlos, ziellos, ungewiß. sprosse für sprosse, die himmelsleiter hinab, durch die sprachlosigkeit. in die sprachlosigkeit. ein leeres, weites feld; mein totes land. das land, das ich selbst nicht (mehr) kenne.

zuletzt, am boden vielleicht, irgendwo und irgendwohin, flüchte ich. eilig, schlage ich eine richtung ein. und in einem feinen spalt im boden, nicht weit von einem spielfeld, bleibe ich, schlage ich, wurzeln. halte mich fest, wo nichts ist. da ist enge, das ist alles, und ich bin ein kraut. fortan. ich bin ein nichts, das nichts sieht und nichts sagt. meine welt, eine welt ohne worte.

darüber hinaus: überraschend hell, das alles. ich bleibe, was ich bin. ein engl.

früh am morgen geht es um tango und um menschen, die mir etwas aufschreiben, was ich dann vor aufregung nicht lesen kann, weil ich weiß, daß ich träume. noch.

mit einem buch in der hand suche ich meine gruppe. die gruppe, zu der ich immer gehe. dabei erkläre ich, wie ich gelernt habe, so zu sprechen, daß sie mich verstehen. so eben, wie in dem buch steht. so, wie ich meine, daß auch sie sprechen. ich erkläre, wie falsch das war, all die zeit, weil ich auf die art nicht gesagt habe, niemals, was ich wirklich bin. und daß ich nun damit aufhören werde. ich gehe von tür zu tür und finde niemanden. meine gruppe ist längst verschwunden. es gibt nichts zu sagen, nicht zu erklären, so einfach ist das. statt dessen ist jemand gestorben, aus freien stücken, das weiß ich auf einmal. das weiß ich genau. ich weiß aber nicht, wer es ist. wer es war. so werde ich wach. auch jetzt noch, stunden später, suche ich. ohne zu wissen.

neulich geträumt wie als kind. von der wahrhaftigkeit menschlichen fliegens. was ich natürlich beherrsche. im traum.

ich gehe über einen steg, eine kurze strecke nur, er führt über ein kleines gewässer, geplätscher. es ist nicht hoch, nicht tief, nicht gefährlich. es ist alles ganz harmlos, kein abgrund, keine schlucht. deshalb gibt es kein geländer. das ist verlockend, irgendwie. ich sehe mir zu, wie ich nach links abdrifte, mit jedem schritt ein wenig mehr. wie ich dann kurz vor dem anderen ufer abstürze.

auch das ist nicht schlimm. in aller ruhe werfe ich meine tasche voraus, auf das gras ans andere ufer, in sicherheit. dann greife ich mit einer hand nach einem stück metall an der unterkonstruktiuon des stegs, damit ich nicht ins wasser falle. so hänge ich dann da und komme nicht weiter. was sich auch tue, es mißlingt. nichts ist wirklich anstrengend oder beängstigend, nicht das schaukeln, das umgreifen, die versuche, mich wieder hochziehen. all das gelingt mir gelassen. nur gelingt es nicht, ich komme ich nicht los aus meiner lage. das ist unbefriedigend. so unbefriedigend, daß ich aufwache. und unzufrieden bin, die sache nicht schnell noch gelöst zu haben. im traum.

draußen ist es hell, ein vogel singt, fühlt sich wie frühling, fast. leicht, so leicht, wie das hängen an einem steg. wie anders ist mein wachkörper. hart und verschmerzt, wie immer. die augen brennen, im nacken frißt ein tier. morgens, gleich dem aufwachen, nicht sofort völlig erschlagen sein. gibt es das eigentlich? ich vermag diesen körper kaum in den tag zu tragen. oder bis ins bad, in die küche vielleicht.

kaffee.

ich werde angeschrien, weil ich die küche nicht geputzt, den balkon nicht gesaugt und die hände nicht gewaschen habe. ich sei ein dreck, sagt sie, ein stück scheiße. das alles ist bekannt, das macht mir nichts. doch du hast ja nicht sterben wollen, brüllt sie schließlich. das ist mir neu, davon werde ich wach. und fühle mich schuldig für den rest des tages.

schnell mal ans meer, es ansehen. ist ja nicht weit, dauert ja nicht lang. über nacht ist es dann aber winter geworden. zu kalt ist es, um die strecke mit dem motorrad wieder zurückfahren zu können. außerdem weiß ich nicht mehr, wo ich die kiste abgestellt habe. gleich um die ecke, so habe ich es in erinnerung. aber wo?

freunde nehmen mich mit zurück. freunde, die dort wohnen. am meer. sie bringen mich zurück, sie lassen mich allein. das ist gut. mein motorrad wollen sie nicht mit mir suchen, es finden. auch das wäre gut. doch sie wollen es nicht in ihrem hof, der groß ist und gut umzäunt, ummauert sogar.

nicht einmal für den winter, diesen winter. in dem ich schlafe, schlafe, bis ich wieder aufwache.

unterwegs aus dem traum in den morgen, heute morgen war da ein raum voller chaos. und ich darin, ganz kurz nur, fast hätte ich es vergessen. alles voller zeug, das einfach nur dasteht, ruhig und still. ein raum, der mir den raum nimmt, licht auch und luft. und die ordnung natürlich, die ich herzustellen, womit ich mich zu umgeben versuche. immerzu, um mich ruhigzustellen, den raum zu sicher, was selten gelingt. vielleicht nie.

voll ist es dort, bis in den letzten winkel, die wege, die zeit. dieser raum, der immer da ist, in mir, und ich in ihm, und ich weiß nicht, ob ich es fülle nennen soll. es ist mir fremd, dort zu sein, dort zu bleiben, wo ich bedrängt bin, beständig. doch es ist auch angenehm. es ist ruhig.

das ist, wo ich lebe?

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner