am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

null auf hundert in sechzig

so geht rheuma, offensichtlich. gestern gegen acht an dieser stelle völlige symptomlosigkeit vermeldet. eine stunde später, nach einem heißen bad, sind beide hände partiell unbrauchbar. links verweigert der mittelfinger das greifen, der handrücken ist geschwollen, rechts beuge ich das handgelenk besser nicht nach unten.

eigentlich wollte ich heute ein bißchen mit dem motorrad raus. raus. raus!

übergoogelt

sowas gibt es also, das weiß ich jetzt. ich zumindest kann das. nach jeweils stundenlanger rheumarecherche vorgestern, gestern und heute weiß ich nun einiges mehr. was wichtig ist und gut, um  entscheiden zu können. das offenbar steht ja nun an. entscheidungen treffen in gegenwart einer ärztin, die ein tempo hat, das mich rasen läßt, ohne mir dessen bewußt zu werden. nicht einmal das. zweimal war ich dort, das ist womöglich nicht sehr aussagekräftig. aber jedesmal stand ich danach neben mir und wußte nicht, was ich gesagt hatte. was geantwortet auf fragen, deren zielrichtung ich im grunde auch nicht begriffen hatte.

andererseits weiß ich auch weniger, denn übergooglen macht offensichtlich ebenfalls rasend und wirr. all die horrormedikamente, körperfremde zerstörer, die das immunsystem niedermachen sollen. lebenslänglich vermutlich. dazu das gerede von schmerzen, invalidität, schwindender lebensqualität und depression. mir so fremd wie nur was, wo ich doch nach über 35 jahren mirgäne eines wirklich genau weiß: wie das ist, schmerzbestimmt zu sein, ausgeliefert, zunichte gemacht. wieder und wieder, und nichts und niemand hilft.

dennoch. das alles, während ich in den letzten wochen, schränke gerückt, sofas und betten umgebaut, motorrad gefahren, bohrmaschinen, schraubendreher und hämmer benutzt, einen ikeaschrank zusammengebaut und tango getanzt habe. das ist absurd.

während ich also aktuell hier sitze und absolut keinerlei symptome vermelden kann. null.

übergooglen läßt mich alte frau ein kleines bißchen lächerlich dastehen.

ärzte & kapazitäten

am telefon gesagt bekommen, daß der laborbefund pathologisch sei. (muß irgendwas mit pathos zu tun haben.) an solch eine wortwahl muß ich mich erst noch gewöhnen. das heißt, nein, daran will ich mich gar nicht gewöhnen. auch an einen rheumatischen grundzustand nicht, obwohl seit heute morgen wieder einmal eine hand, diesmal die linke, nicht so will, wie sie soll. statt dessen will sie anschwellen, wozu auch immer das gut sein soll.

was aber schwerer wiegt: ich bin definitiv nach einen knappen halben jahr vorsichtiger arztversuche längst am ende meiner kapazitäten, was das beglotzen, befingern und begutachten meiner phsysis durch wildfremde personen angeht. so war das nicht geplant.

gerade festgestellt, daß ich angefangen habe die artzunterlagen, die vielen überweisungen, visitenkarten und anderen zettelchen, die sich neuerdings idiotischerweise bei mir häufen, in der klarsichthülle zu sammeln, die ich früher für bankunterlagen, überweisungsträger und tanlisten und so, benutzt habe. ausgerechnet.

handgewerk

von wegen selbstobservation. seit gestern drücke gern an meinen händen herum, durch die das unangenehme gefühl, schmerz kann man es nicht mehr nennen, quasi herumgeistert. heute sitzt es wieder im mittleren gelenk des linken kleinen fingern, die stelle, an der mal ein stück vom gelenk abgesplittert war, und ein winzig kleines bißchen immer noch im mittelfinger der rechten hand. das erste glied des linken zeigefingers, wo dieses gefühl gestern noch saß, fühlt sich plötzlich irgendwie beulig, knotig an. (irrationale rheumadeformationspanik?) es braucht ein paar stunden, tatsächlich, bis ich bereife, daß es eine narbe ist, die sich offensichtlich schon immer, oder zumindest sehr, sehr lange, dort befindet. wenn ich nicht nur taste, sondern auch hinsehe, dann kann ich es erkennen.

als ich daraufhin meine finger gründlich betrachte, stelle ich fest, daß nahezu an allen gelenken und knöcheln narben befinden, an einigen sogar mehrere, auch an den fingerkuppen und auf dem handrücken. (rechts auch in der handinnenseite, aber das ist eine andere geschichte.) an der rechten hand befinden sich übrigens fast ebenso viele narben wie links, obwohl ich doch grundsätzlich rechtshänderin bin und gefährliche werkzeuge überlicherweise mit dieser hand halte. sie sollte außer gefahr sein.

ich habe keine ahnung, woher das alles stammt, doch da sind allein sieben narben am linken zeigefinger. ich erinnere mich dunkel, als kind einmal mit einem holzschnitzmesser abgerutscht zu sein und es so tief in ein fingergelenk gestoßen zu haben, daß ich zunächst dachte, ich wäre bis zum knochen vorgestoßen. bilder von hühnerknochen und knorpel standen dabei vor meinen augen. kam dann aber doch nur ein pflaster drauf, und es war gut. sonst weiß ich nichts mehr, ich kann nur vermuten, daß es vor allem in der lehre und später bei sonstigen handwerksarbeiten passiert sein muß. das sind die hände einer handwerkerin, das paßt doch.

trotzdem ist es komisch, irgendwie, daß ich davon so überhaupt nichts mehr weiß. als hätte ich gekämpft, mich geprügelt mit diesen händen. und es anschließend immer sofort vergessen. vorsichtshalber.

weiterhin beißt es sporadisch ein wenig in der linken schulter, bei schnellen bewegungen oder belastungen nach hinten vor allem. die fingerknöchel wechseln sich ab mit dem zwicken, heute ist es das vordere gelenk des linken zeigefingers und, wie seit ein paar tagen schon, das zweite des rechten mittelfingers. das macht alles nichts. auch der blutdruck ist flexibel, ist mal überraschend niedrig, dann wieder gewohnt mittelprächtig. seltsamerweise fühle ich davon nichts, nur wenn es zu arg in den keller geht, so wie sonst nie, dann ist mir das unwohl. ein ganz klein wenig vielleicht, aber auch macht eigentlich nichts. irritierend dagegen ist der schmerz tief im linken ohr. gibt es rheuma im ohr? sicher nicht. vielleicht ist es das kiefergelenk, das ein gewohnt kräftiges kauen heute schwierig bis unmöglich macht?

langsam werde ich mir lästig mit dieser selbstobservation. grundsätzlich ist es mir nicht gegeben, nicht so zumindest, mir selbst derart auf der lauer zu liegen. als gäbe es da etwas zu entdecken, etwas wichtiges womöglich. nein. normalerweise dient dieses ich mir als instrument für wahrnehmung und reflektion. nur deshalb muß ich wissen, wer ich bin. und wie ich mich befinde.

eine kleine anspannung im körper, kurz vor dem schlafengehen, eine falsche bewegung vielleicht und schon reißt es mir überraschend wieder die malade linke schulter. vielleicht sind es auch die gedanken, die falschen vorstellungen und illusionen, die mich nachts beherrschen. der ewige kampf, in dem ich mich gefangen sehe. die ständige sehnsucht danach.

schmerzgel und eine tiefe nacht, träume von großen weißen flächen, papier und pixel. jetzt ist alles wieder wie zuvor, kein reißen mehr. nur dieser druck innen, dieses tiefe zweifeln in jeder bewegung, eine leise hemmung und enge. das ist nicht neu. das ist alles.

das wird. werden. was auch immer.

zehn tage seit dem letzten arztbesuch, und so schnell wird da auch nix mehr kommen. zwei termine im märz und april, aber sonst: kein bedarf! ich kann mir das gar nicht vorstellen, daß es menschen gibt, die darin zufrieden- und geborgenheit finden. oder sicherheit vielleicht, eine seltsame art von sinn. mir ist das nicht gegeben. aber das ist natürlich leicht gesagt, ich habe ja im grunde nichts. nichts gravierendes, das ein solches vorgehen zwingend vorschreiben würde.

die hände funktionieren wieder, zwei oder drei fingerknöchel meckern noch ein wenig. die schulter taugt auch weitgehend, nur nach hinten greifen, schieben, heben, drücken macht noch keinen großen spaß. schmerzen mag ich das aber nicht nennen, mehr so ein knarren und quietschen in den angeln. keine medikation, sogar das schmerzgel vergesse ich permanent. nachgekommen ist auch nichts, seit über einem monat.

beim tango tanze ich erste milongas, stichwort: schrittverdopplung. (macht arschmuskelkater.)

ich heile. (das ist wichtig.)

also:

mein kleines rheuma darf (noch) gar nicht so heißen, denn ist (noch) gar kein richtiges rheuma. (ich sag ja, es ist ein reißen!) möglicherweise, ganz vielleicht nur, will es später einmal ein richtiges rheuma werden, aber das steht noch überhaupt nicht fest. erstmal geht es also darum, herauszufinden, wie es sich so benimmt in mir, was es eigentlich hier will oder soll. worauf hinaus? in sechs wochen wird nochmal nach ihm gesehen, ob es sich in der zwischenzeit nicht vielleicht einfach wieder schlafen legen mochte.

ich denke da ja glasklar: mir reicht es schon, längst, schnell wieder raus damit und gut ist. schluß! große lust macht mir das nämlich nicht, soviel steht fest.

ärzte dagegen werde ich wohl nie begreifen. wie können die so schnell sein? ich selbst weiß kaum noch, was ich geredet habe, kaum daß ich wieder aus der tür bin. hoffentlich war nicht allzuviel blödsinn oder sonstwie falsches dabei. könnte aber durchaus sein, denn warum die frau, mit blick auf meine paar kinnhaare, unbedingt meinen schamhaaransatz sehen wollte, verstehe ich nicht wirklich. (nein, ich bin eher nicht trans, nehme keine hormone, auch nicht illegal. war es das?)

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