am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

schreibzeit (12)

gleich null, so sieht es aus. der digitale zeitstempel ist gnadenlos: seit dem 20. dezember, nachts um 23:04h habe ich den roman nicht angefasst. das sind über zwei wochen!

und das ist zuviel! jetzt muss ich mich mühen, anlauf nehmen vielleicht, um wieder hineinzufinden. das ist arbeit, richtige arbeit und kein spiel, keine freude. puh! ich sollte es besser wissen. nicht nur wissen, auch umsetzen.

immerhin habe ich noch ein wenig heute und morgen, bevor es in die alltagsarbeitsmühle zurückgeht. und die steuersache ist erledigt und von der todo-liste getilgt. bis zum nächsten jahr. nochmal puh!

und jetzt weiter.

schreibzeit (11)

den ganzen tag, von zehn heute morgen bis fast jetzt. dabei nur zirka fünf seiten überarbeitet und unzufrieden geblieben. aber die schreibzeit sitzt fest im sattel, ich kann gar nicht mehr anders. und unzufriedenheit ist normal, wie auch die euphorie. alles nur phasen.

alles normal, ich erkenne es wieder. so geht schreiben, so fühlt es sich an. in mir. auch wenn es lange her ist, daß ich an solch einem batzen saß. außerdem: den ganzen tag an intensiv einer schlechten zeit arbeiten, eine miese beziehung beschrieben, bedingt und verzerrt, aussichtslos. eine grundsituation von der ich weiß, daß sie noch ein paar jahre halten wird. oder bleiben zumindest. so habe ich es entscheiden. warum mache ich das? das macht schlechte stimmung am ende, da gibt es kein entrinnen.

alles nicht neu. nur anders, jedesmal.

schreibzeit (10)

und zwar den ganzen tag. morgens früh (und tatsächlich pünktlich diesmal) zum vorerst letzten schreibguppentermin. im anschluß daran spontan den navi auf meinen bevorzugten schreibort geeicht und dorthin gefahren statt nach hause. um zu sehen, ob es ihn ohne mich überhaupt gibt. vielleicht. oder weil facebook seit gestern mit erinnerungsbildern von vor einem jahr nervt.

genau ein jahr ist es also her, daß ich mich aufgemacht habe, einen alten, längst stillgelegten text aufzugreifen und zu beleben womöglich. tagelang habe ich gebraucht, um überhaupt einen konsequenten blick, seite für seite, wort für wort, in das rohmanuskipt zu werfen. im kellermann war das, einem café am bahnhof, das ich danach nicht mehr besucht habe. ich weiß gar nicht warum, der kaffee ist ausgezeichnet. das ambiente auch nicht zu verachten, unaufgregt vor allem. viel licht und steckdosen. wäre es zu hause um die ecke, es würde mich öfter mal sehen. heute war ich wieder also einfach mal wieder einmal da, und habe dem zuletzt bearbeiteten kapitel den feinschliff gegeben. papierarbeit, ausnahmsweise. auch mal wieder fein.

inzwischen bin ich fast bei der stelle im text, die mich vor einem jahr wieder von meiner alten arbeit überzeugt hat. vieles war ungenau und unklar, aber diese stelle. ich freue mich darauf, sie aufzugreifen, zu verfeinert, zu vertiefen. das wird ein leuchten. ich bin also fast durch, und es ist gut geworden. und ich weiß, wie es weitergehen muß. es wird.

am wasser war ich nicht. gäbe es mehr zeit im leben oder mehr raum im wetter, hätte ich auch noch das boot mitgenommen und wäre aufs wasser. bei der affenhitze. das wäre perfekt gewesen.

stattdessen das motorrad, bei der affenhitze. über drei stunden glut, nicht nur in der luft, auch der motor natürlich. über drei stunden in hose, jacke und handschuhen. den helm nicht zu vergessen, den integralen. über drei stunden kupplung, bremse und gas fest im griff. das freut den karpaltunnen und die zwei oder drei geschwollenen fingergelenke, die jetzt gar nichts mehr greifen mögen. außerdem überall stau und gehupe, berlin ist aus den ferien zurück. und bis auf die letzten paar kilometer, zehlendorf und so, ist es keine gute strecke. aber egal.

genau mit den ersten regentropfen wieder in neukölln gewesen. alle fenster aufgerissen und gleich an den pc, die papierarbeit in die datei einarbeiten, solange alles noch frisch ist. jetzt ist es nacht, oder?

schreibzeit (9)

die heimatliche schreibzeit ist schwer zu fassen. ich arbeite im büro, ich arbeite zu hause, dann schreibe ich. zwischendurch baue ich ein wenig an der wohnung herum. kleinigkeiten. oder sitze ein paar stunden mit echten menschen im biergarten.

wichtig ist: ich schreibe. ich bin verbunden.

schreibzeit (8)

am ende der schreibzeit nehme ich abschied von meinem schreibort. schwer nehme ich abschied, schwerer noch als die male zuvor. ich sitze am wasser und will nach hause, schrieb ich zu einem bild heute. was bedeutet: ich will bleiben. am wasser, im schreiben, bei mir.

das geht natürlich nicht.

die schreibzeit wird ab morgen wieder im wohnbüro stattfinden, am heimischen schreibherd. der auch nicht zu verachten ist, buchenholz und capisco. das ist doch nicht schlecht. und ich will, ich muß sie beibehalten, meine schreibzeit.

bleibt die überlegung, mir hier irgendwo dauerhaft raum zu schaffen. nicht immer nur für ein paar tage, hin und wieder einmal und dann voller schwermut. eine winzige zweitwohnung, besser arbeitswohnung. im grunde ein zimmer nur, a room of one’s own, mit duschklo und kaffeekocheecke. leer natürlich, ohne möbel, damit es werden kann, wie es sein soll. für mich.

vermutlich utopisch.

sicher unerschwinglich.

traurig.

schreibzeit (7)

auf dem wasser gestern dann doch noch einen kleinen moment von urlaub gehabt. gluckern und treiben lassen, dann wieder ein wenig gluckern. das war in der „alten fahrt“, nahe hauptbahnhof, also quasi in der innenstadt. paddeln durch die stadt, diese stadt, mit ihrem seltsamen protz. ein bißchen wie wien, marmor und gold. nur eben preußisch. dazu das gummiboot, meine (lahme) NTE. das passt schon so, gerade auch wegen seiner behäbigkeit. genau, was ich brauche auf dem wasser. nicht reingefallen diesmal, auch nicht beim aussteigen. dafür beim einsteigen sowohl angeschoben als auch gezogen worden, aber was solls. so ein boot zieht halt aufmerksamkeit auf sich, jemand wollte es sogar fotografieren.

übrigens aus versehen die hiesige freundschaftinsel umrundet. was ich gar nicht gedurft hätte, denn die „neue fahrt“ ist für paddelberiebenes verboten, wie umgekehrt die „alte fahrt“ für schrauben. hab ich aber erst hinterher gesehen. ich war also quasi mit dem fahrrad auf der autobahn, und es fühlte sich auch genau so an.

gern wäre ich noch in den kleinen stadtkanal gefahren, der nur ein stummel ist, wie ich später auf der karte gesehen habe. da ich das vor ort aber nicht wußte, hab ichs lieber gelassen. es war heiß da draußen, gestern schon. heute sicher noch mehr, jetzt zumindest. in der wohnung gehts noch, aber in der prallen sonne draußen. ich hätte früh aufstehen müssen, um gegen neun schon im boot zu sitzen. dann nach zwei stunden wieder zurück in den schatten. ich wollte aber lieber schlafen. und morgen geht das wohl nicht mehr, sagt die wetter-app. erst am sonntag wäre wieder ein schöner paddeltag. da bin ich dann aber schon wieder in berlin. leider.

die nuthe würd ich auch gern mal ein bißchen runter. nächstes jahr vielleicht, wenn sie nicht gar so veralgt ist wie in diesem. sieht idyllisch aus.

geschrieben habe ich auch, ja. viel!

schreibzeit (6)

seit tagen, eigentlich schon seit dem ersten tag nach meiner ankunft hier, quält mich der gedanke, bald schon wieder zurück zu müssen. dabei ist, wenn ich es an den fingern abzähle, was ich immer wieder tue, heute gerade erstmal halbzeit. (dann warten job und ein fetter übersetzungsauftrag, der noch in diesem monat zu bewältigen ist.) kein grund zur unruhe, aber so recht kann ich es nicht glauben. deshalb bin ich nicht entspannt, vergesse diesen aspekt des schreibens komplett.

die entspannung, das sein und werden lassen.

ich muss aufs wasser, denke ich, das boot steht ja bereit. damit die schultern mal was anderes zu tragen bekommen. heute ist ein guter tag.

schreibzeit (5)

gestern nacht hat es tatsächlich ein wenig geregnet. erst blitzen und donnern aus der entfernung, dann auf einmal dieses wunderbare regengeräusch. erst so 45 bis 50 sekunden lang. wenig später noch einmal und diesmal länger, sicher drei oder vier minuten. vielleicht sogar fünf. nicht viel, wirklich nicht. aber es hat gereicht, danach wurde es merklich besser. ich weiß das, ich konnte nicht schlafen bis gegen vier. und jetzt ist es fast ein bißchen kühl, oh wunder. dazu kirchenglocken, es ist sonntag.

wenn schlafen ein problem ist. das hatte ich lange nicht, nur als kind und dann ein paar jahrzehnte danach. zur entwöhnung oder so. weil ich mich daran gewöhnt hatte, daß die nacht meine einzige zeit ist. zeit für mich, zeit allein. auch wenn ich da nichts tun konnte, ich war kind, ich mußte im bett liegen. doch ich durfte denken, ganz für mich, ungestört.

die nacht nach dem lcb war besser, wiewohl deutlich heißer. da war ich ganz bei mir, ermutigt vielleicht von den vielen verschiedenen menschen, alle irgendwie präsent. ich träumte sogar irgendetwas, obwohl ich nicht zu schlafen glaubte. etwas, das mich sehr zufrieden machte. mit meinem körper vor allem, der alt wird und anfängt, leise zu ächzen. zumindest bei so einem wetter. jemand hat ihn gemocht, in diesem traum, deshalb hab ich ihn auch gemocht. in diesem traum. ich war zufrieden.

heute morgen habe ich gekämpft. im traum immer wieder die gleiche schlacht geschlagen, immer ohne ausgang, ohne entkommen. und man muß doch vor den kriegen flüchten, dann sind sie hohl und leer am ende. auch die inneren.

beim kaffeekochen wurde mir klar: schreibzeit beinhaltet schreibarbeit. banal im grunde, ich weiß. doch schreibarbeit ist ein spiel mit knochen, ist magie. das fleisch der geschichte, die zu erzählen ist, schneide ich aus meiner eigenen substanz. das verrät mich, immer, auch mir selbst. viel mehr als so ein blogbeitrag, der doch auch schon einiges aussagt. doch im grunde ist das nichts. denn ich spreche hier nicht über das, was mir gestern nacht auf einem kleinen, hundemüden spaziergang begegnet ist. kein mensch, kein tier, kein ding. eher ein gedanke. etwas, das loszulassen ist. oder zu schlucken und zu verdauen. damit das ein ende hat.

was bleibt ist der wunsch nach einem schreibgegenüber. kein kurs, keine schreibspiele und kreativübungen. keine strategiespiele und mindmaps. das alles ist prima, mehr oder weniger. ich habe viel gelernt in solchen umgebungen, auf die eine oder andere art. was ich meine, ist etwas anders. eine wahre begegnung, die all das menschliche, das persönliche, das peinliche auch, das durch die schreibarbeit angestoßen wird, fraglos mit umschließt. in die arme nimmt, wie beim tango, fest und flexibel. die es betrachtet und achtet, alles, wie es ist. nicht aber bearbeitet, anzweifelt oder gar wertet. oder bewundert am ende, das ist die schlimmste aller verklärungen. das ist verachtung.

die verzweiflung an sich ist doch schon groß genug. es geht um das ganze, mit jedem wort, es geht ums leben. nicht nur beim schreiben.

seit ich kind bin schaue ich nachts in die welt, blicke in diese leere, die mich umgibt und suche. und hoffe auf begegnung jenseits der verachtung. vielleicht bin ich blind und unfähig, sie zu erkennen. unfähig auch, mich zu erkennen zu geben, das mag sein. ich verleugne mich nur allzu gern, ich weiß. doch das ist der nackte kern, auf den ich gestern nacht unvermittelt gestoßen bin. gewollt habe ich das nicht, aber das ist es eben, was passiert. wenn man schreibt.

mein nackter kern.

schreibzeit (4)

nachts ist es heiß hier, ich schlafe nackt. ohne decke sogar und biete so den mücken ein großzügiges angriffsfeld. nach dem aufwachen ziehe ich mein schlafzeug an. (nackt umherlaufen schickt sich in einer ergeschoßferienwohnung nicht besonders.) dann öffne ich alle türen und stelle den ventilator an. beim kaffee schreibe ich dann die erste runde, so zwei stunden vielleicht.

dann frühstück. jetzt also frühstück, war spät heute, das aufwachen.

gestern bis nachts am wannsee gesessen und damir imamović zugehört. beeindruckend schön. (wenn ich je etwas singen wollen würde und könnte, dann so etwas. das weiß ich schon lange, aber ich kann ja nicht singen. auch ist es nicht meine tradition, also völlig außer reichweite.)

„nach hause“ waren es dann nur ein paar minuten, gut acht kilometer, z. t. durch den wald. auch schön.

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