am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

idyll

dieser frühling ist ein unsagbar schöner frühling. ich sitze mit meinem kaffee auf dem balkon, es ist nicht allzu zu warm eigentlich, aber die sonne. die sonne, die machts. die tomaten explodieren, quasi über nacht. ich kann ihnen beim wachsen zusehen. seit heute morgen sind die feinen stengel zu kräftigen, grünen stämmen geworden. ebenso ist es mit dem blau des männertreus, auch der lavendel, jetzt schon im dritten jahr, wächst fleißig los. und die schwarzäugige in diesem jahr baut dunkerote blüten mit schwarzem kern.

das alles muss ich gleich gießen, das darf ich nicht vergessen.

die baustelle gegenüber hat sich als hinterhofrenovierung herausgestellt. zumindest werden seit tagen massenhaft gerüstteile auf der straße gelagert und anschließend durchs haus nach hinten getragen. das ist eine gewisse erleichterung, auch wenn noch nicht ausgeschlossen ist, dass nicht auch die vordere fassade eingerüstet und bearbeitet werden wird. wie auch immer, auf jeden fall wird nicht alles zu meinem vergnügen direkt vor meinem balkonidyll ausgeführt.

ansonsten beherrscht mich eine gewisse frustration. die über zwei, vielleicht auch drei monate andauernde, wirklich gute zusammenarbeit im brotberuf ist einstweilen beendet. und damit kehrt eine gewisse ernüchterung zurück, die gewissheit meiner nichtigkeit. die mir ja auch in allen anderen berufsbereichen seit nunmehr jahren entgegenschlägt. uns es mehrt sich in mir die erkenntnis, dass das so bleiben wird. oder zumindest die vorstellung, dass es mit über sechzig keine schlüssige begründung für erfolg oder zumindest zufriedenheit mehr gibt.

natürlich mache ich trotzdem weiter, ich verbrauche diesen körper ohne sinn und zweck.

die neue maschine macht immer noch spaß. nach etwas über dreihundert kilometern habe ich zum ersten mal getankt, weil das tanklämpchen aufleuchtete. mir war nicht so recht bewusst, dass ab da noch etwa zweihundert kilometer möglich sind. die noch dazu mithilfe des automatisch umgestellten kilometerzählers angezeigt werden. egal. zu hause habe ich mich ein bisschen in der ausführung einer dreisatzaufgabe geübt, und bin zu dem ergebnis gekommen, dass die enfield, so wie ich sie derzeit fahre, gerade einmal zwei komma neun liter auf einhundert kilometer verbraucht. also roundabout drei liter. das gefällt mir.

als ich gestern nach hause komme, die maschine ankette und meine sachen zusammensammel, spricht mich eine frau an. sie frag, ob mir auch die blaue kawa gehört hat, die immer auf der anderen straßenseite gestanden hat. da, wo jetzt der laufende kneipenbetrieb stattfindet. einen augenblick lang denkeich, dass sie vielleicht weiß, wo sie ist. aber das ist natürlich blödsinn. die frau möchte mir nur sagen, wie schön sie die alte gefunden hat, dass sie sich immer gefreut hat, sie zu sehen. und sie tröstet mich, die frau, als ich ihr sage, dass die kawa geklaut wurde. die neue sei auch sehr schön, sagt sie. das freut mich, dass es um schönheit geht. nicht um lärm und geschwindigkeit. das ist es nicht, für mich, wenn es um motorräder geht.

seltsam auch: wie nachhaltig die kawa hier in der gegend vorhanden war und immer noch ist. ich kann nur ahnen, dass es sich mit mir ähnlich verhalten wird. mit menschen generell.

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