am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

wettlesewahnsinn! was man sich so alles antut, als schreibende, als kleines literaturwürmchen. die zugpläne verdrehen und im ice fahren müssen. teuerteuer! in dortmund quasi von einem helikopter begrüßt werden. irgendeine demo, polizeiaufgebot, kaum zum aushalten. in der buchhandlung angekommen die richtigen leute nicht finden. nicht einmal leute, die die richtigen leute wissen könnten. also mit verspätung in den besprechungsraum finden, eine kleine horde schreibender vorfinden. und einen moderator. die diskussion um die fairness des verfahrens ist schon durch. wer am meisten bekannte mobilisieren konnte hat gewonnen, das steht so gut wie fest. wer das sein wird, weiß ich noch nicht. aber ich scheide ganz sicher aus, noch bevor alles angefangen hat, denn ich habe noch kein bekanntes gesicht entdecken können. ich nehme es gelassen. als hätte ich das nicht schon bei der einladung gewußt. ich bin nicht aufgeregt, träume vor mich hin. draußen fängt es an zu regnen. nebenbei höre ich zu. miriam müntefering liest eine kindergechichte. naja, eine zweimäderlliebesgeschichte in briefen. oder doch nicht in briefen? keine ahnung. dann eine möglicherweise wahre begebenheit, von einer älteren dame gemächlich vorgetragen. sie überzeiht. eindeutig. dann ein frauenmord aus versehen. was weiß ich. dann bin ich dran. oder war da vorher noch was? der moderator nennt mich eine motorradbraut. hatte ich verraten, daß ich motorrad fahre? wie lustig. wenigstens fragt er nicht nach meinem beruf. was hätte ich da sagen sollen? was hatte ich da bloß geschrieben? der moderator vergißt, LUCAS zu erwähnen. sollte man immerhin kaufen, den roman. ich vergesse es aber auch. vor allem habe ich es im vorfeld vergessen. vielleicht hatte der moderator es gar nicht auf seinen hübschen kleinen kärtchen. andererseits war da sogar jeweils ein bild drauf. ich lese. es geht schnell. der text wirkt, das merke ich genau. aber das hat nichts zu sagen. auch das weiß ich, im selben moment. die meisten im publikum sind an ihre verwandten gebunden. ich sehe es winken und lachen, immerzu. nach mir grüßen ein paar ins publikum bevor sie loslesen, reden mit ihren müttern, ihren freunden und bekannten. ich möchte gehen, in diesem moment. schlimm genug, was man sich so alles antut. längst werden stimmzettel abgegeben, der erste als der zweite gerade anfing zu lesen. dann kommen auch noch lustige texte, richtige brüller. kindheitsanekdoten. wie schön. nein, ich will nicht lästern. der gewinner war wirklich gut, besonders im vortrag, im ablauf, in der zuspitzung. das geht schon in ordnung. banal natürlich, aber warum denn auch nicht. das kommt gut, einfach mal ein bißchen loslachen. ist doch klar. ich will trotzdem gehen. muß ich das haben? muß ich hier sitzen und wissen, daß ich keine chance habe. weil ich niemanden mobilisieren konnte, einfach mal einen gehörige batzen samstag zu opfern? weil ich keine familie habe? weil ich nichts lustiges eingeschickt hatte? weil ich sowieso nicht für lustiges tauge? muß ich mir das antun?

ich bleibe, weil es einen gutschein geben soll am ende. für alle. 50,-€, immerhin. den kann ich vielleicht irgendwem verkaufen, dann hab ich wenigstens die blöde ice-fahrt raus. ein bißchen mehr sogar.

also muß ich noch einen gewinner aus dem großen topf der abstimmenden mütter und freunde ziehen. natürlich eine handschrift, die ich nicht lesen kann. fast so schlimm wie meine. anschließend werden die fünf besten nach oben gezählt. ich will weg, ich will das nicht. was man sich so alles antut. ich bin nicht dabei, wie könnte ich. keine mütter, keine freunde für mich. nur der text, nur das wort. und meine stimme. so lande ich bei den laien, den hausfrauen und rentnerinnen, irgendwo. ich frage nicht nach. nicht auch noch das.

auch wenn ich gewußt habe, von anfang an, seit wochen. das will ausgehalten sein. ertragen. was man sich so antut. für nix und wieder nix. beim nächsten mal sollte ich vielleicht gemächlich verzichten.

andererseits: als ich schon fast draußen war. schweigend, im regen. während ich die bahnhofsrichtung suchte. auf einmal von weitem eine stimme, die mir sagt, sie fände das ja unmöglich, daß ich nichts gekriegt hätte. eine einzige. ich zucke mit den schultern. so ist das eben, sage ich. ich hab es ja gewußt. sage ich. kann man nichts machen. die frau erzählt mir noch, daß manche im publikum mehrfach gestimmt hätten. ich weiß nicht, ob für unterschiedliche leute oder unter verschiedenen namen. ich frage nicht. was solls?

aber beim nächsten mal bin ich dann wohl doch wieder dabei. weil es um die eine stimme geht vielleicht. die eine zuhörerin,die verstanden hat. und so wird eben weitergearbeitet. immer weiter.

ach so. zum nachlesen, hier: (emily)

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