recherchebeiläufigkeiten.
immer noch suche und lese ich über den krieg und die bomben, alles, was ich finden kann. heute – endlich (warum endlich?) – fand ich listen und tabellen im anhang von Rolf-Dieter Müller; Der Bombenkrieg. meine finger gehen die spalten durch. Zeitpunkt. Ziel. Angreifende Flugeuge. Bombenlast. Verluste. Tote. ansonsten, daten und ziffern.
essen suche ich, das ruhrgebiet zumindest. den ort, wo ich geboren bin, wo meine mutter kind war. ich finde nicht viel im zahlengewirr, vor allem keinen überblick. zweistellige opferzahlen, manchmal auch dreistellig. andere haben mehr, denkt mein dummes hirn. ob meine mutter je einen toten sehen mußte? als kind?
dann bleibe ich an einer ziffer hängen. 3000! eine schöne runde summe, die einzige glatte zahl. in der spalte der toten. der ort, mein finger fährt die zeile entlang nach vorn, ist wuppertal. ein inferno, ich habe anderswo davon gelesen, ohne das datum zu beachten. es ist eine spalte davor zu finden, eine frühlingsnacht im mai. vor 61 jahren.
und 19 jahre später, meine geburtsnacht.
ich habe dieses datum immer sehr gemocht, es war mir zueigen, ganz und gar. wie ein muttermal auf der haut, höchstpersönlich und einzigartig geformt.
in wuppertal wohne ich jetzt seit 17 jahren. eingezogen bin ich an meinem geburtstag.
ein paar tagen mache ich MEMORY fertig zum verschicken. exposé, bio, usw. das anschreiben datiere ich vor, ich weiß nicht warum. auf meinen geburtstag.
morgen werde ich einen weiteren brief schreiben, der ebenfalls vordatiert sein wird. so zumindest war es geplant. auf welches datum steht wohl außer frage. eine kündigung, die ich dann – vielleicht – an besagtem tag in den briefkasten werfen werde. aber anderswo, in diesem jahr.