am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

nachtopfer

nachts brüllt es hysterisch, unten auf der straße. oder ist es schon morgen? eines meiner fenster ist offen, wie immer. so ist alles immer sehr nah. unten sind keine worte, nur stimme. angst vielleicht. ist es ein mann? oder eine frau? braucht es hilfe?
ich schlafe, eigentlich, werde nicht richtig wach. ich liege auf dem rücken, das zumindest spüre ich. wie in einem sarg, die hände auf dem bauch gefaltet. sie scheinen meinen atem zu kontollieren, auf und ab. das ist es, was ich wahrnehme.
dann knallt es. das schreiende etwas läuft, rennt weiter, und wieder kracht etwas. rennen, schreien, krachen. immer leiser, immer weiter weg. jetzt bin ich wach.
aus dem küchenfenster sehe ich mein motorrad auf der seite liegen. kein guter anblick. eine halbe stunde später hebe ich sie (die maschine ;-) zusammen mit einem schnauzbärtigen polizisten (den ich nicht gerufen habe) wieder auf. sie hat es gut überlebt. meistens passiert nicht viel, wenn sich die dinger aus dem stand hinlegen. die hebel brechen ab, die spiegel, vielleicht der eine oder andere blinker. die vergaser laufen voll und, wenn der tank gut gefüllt ist, läuft sprit aus dem deckel. das ist alles.
diesmal ist nichts, auf den ersten blick. die gabel okay, ein paar frische kratzer. was aber nichts macht, bei der alten maschine. die kawa ist offensichtlich gut proportioniert.
ich hoffe nur, daß ich jetzt nicht noch meinerseits ärger kriege, weil die kiste noch das wtaler kennzeichen trägt.
seltsam ist, daß ich seit tagen gedacht habe, daß das ein schlechter platz ist für die maschine. daß ich, weil ich in den letzte drei wochen kaum gefahren bin – die kälte, die fremde, das ist mitunter einfach zuviel – nicht genug mit dem ding verbunden bin. daß ihr etwas passieren könnte, bald schon. überhaupt: längst hatte ich polfett besorgen wollen, wenigstens das, für den einen kontakt der batterie, der ohnehin immer viel zu sehr oxidiert. weil er mit recht unortodoxen mitteln zusammengeschustert ist. irgendeine schraube, eine fette mutter als stütze, damit das kabel nicht zu sehr verbiegt. und die kleinen 12-volt-akkus sind ja ohnehin mehr als anfällig…
seltsam ist auch, daß ich offensichtlich mit den dingen mehr verhaftet bin als mit den menschen. oder ist das nur im moment so? im ersten winter in berlin.

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