am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

hauptstadtuntauglich

seit ein paar tagen ist es endlich soweit, die maschine zumindest war nett zu mir. drei monate, wenn nicht länger, hat sie im winter, im schnee draußen herumgestanden. nicht einmal die batterie hatte ich rechtzeitig ausgebaut und ins warme getragen, wie es sich gehört. dennoch hat die kiste sich nicht gemuckt, nachdem der akku einmal aufgeladen war. ein einziges mal hat es die sicherung herausgehauen, dann tuckerte die maschine sachte vor sich hin. nicht einmal frische kerzen wollte sie, nur noch ein bißchen luft und sprit natürlich.
so bewege ich mich nun also durch die hauptstadt. zwei räder, handschuhe, helm, gepanzerte jacke, dick wattierte überhosen und regenstiefel, vorsichtshalber. mehr oder weniger bin ich immer auf der suche, was mitunter gar nicht so einfach ist. der patentgefaltete plan lebt inzwischen dauerhaft in der klarsichttasche des tankrucksacks. aber ich lerne auch dazu, erkenne hinter den linien und kreuzungen des planes die häuserschluchten, freiflächen und anhaltspunkte. der alex ist ja schließlich auch nicht von überall zu sehen.
auf einer der ersten fahrten in diesem jahr, ich stehe gerade vor einer roten ampel in der warteschlange, da ruckt es auf einmal von hinten. ganz so als hätte ich die kupplung zu schnell kommen lassen und die kiste wäre mit einem kleinen satz nach vorne verreckt. ich habe aber die kupplung nicht kommen lasse, ich stehe im leerlauf, die kupplung hat nichts zu melden. der motor läuft auch noch. ich drehe mich um. ich bin angefahren worden, das ist alles. es wird grün, ich fahre über die kreuzung und halte an. viel kann nicht passiert sein, plastikstoßstange auf reifengummi, es gibt schlimmeres, gerade auf zwei rädern. aber ich will es sehen. der weiße wagen, der weit vor mir anhält hat ein polnisches kennzeichen. die blonde frau, die auf mich zuläuft scheint recht aufgeregt. schon von weitem winke ich ab. es ist nichts weiter passiert. trotzdem kommt sie zu mir, nicht um sich zu entschuldigen, sondern eher um sich zu erklären, in recht flüssigem deutsch. die beiden hebel da unten. jaja, ich weiß, die kupplung, das gas, aber das gehört schließlich dazu, oder? dann fragt die blonde doch tatsächlich nach der oderstraße. gerade will ich auf das überdeutliche W auf meinem nummernschild deuten, da deutet sie ihrerseits auf meinen stadtplan. und ich? was mache ich? ich ziehe die handschuhe aus, klappe den plan auf und suche, erkläre, wünsche gute fahrt. nein, das nun doch nicht. aufpassen, rufe ich der blonden zum abschluß nach, immerhin.
aber berlinkompatibel war das nicht, diese eigenartige nettigkeit, nachdem ich fast von der fahrbahn gekegelt worden wäre.
einen abend später. es ist nacht, ich fahre fahrrad, ich komme aus kreuzberg, wo ein meeting war. da stehe ich in der pannierstraße, mitten in der nacht, wie schon gesagt, vor einer roten ampel. auf meinem fahrrad, hatte ich das erwähnt? und ich warte, daß es grün wird. tatsache! also da, an der stelle, wo sogar tagsüber sämtliche, wirklich alle, ohne ausnahme, fahrradfahrer sich einen feuchten dreck um beleuchtungsanlagen kümmern. da stehe ich, mit verschränkten armen, weil mir kalt ist. und schüttle den kopf. und lache mich tot. über mich.
ich muß wohl noch ein bißchen üben, wie das hier so geht. mit meiner grundeinstellung liege ich voll daneben, nicht nur im straßenverkehr. denke ich. einstweilen bin ich wohl noch berlinuntauglich geschrieben. hoffentlich.

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