am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

frühling in der u-bahn

es gibt ja nicht viel, was man in u- und s-bahnen machen kann. entweder lesen – die zeitung , ein buch oder das berliner fenster – oder musik hören und ins leere starren. nur nicht die leute ansehen, zumindest nicht direkt, das geht gar nicht. da herrscht in den bahnen dasselbe gesetz wie im fahrstuhl. man hat so zu tun, als wäre die situation nicht so, wie sie ist. zu laut, zu eng, zu stickig. auf jeden fall vorwiegend unangenehm.
was also tun? telefonieren im massenverkehrsmittel ist nicht so mein ding und musizieren kann ich auch nicht. ganz zu schweigen von presseproduktverkäufen von wagon zu wagon. ich sitze also da, mehr nicht. und wenn ich einmal von meinem buch hochsehe oder die zeitungsseite umschlage, dann – und auch nur dann – wage ich vorsichtig einen blick auf die anderen. die machen genau dasselbe. sie starren löcher in die luft, telefonieren oder glotzen zum berliner fenster hoch. wenn sie nicht zufällig auch gerade die seite umblättern und erschrocken auf meinen blick treffen.
heute speziell zu beobachten: die unfähigkeit mit dem eigenartigen wetter umzugehen. typen im sweat-shirt und barfuß in ihren turnschuhen sitzen neben aufbauschenden daunenjacken und wollschals, handschuhträger neben blanken nierenpartien. regenschirme machen da noch den besten eindruck. das paßt irgendwie. frühlingswinde wehen durch die schächte.

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