am anfang war das wort eine mischung aus wahrnehmung und klang

anderswo

das mit den erinnerungen ist gar nicht so einfach. meine mutter hat mir pullunder gestrickt, als ich noch klein war. die hatten querstreifen und waren aus mohair, zumindest teilweise. resteverwertung. manche habe ich trotzdem gemocht, wenn ich mich recht erinnere.
ich erinnere mich auch daran, daß ich mich als kind nach kräften bemüht habe, nie etwas zu verraten. über das, was zuhause war. dabei wußten es alle, das ist mir heute natürlich klar. wir lebten in einer neubausiedlung, voll mit jungen familien. und die wände waren dünn.
ich erinnere mich, daß ich damals dennoch davon überzeugt war, daß niemand etwas wissen konnte. ich hatte ja nie ein wort darüber verloren, all die jahre nicht. ich hatte auch keine wahl, denn ich lebte tief drinnen, in diesem zuhause. während all die anderen nur darum herum wohnten. sie sahen mir zu, vielleicht, doch sie schwiegen. genau wie ich.
so war das, damals. obwohl ich mir andererseits auch nicht vorstellen konnte, daß es eine andere welt geben könnte. anders als das, was zuhause war. das, was immer schon gewesen ist. eine welt, wie ich sie in büchern fand oder filmen. das schien mir unmöglich. es gab doch nur eines. eine welt.
wo also lebten sie, die menschen, die ich traf, als ich noch kind war? in der schule, in der nachbarschaft, die anderen kinder, die lehrer. die wenigen menschen, die unser zuhause sogar betreten durften, hin und wieder, die verwandten vor allem. wo lebten sie? damals. und wie? in welcher welt?

0 Gedanken zu „anderswo“

  1. und da lese ich doch glatt “die wenigen menschen, die ihr zuhause sogar betreten durften”. au weia. sonnenklarer gehts kaum. aber bevor ich jetzt über kleine mädchen schreibe, die aussahen wie jungs und ihr zuhause nicht betreten durften…

    liebe grüße.
    einfach so. immer mal wieder. warum auch nicht. guck mal bei amazon, da hat jemand eine neue kritik geschrieben.

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